Sind Sie begeisterter Fastnachter? Oder eher ein Faschingsmuffel? Es ist ja schon so: Jedermanns Ding ist das nicht mit den Pappnasen, den Luftschlangen und dem Helau… Aber auch für die Begeisterten ist das ja sehr unterschiedlich: Während die einen mal „so richtig die Sau raus lassen“ und sich dabei alle Kontrollleuchten auf „aus“ stellen, ist der Fasching für andere einfach ein schöner Anlass zum Feiern. In den Faschingshochburgen kriegen die das ja auch wirklich toll hin. Bei uns? Na ja… Aber auch hier gilt: Wer begeistert dabei ist, der und die soll feiern! Das Leben feiern!
Darum soll es eigentlich auch gehen in der Fastnacht. Eigentlich ist da die Nacht von Faschingsdienstag auf Aschermittwoch gemeint. Die letzte Nacht vor der Fastenzeit, die Fast-Nacht eben. Ab Aschermittwoch ist Fastenzeit und Passionszeit. Die Zeit, in der Christinnen und Christen sich an das Leiden Jesu erinnern und dabei vor allem daran, was dies mit ihrem eigenen Leben zu tun hat.
Eine Zeit der Besinnung also. Gut so. Gerade in unserer hektischen und schnellen Zeit. Nur warum eigentlich jetzt? Was soll das mit der Fastenzeit und der Fast-Nacht? Am Ende der Zeit steht Ostern: Das Fest der Auferstehung Jesu. Fest des Lebens. Freude pur! Auf besondere Feste bereitet man sich vor – so zumindest war es lange Brauch. Es gibt zwei große kirchliche Vorbereitungszeiten: Die Passionszeit vor Ostern und die Adventszeit vor Weihnachten. In der längsten Zeit des Christentums waren diese Vorbereitungszeiten zugleich Fastenzeit: Zurückhaltung und Verzicht in der Zeit vor dem Fest, vor dem Feiern. Und wie lange? 40 Tage! Eine alte biblische Zahl: 40 Tage war Jesus vor seinem öffentlichen Wirken in der Wüste. 40 Tage wanderte der Prophet Elia durch die Steppe – und es gibt noch mehr Beispiele! 40 Tage sollen sich Christenmenschen auf Ostern vorbereiten und in dieser Zeit das Leiden Jesu bedenken – so haben es sich die Kirchenväter gedacht. Und diese 40 Tage beginnen an Aschermittwoch?
Nein, tun sie nicht. Bis Ostersonntag sind 46 Tage. Bitte? Ja! Die sechs Sonntage der Passionszeit werden nicht mitgezählt. Jeder Sonntag ist ein Festtag, denn an ihm feiern Christen Woche für Woche die Auferstehung Jesu. Aus diesem Grund wurde der Festtag der Woche vom jüdischen Sabbat (Samstag) auf den Sonntag verlegt. Der Sonntag ist der Tag der Auferstehung. Er kann kein Fastentag sein! So kommt der Aschermittwoch zustande und so wurde Fast-Nacht zum Fest vor Beginn der knapp sieben Wochen Fasten- und Passionszeit.
Noch einmal feiern! Noch einmal Fleisch essen und Wein trinken! Noch einmal ausgelassen fröhlich sein und das Leben feiern! Dann sieben Wochen lang das Leben in der Stille bedenken. Manche gestalten das auch heute und machen mit bei „7 Wochen ohne“: Verzichten auf Alkohol, auf Nikotin, auf Süßigkeiten, auf Autofahren, auf Fernsehen, auf Facebook, auf… Bewusst verzichten kann die anschließende Freude besonders groß machen. Ja, das gilt auch heute!
Aber jetzt erstmal eine fröhliche Fastnacht – für alle, die es mögen!
Herzliche Grüße,
Pfarrer Dr. Klaus Neumeier
Ev. Christuskirchengemeinde