Bad Vilbel. „Die Obstwiesen um Bad Vilbel sind bedroht!“, lautete vor einiger Zeit die alarmierende Botschaft der quellenstädtischen Agenda-Gruppe Streuobstökologie. Die Obstbaumwiesen, die sich in den 50er Jahren noch wie ein Gürtel um die Kurstadt geschlungen haben, verschwinden. So finde man zum Beispiel am Nussberg, oberhalb der Berliner Straße bis hin zum Berkersheimer Weg, nur noch vereinzelt Obstbäume vor. Und die Obstbaumbestände auf dem Niederberg fielen bereits in den 60er Jahren dem Bauboom zum Opfer.
Allein ein zirka ein Hektar großes Gebiet, das sich von der Wingert am Friedhof vorbei über den Kirschberg bis zum Wald erstreckt, sowie eine kleine Fläche im Bad Vilbeler Hexenloch sind noch als zusammenhängende Obstbaugebiete übrig geblieben, bilanziert die Agenda-Gruppe. Doch auch in diesem Bereich verändern sich die Bestände, die Zahl der Obstbäume verringere sich stetig. Die Gründe dafür seien laut der Agenda-Gruppe vielschichtig. Zum einen seien die Eigentümer inzwischen zu alt oder gesundheitlich nicht mehr in der Lage, die Bäume zu pflegen, zum anderen sei einigen Grundstücksbesitzern, wie im Fall von Erbengemeinschaften, überhaupt nicht bewusst, dass sie dort überhaupt Besitz haben, bei anderen wiederum fehle die Kenntnis über Pflegemaßnahmen oder schlichtweg die Zeit für solche Eingriffe.
Damit man in der Quellenstadt auch künftig in süße und saure Äpfel beißen könne, will die Agenda-Gruppe Streuobstökologie mit ihrem realisierten Projekt „Apfelsecco aus Bad Vilbeler Äpfeln“ (wir berichteten) dezidiert auf diese Problematik hinweisen. Für das spritzige Apfelprodukt „Wingert-Glück“ ernteten die Natur-Freunde-Kindergruppe und Mitglieder der Bad Vilbeler Agenda 2010 das Obst für den Apfelperlwein in den Wingerten rings um die Stadt.
Die Mitglieder der Agenda-Gruppe, die sich für die Erhaltung und Bewirtschaftung der Obstanbaugebiete um Bad Vilbel einsetzen, hoffen, dass mit ihrer Aktion „Wingert-Glück“ die Obstwiesen im Bewusstsein der Bürger als erhaltungswürdiger Erholungsraum geblieben ist, und dass man so einen Beitrag für die Rettung der verbliebenen Obstbaumbestände auf der Vilbeler Gemarkung leisten könne. Zu den weiteren Aktivitäten der Gruppe gehört die Vermittlung von nicht mehr bewirtschafteten Grundstücken an interessierte Bürger sowie die Zusammenarbeit mit dem Obstbauverein Bad Vilbel und den ortsansässigen Naturschutzorganisationen. Bürger, die sich mit dem Thema Obstbau und Naturschutz auseinandersetzen möchten, sind in der Gruppe willkommen. Treffen finden etwa alle drei Monate statt. (sam)
Weitere Informationen erteilt das Agenda-Büro der Quellenstadt, Tel.: (06101) 602328, E-Mail: agendabuero@bad-vilbel.de.