Karben. Mit dem mitten durch ihren Stadtteil verlaufenden Geringsgraben scheinen die Kloppenheimer Bürger eine Art Hassliebe zu verbinden. Dieser Eindruck entstand bei der Ortsbegehung, zu der der Ortsbeirat kürzlich eingeladen hatte und an der sich zahlreiche Bürger beteiligten. So manchem dient der Graben hinter dem Haus, dessen gesamte Breite zwischen 1,40 und 4,65 Meter beträgt, als Müllkippe. Andere wie Karlheinz Kling verbinden damit Erinnerungen an die Kindheit, als sie dort gespielt haben. Die Untere Wasserbehörde des Wetteraukreises hat nun die Stadt aufgefordert, den Graben in einen „naturnahen Zustand“ zurückzuversetzen. Grundlage hierfür sei die Gesetzgebung der Europäischen Union (EU).
Das bedeute, dass nahezu sämtliche Büsche und Bäume entfernt beziehungsweise stark zurückgeschnitten werden müssen, erklären Umweltstadtrat Gerd Rippen (Grüne) und Udo Riebold, öffentlich bestellter Sachverständiger, aus Eschborn. Diese nur auf den ersten Blick widersprüchlich klingende Aufforderung lasse sich dadurch erklären, „dass Pflanzen wie Fichten oder Koniferen nicht zu standorttypischen Gewächsen zählen“, erläutert Rippen. Zudem müsse zum Zweck des Hochwasserschutzes für die Anwohner der ungehinderte Durchfluss des Wassers, das bei starkem Regen ansteige, gewährleistet sein.
Um die Situation vor Ort anzusehen, machten sich Rippen, Ortsvorsteherin Marita Scheurich sowie Otto Zahradnik (beide CDU) und Helge Gottschalk (SPD) vom Ortsbeirat gemeinsam mit Bürgern auf den beschwerlichen Weg durch den teils schlammigen und an manchen Stellen engen Geringsgraben. Fachkundige Erläuterungen bekamen sie dabei von Riebold, der mit einem Sprüher aus der Farbdose markierte, an welcher Stelle Bäume und Sträucher abgesägt werden. Außer Birken und Holunder entdeckten sie auch den ein oder anderen Müllberg, und die jeweiligen Anwohner wurden direkt zum Entfernen aufgefordert.
„Ohnehin haben Mitarbeiter des Fachdienstes Umwelt und des Bauhofes kürzlich an drei Tagen Unterholz und Müll beseitigt, sonst wären wir überhaupt nicht durchgekommen“, sagt Rippen. Bei der Reinigungsaktion, die um die 10 000 Euro kostete, seien allein drei Kubikmeter Unrat wie Bauschutt und Flaschen zusammen gekommen. (kre)