Die großteils neuen Fahrzeiten der Karbener Stadtbusse haben ihren ersten Praxistest absolviert. Mancher Fahrgast war davon überrascht. Ein ganz anderes Problem aber hemmt den Neustart.
Karben. Der Berufsverkehr ist an diesem Montagmorgen in Karben eine besonders zähe Angelegenheit. Die Ursache dafür findet sich, wie so oft, auf der Autobahn A 5: ein Lastwagenunfall bei Bad Nauheim. Die Umleitungslawine blockiert mal wieder die B3 in Karben. Mitten im Stau stehen die Karbener Stadtbusse, und die Fahrpläne mutieren zu Wunschzetteln. Dabei war dieser Morgen für die Stadtbus-Linien 7 und 26 und ihre Fahrgäste ein besonderer: Tags zuvor waren die Fahrpläne der Busse teils radikal geändert worden. Nun müssen sie den Praxistest bestehen.
Stefanie Schütz wartet in der Minuskälte am Bahnhof Groß-Karben auf die S6 nach Frankfurt. Mit dem neuen Busfahrplan ist sie vollauf zufrieden. Sie muss auf dem zugigen Bahnsteig zwar einige Minuten länger warten. „Dafür konnte ich eine Viertelstunde länger schlafen.“
Stefanie Schütz muss nicht länger einen Bus früher nehmen, um sicher die S-Bahn zu erreichen. Der Anschluss klappte seit Jahren nicht richtig, weil sowohl Busse wie auch S-Bahnen oft verspätet sind – und die Bus-Fahrzeiten so eng gestrickt, dass sie kaum einzuhalten waren.
Der Betreiber des Stadtbusses, der Omnibusbetrieb Eberwein aus Burg-Gräfenrode, wie die Politik hatten auf einen neuen Fahrplan gedrängt. Den setzte die Verkehrsgesellschaft Oberhessen (VGO) nun ein – aber ohne großen Vorlauf.
Das führt zu einigen Verwirrungen: Beleibe nicht jeder Fahrgast hat mitbekommen, dass die Fahrzeiten umgestellt wurden – fast zwei Jahrzehnte waren sie in ihrer Struktur unverändert.
Gewinner & Verlierer
So warten an einer Stelle Schüler auf den 7er-Bus, der dort gar nicht mehr entlang fährt. Auch dass die Linie das Industriegebiet Friedberg nicht mehr bedient, überrascht: Viele müssen auf einmal weite Fußwege zu ihren Arbeitsplätzen in Kauf nehmen, sagt Busfahrer Walter Broger: „Die VGO-Macher wissen nicht, wo die Menschen hinwollen.“
Die Änderung hat durchaus ihre gute Seite: Die Linie sei nun „einwandfrei zu fahren“, habe ein Fahrer begeistert zurückgemeldet, erklärt Eberwein-Chefin Ingeborg Strehl. Eine erste Einschätzung, ob sich die neuen Fahrpläne bewähren, mag sie aber noch nicht geben. Ebenso hält sich der Verkehrsplaner im Karbener Rathaus, Ekkehart Böing, zurück: Die Fahrzeiten müssten sich einspielen. „Das muss man mal drei Tage laufen lassen.“
Immerhin: Von Chaos ist am Morgen nichts zu spüren. „Ich finde es gut, dass endlich eine Angleichung stattgefunden hat“, lobt Fahrgast Stefanie Schütz den neuen Fahrplan. Andere aber sind weniger zufrieden – und hoffen, dass die auf 15 bis fast 30 Minuten massiv verlängerten Umsteigezeiten in der Realität durch Verspätungen abschmelzen.
Wer auf sichere Übergänge hofft, soll zu den Gewinnern gehören. Auch andere profitieren, etwa die Petterweiler Schüler. Sie seien von der Kurt-Schumacher-Schule aus nun 15 Minuten früher daheim, freut sich Mutter Ute Pyko.
Kurzfristig geändert
Eine ganze Latte an Beschwerden bekommt dagegen die Firma Eberwein ab. Denn im Wetterauer Fahrplanheft sind die falschen, alten Fahrpläne abgedruckt. „Jetzt müssen unsere Fahrer diskutieren, und wir haben den ganzen Ärger am Bein“, ist Ingeborg Strehl sauer.
Sie kritisiert aber, dass die VGO die Fahrpläne viel zu kurzfristig eingeführt hatte. „In den Gesprächen seit Sommer hieß es immer, dass eine Umstellung zu den nächsten Sommerferien sinnvoll wäre.“ Die VGO aber sandte am 4. Dezember die neuen Fahrplanentwürfe nach Karben, stellte die Fahrzeiten schon elf Tage später um.
Die Kurt-Schumacher-Schule erhielt erst am Donnerstag vor der Umstellung einen Hinweis der VGO auf den neuen Fahrplan – verbunden mit der Bitte, die Schüler bald zu informieren.
Welche Folgen die neuen Fahrzeiten haben, wird sich erst in den kommenden Wochen zeigen.