Bad Vilbel. Er wirkt wie ein verwunschener Ort am Rande des Gronauer Wegs: der 1845 angelegte jüdische Friedhof. Die letzten Bestattungen von Julius und Flora Grünebaum fanden 1936 und 1937 statt. 1944 verwüsteten Nazis die Anlage. Die Alliierten zwangen sie 1945 dazu, wieder aufzuräumen.
Vor 25 Jahren half der inzwischen pensionierte Lehrer Walter Heil mit einer Projektgruppe der Kennedy-Schule dabei, die Anlage zu pflegen. Der Friedhof ist nur nach Absprache mit der jüdischen Gemeinde zugänglich, die den Schlüssel verwahrt. Heil und Rafael Zur, der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde, erzählten Büchnerianern der Klassen 6a, 6c und 6f von der Geschichte. Die Anlage dürfe nicht verändert werden, um die Totenruhe nicht zu stören. Sie wurde selbst während der Nazi-Zeit gewahrt. Erst durch die Schändung 1944 sei es heute nicht mehr möglich, alle Grabstätten zuzuordnen. Die Schüler wurden begleitet von Religionslehrerin Regina Laudage. Ein Schüler wollte wissen, warum Steine auf die Grabsteine gelegt werden. Das sei eine Erinnerung an den 49 Jahre währenden Auszug der Israeliten in die Wüste, erklärte Zur. Dort hätten die Steine Grabstätten markiert. Heil gab den Schülern anschließend Steine, die sie als persönliche Widmung auf die verwitterten Marmor-Grabsteine auf dem Friedhof legen durften.
Der zwölfjährige Alexander wollte wissen, ob die Juden in einem Sarg beerdigt seien. Ja, antwortete Zur, doch würden sie in Israel der Tradition nach in Tüchern bestattet. Die Schüler wollten auch wissen ob er, Zur, selbst dort beerdigt sein möchte. Er antwortete, er habe als Armee-Angehöriger das Recht, in Israel bestattet zu werden, dort aber keine Angehörigen mehr. Zur erinnerte auch an die Gräueltaten der Nazis, so als der damalige Vilbeler NS-Bürgermeister Seitz im Februar 1945 noch die letzten vier überlebenden Juden nach Theresienstadt deportieren ließ: Egon, Elena und Charlotte Lapp sowie die schwangere Edith Lapp. Sie hatten Glück und konnten nach der KZ-Befreiung nach Vilbel zurückkehren. Trotz des kurzen Besuches blieben bei den Schülern viele Eindrücke hängen.