Karben. Die Karbener SPD will wieder stärkste politische Partei in ihrer Stadt werden, will Verantwortung übernehmen und vor allem die Entwicklung der Stadt gestalten. Wenn möglich, soll das schon mit der Kommunalwahl am 14. März gelingen. Dass ihr Vorstand gut vernetzt ist, hat das erste Online-Gespräch mit Parteiprominenz bewiesen.
Gäste bei diesem ersten Online-Gespräch am Dienstagabend der Vorwoche, geführt von der Karbener SPD-Parteivorsitzenden Nora Zado und ihrem Stellvertreter und Fraktionsvorsitzenden Thomas Görlich, sind die SPD-Bundesvorsitzende Saskia Esken und der Vorsitzende des SPD-Bezirks Hessen-Süd, Kaweh Mansoori, live zugeschaltet aus Berlin und Frankfurt.
Eine Stunde hatte die Bundesvorsitzende für die Live-Schalte eingeräumt. Dazu kamen das Vorgespräch und die Einrichtung der Kameras, was auch noch einmal eine halbe Stunde in Anspruch nahm. Live verfolgt werden konnte das Gespräch der vier Sozialdemokraten auf Youtube.
Nora Zado moderiert
Die passenden Sitzpositionen aus Sicht der Kameraleute waren schnell gefunden und so kam das Gespräch sehr schnell auf die ungewöhnlichen Umstände aufgrund der Corona-Krise. »Eigentlich hätten wir Dich lieber hier persönlich in Karben auf unserem SPD-Neujahrsempfang begrüßen wollen. Aber wegen Corona geht das ja momentan alles nicht mehr«, überbrückte Nora Zado die Zeit bis zum Start der Sendung. Das Online-Gespräch sei jetzt als kleiner Ersatz für die SPD-Mitglieder, aber auch für alle interessierten Bürgerinnen und Bürger gedacht. Schließlich sei ein Gespräch mit der SPD-Bundesvorsitzenden und dem SPD-Bezirksvorsitzenden nicht alltäglich. Aber auch nicht ungewöhnlich, wie Saskia Esken bemerkte, denn sie habe viele derartige Anfragen, und meist entschied dann das Glück, welcher Stadt- oder Kreisverband ausgewählt würde.
Pünktlich um 18.30 Uhr eröffnete Zado dann das Gespräch, stellte die einzelnen Gesprächspartner vor und begann sogleich mit einem sehr aktuellen Thema: dem Impfen gegen das Coronavirus. In Karben und der Wetterau habe es in der Vergangenheit erhebliche Probleme mit der Anmeldung für einen Impftermin gegeben.
Themen: Impfen und Conti-Schließung
Dass es in diesem Bereich bundesweit nicht optimal laufe, räumte dann auch Esken ein. Der Impfgipfel vor wenigen Tagen habe in der Tat gezeigt, dass es da noch erheblichen Verbesserungsbedarf gebe. Esken macht dafür aber die einzelnen Bundesländer verantwortlich. Der Bund habe schon genug Probleme mit der Beschaffung von Impfstoffen.
Die zweite Frage der Karbener Genossen zielte ab auf die Wirtschaftsförderung. Da in Karben ein großes Unternehmen, nämlich Continental, vor der Schließung stehe, wollte Görlich wissen, ob in diesem Falle Hilfe vom Bund oder vom Land zu erwarten sei.
Sowohl Esken als auch Mansoori sehen in dem Fall Conti ein strukturelles Problem, das mit Corona nichts zu tun habe. »Hier hat die Autoindustrie schon vor Jahren die falsche Abzweigung genommen und ist bei den Verbrennungsmotoren geblieben. Daran könne die Politik nichts ändern. Jetzt gehe es nur um die Arbeiterschaft und die müsse mit Auffanggesellschaften oder mit Fördermitteln nun ausreichende Unterstützung erhalten.
Besser unterstützt und gefördert werden sollten kleinere Unternehmen oder Selbstständige. Dafür gebe es genügend Töpfe, nur sei der Weg dorthin viel zu bürokratisch. Auch hinsichtlich Mobilität, Breitbandverkabelung und Schaffung bezahlbaren Wohnraums habe Deutschland Nachholbedarf. Es gebe Pläne auf Bundes- und auf Landesebene, doch deren Umsetzung dauere viel zu lange.
Die Fragerunde endete mit einem Thema aus dem Karbener SPD-Wahlprogramm, nämlich dem Umweltschutz. Auch da gebe es keinen allein selig machenden Weg, sondern viele kleine Einzellösungen. »Doch die müssen auch angegangen werden, und zwar Schritt für Schritt«, beendete Mansoori nach genau einer Stunde das Gespräch.
Was fehlte, war die direkte Einbindung der Zuschauer. Immerhin hatten 161 Zuschauer das Gespräch live verfolgt.
Nächstes Gespräch am 18. Februar
Weil Zado und Görlich aber insgesamt mit dem Verlauf sehr zufrieden waren, wird es noch zwei weitere Online-Gespräche mit prominenten SPD-Politikern noch vor der Wahl am 14. März geben. Das nächste soll am Donnerstag, 18. Februar, folgen.
Von Jürgen W. Niehoff