Anderthalb Jahre nach Start der Bauarbeiten soll die Nordumgehung Karben ab August in der Landschaft sichtbar werden. Wohl zum Jahreswechsel können Autos und Laster auf ihr zumindest einige hundert Meter entlang fahren.
Karben. Ein Nachmittag voller Euphorie. Dass nach Jahrzehnten von Planung und Streit nun endlich der Bau der Nordumgehung losgehen könne. Darüber freuten sich Minister, Politiker und viele Bürger. Allerdings: Dieser Nachmittag liegt schon anderthalb Jahre zurück. Und abgesehen von einer neuen Brücke, die etwas versteckt über die Nidda führt, ist bisher nichts von der Entlastungsstraße zu sehen.
Der erste Kilometer
Das wird sich jedoch in den kommenden Wochen grundlegend ändern. Denn die Landesstraßenbehörde „Hessen Mobil“ will nun mit dem Streckenbau beginnen – und zwar von Osten her. Als erster Bauabschnitt entsteht der 1,2 Kilometer lange Abschnitt zwischen der Kreisstraße K 246 von Heldenbergen her bis zur Landesstraße nach Burg-Gräfenrode. Auch der Kreisverkehr nördlich von Groß-Karben wird in diesem Zuge mitgebaut.
Vorbereitende Arbeiten, etwa das Einrichten der Baustelle, sollten im August stattfinden, kündigt „Hessen Mobil“-Sprecherin Monica Bielesch an. „Mit dem Bau des Kreisverkehrs und der Strecke kann voraussichtlich im September begonnen werden.“ Der Verkehr auf der Landesstraße werde an der Baustelle vorbeigeleitet. Doch bevor die Bagger anrücken dürfen, müssen die dort lebenden Rebhühner „vergrämt“ werden.
„Es gibt keine gesicherten Angaben, wie viele Rebühner es in dem Bereich gibt oder gab“, erklärt Bieleschs Kollegin Claudia Scholten. Vergrämung bedeute, dass man verhindere, dass die Tiere auf dem betroffenen Areal ein Nest bauen. Die Brutzeit der Rebhühner sei aber von Mai bis Mitte Juni, die Aufzucht der Jungen im Juli/August abgeschlossen.
Freigabe noch offen
Deshalb sei die Vergrämung „zum jetzigen Zeitpunkt mehr eine Kontrolle, ob alle Gelege auch wirklich weg sind“, sagt Claudia Scholten. „Es ist davon auszugehen, dass es keine Nester oder Gelege mehr dort gibt – falls es je welche gab.“ Wenn sie freie Bahn haben, sollen die Bauarbeiter schnell vorankommen: „Noch möglichst vor Weihnachten soll der Abschnitt fertiggestellt werden“, freut sich Bürgermeister Guido Rahn (CDU).
Ob dann auch sofort Autos dort entlang fahren, ist noch nicht endgültig geklärt. „Es ist möglich, das Stück freizugeben“, sagt „Hessen Mobil“-Sprecherin Bielesch. Allerdings schafft es die Stadt nicht, bis dahin den zusätzlichen Lärmschutzwall zu bauen, der in Höhe der Häuser der Lindenstraße neben der neuen Strecke entstehen soll. Unter anderem mit diesem Zugeständnis hatte die Stadt die Anwohner dazu gebracht, ihre Klage gegen die Straße zurückzuziehen.
Doch der Zusatzwall steckt noch mitten im Genehmigungsverfahren. Weil der Extra-Lärmschutz aber ein freiwilliges Projekt der Stadt Karben ist, sei er „nicht Voraussetzung für Bau und Freigabe“, erinnert Monica Bielesch. Im Rathaus tüftelt man an Zwischenlösungen.
Mittelteil erst 2015
Im Frühjahr 2015 sollen die Bauarbeiten auf dem Mittelteil beginnen. Dieser reicht vom neuen Kreisverkehr durch die Felder und über die bereits gebaute, neue Niddabrücke bis zur Anschlussstelle zur Brunnenstraße nahe Okarben. Auch diesen Abschnitt will das Land freigeben, sobald er fertig ist.
Das ist für die Karbener wichtig, denn sie wollen in Groß-Karben die Ortsdurchfahrt saniert haben. Dieses Projekt ist Teil der Dorferneuerung. Vor einigen Wochen seien dafür die Vermessungsarbeiten gelaufen, erklärt Bürgermeister Rahn – als Basis für die finale Planung.
Schon zuvor sollen Anfang 2015 die Bauarbeiten für die zweite Brücke der neuen Straße beginnen. Sie führt über die Main-Weser-Bahn. Dort und auf dem Abschnitt bis zur B 3 laufen dieser Tage Erdarbeiten: „Es handelt sich um archäologische Grabungen“, erklärt „Hessen Mobil“-Sprecherin Bielesch.
Ende 2016 soll die Umgehung fertig sein und dann 17,4 Millionen Euro gekostet haben. „Der Kostenrahmen wird nach derzeitigem Stand eingehalten“. sagt Monica Bielesch. Das merkt man im Rathaus: „Wir zahlen fleißig unsere Anteile“, erklärt der Bürgermeister. Die Stadt finanziert das Projekt vor. Ab 2015 fließen aber bereits die ersten Rückzahlungen. So bleiben „nur“ gut 300 000 Euro an Kreditzinsen an der Stadt hängen – der Preis dafür, dass Karbens Nordumgehung viele andere Straßenbau-Vorhaben im Land überholte. (den)