Die Tragödie von William Shakespeares „Romeo und Julia“ in der Regie von Ina Annett Keppel feierte am Freitagabend bei den Bad Vilbeler Burgfestspielen Premiere. Der Jubel des Publikums fiel groß aus.
Bad Vilbel. Die weltberühmte Liebestragödie „Romeo und Julia“ setzt auf die Liebe über alle Widerstände hinweg. Nichts anderes zählt mehr. Die Kinder zweier verfeindeter Familien, Romeo (Martin Brücker) von den Montagues und Julia (Eva-Maria Kapser) von den Capulets, werden von der Liebe wie vom Blitz getroffen. Sie wissen, sie haben in dieser Umgebung keine Zukunft.
So lassen sie sich heimlich von Bruder Lorenzo (Axel Kraus) trauen, auch weil Julia verheiratet werden soll. Volker Weidlich gibt in seiner Allmachtstellung als Herr des Hauses ein dem Größenwahn anheimfallenden Capulet. Annette Daugardt spielt die Lady Capulet als Dame von Rang, aber mit kaltem Mutterherz.
Der Ausweg als Ziel
Doch die Ereignisse überschlagen sich. Romeo tötet Tybalt Capulet (Till Frühwald), in einem Wutanfall, weil dieser zuvor seinen Freund Mercutio (Michael Klein) erstochen hat. Romeo wird vom Prinzen (Kai Möller) nach Mantua verbannt, für Julia läuten die Hochzeitsglocken. Mit ihren Vertrauten, der Amme (eine fantastisch Angelika Bartsch) und Bruder Lorenzo wird ein Ausweg vorbereitet. Dank eines Tranks fällt Julia in einen Scheintod, wird in die Gruft gelegt, dort soll sie Romeo, wenn sie wieder erwacht, zur gemeinsamen Flucht abholen. Doch die Nachricht erreicht Romeo nicht, er erfährt von Julias Tod, eilt zur Gruft und tötet sich mit Gift. Julia erwacht, sieht den toten Romeo und tötet sich mit dem Messer. In ihrer gefälligen Inszenierung reduziert Regisseurin Ina Annett Keppel das Shakespeare’sche Personal, streicht Nebenfiguren und lässt das Stück auf seinen wesentlichen Handlungsstrang schrumpfen. Dem entspricht die sehr zurückhaltende Bühnengestaltung mit einem roten Parkett als öffentlichem Raum vor einer grauen Hauswand, ein paar Grünpflanzen unter zwei Balkonen, einer rot, einer dunkelgrau. Gesine Kuhn und Veronika Sophia Bischoff zeichnen hierfür verantwortlich.
Die erste Hälfte fällt mit Maskenball, Männerbündelei und Degenfechtereien sehr actionreich aus. Die komödiantischen Szenen unter den jungen Männern, sexistisch bis homoerotisch angereichert, wirken mitunter übertrieben. Als die Amme sich in die Männerhöhle wagt, kann sie sich gerade so mit Witz und verbaler Schlagfertigkeit den Nachstellungen erwehren. Michael Klein als Mercutio überzeugt als Draufgänger. Auch Romeo, Tybalt und Benvolio (Daniel Kuschewski) raufen sich passabel. Die Fechtchoreografie hat Annette Bauer beigesteuert.
In der zweiten Hälfte – auf die Tragödie zusteuernd – überwiegen die ruhigen Szenen auf engem Raum – dem hohen, roten Balkon, die Bühne bleibt meist leer. Dabei hätte gerade Eva-Maria Kapser als Julia die große Bühne gebührt, wie ihre letzte Sterbeszene zeigte: Es ist ein grandioser Ausbruch der Verzweiflung über den Tod ihres geliebten Romeo.
Weitere Vorstellungen: Montag, 8. Juli, sowie Dienstag, 9. Juli, um 20.15 Uhr. Vor jeder Vorstellung gibt es ein kostenloses Einführungsgespräch im Saal der Alten Mühle. Karten kosten zwischen 23 und 35 Euro im Vorverkauf sowie 26 und 38 Euro an der Tageskasse im Kartenbüro, Havenstein-Weg1, Tel. (06101) 559455. Geöffnet von Montag bis Freitag von 9 bis 20.15 Uhr, Samstag von 9 bis 13 Uhr sowie 18 bis 20.15 Uhr, sonntags von 10 bis 11 und 17 bis 18.15 Uhr..