Auch wenn die meisten Geschehnisse in unserer Welt entweder absehbar oder zumindest irgendwann nachvollziehbar sind, gibt es immer wieder Ereignisse, die uns unerklärlich bleiben. Während der amerikanische Schriftsteller Norman Mailer sein zweites Buch „Barbary Shore“ in New York schrieb, verspürte er plötzlich das Gefühl, seine Geschichte brauche noch einen russischen Spion.
Zunächst führte er diese Figur in seinem Roman als Nebenrolle ein. Doch je länger er daran schrieb, desto bedeutender wurde der erfundene Spion in seiner Geschichte. Und am Ende steht dieser Spion ganz im Vordergrund der Handlung. Kurz nachdem das Buch veröffentlicht war, stürmte das FBI in Mailers Haus. In der Wohnung unter ihm verhaftete das FBI einen Mann, der sich als Oberst Abel vom sowjetischen KGB entpuppte – ein Spitzenspion.
Solche und ähnliche Ereignisse passieren, ohne dass jemand dafür eine plausible Erklärung geben kann. Wir bezeichnen solche unglaublichen Ereignisse als Zufall. In der Regel gelten solche Zufälle als selten und äußerst unwahrscheinlich. Doch wenn man sich einmal bewusst macht, wieviel sich in unserem Leben zufällig und unabsehbar ereignet, muss man beinah von Regelmäßigkeit ausgehen. Trotz aller Planung, Regulierung und Kontrolle bleibt in unserem Leben erstaunlich viel Platz für Ereignisse, die wir nicht für möglich halten.
Dieser Umstand mag beängstigend wirken, entzieht er sich doch unserem Zugriff. Auf der anderen Seite kann er ein Fenster der Hoffnung angesichts beunruhigender Aussichten sein. Jesus Christus sagte einst seinen Jüngern unmittelbar vor seiner Verhaftung und Hinrichtung: „Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich!“ (Johannes 14,1). Aus menschlicher Perspektive war Jesu Wirken mit seinem Kreuzestod gescheitert. Da gab es keine Hoffnung mehr auf eine Fortsetzung. Doch das Unglaubliche passierte. Jesus ist auferstanden und traf sich wieder mit seinen entmutigten Jüngern. Diese hoffnungsvolle Fortsetzung des Wirkens Gottes durch Jesus Christus dauert nun bis heute an.
Eine unglaubliche Geschichte? Sie scheint so unglaublich, dass nicht wenige bemüht sind, dieses unfassbare Ereignis in eine rational nachvollziehbare Erklärung zu pressen. Doch Jesus Christus weist uns mit seiner Botschaft auf einen anderen Weg: „Glaubt an Gott und glaubt an mich!“ Der Glaube ermöglicht es einem, durch das Fenster des Zufalls zu schauen und Gottes Wirken dahinter zu entdecken. Wer durch den Glauben in dem Zufall die Handschrift Gottes erkennt, kann zuversichtlicher in eine ungewisse, vielleicht auch unglaubliche Zukunft gehen.
Diesen Glauben wünsche ich Ihnen
Clemens Breest,
Pastor der Freien ev. Gemeinde
Bad Vilbel