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Es hat nicht sollen sein – Hessentag abgesagt

Mit viel Enthusiasmus hat die Delegation aus Bad Vilbel im September 2017 in der Staatskanzlei ihre Bewerbung für den Hessentag eingereicht. Symbolisch hat sie dazu ein blau-grünes Band mitgebracht, denn Wasser und Grünflächen sollten im Vordergrund der Veranstaltungen stehen. Archivfoto: Pegelow
Mit viel Enthusiasmus hat die Delegation aus Bad Vilbel im September 2017 in der Staatskanzlei ihre Bewerbung für den Hessentag eingereicht. Symbolisch hat sie dazu ein blau-grünes Band mitgebracht, denn Wasser und Grünflächen sollten im Vordergrund der Veranstaltungen stehen. Archivfoto: Pegelow

Ein zeitliches Verschieben war keine Alternative

Bad Vilbel. »Es wär’ so schön gewesen, es hat nicht sollen sein«, dichtete vor mehr als 160 Jahren Victor von Scheffel. Da stimmen wohl alle ein, die sich auf den Hessentag in Bad Vilbel gefreut haben und natürlich auch die, die bereits immens viel Arbeit bei den Vorbereitungen investiert haben.  Aufgrund der  Corona-Pandemie wurde vorige Woche das große Landesfest von der Stadt und der Landesverwaltung abgesagt. Es sollte bekanntlich ab dem 5. Juni für zehn Tage Bad Vilbel zum Mittelpunkt Hessens machen.

Am 12. September 2017 fuhr eine Delegation der Stadtverwaltung und der Stadtverordnetenversammlung per Bus nach Wiesbaden. Ihr Ziel: die Hessische Staatskanzlei. Denn dort hat die Delegation die Bewerbung für den Hessentag 2020 abgegeben. Im November desselben Jahres war Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) erneut zu Gast in der Staatskanzlei, um offiziell die Zusage abzuholen.

Höhere Gewalt
Zwei Jahre und zwei Monate wurde das Großereignis, zu dem rund eine Million Besucher erwartet wurden, vorbereitet. Doch vorigen Donnerstag wurde offiziell, was seit einigen Tagen schon absehbar war: Der Hessentag 2020 wurde abgesagt. Die Corona-Pandemie hat eine solche Massenveranstaltung nicht zugelassen.
»Die Krise wird uns so lange in Atem halten, dass Einschränkungen noch weiterhin nötig wären und die Veranstaltung eines solchen Großereignisses gar nicht zulassen würden«, sagt der Hessentagsbeauftragte Claus-Günther Kunzmann. Wegen des Schutzes der Bevölkerung, der Gäste und der Mitwirkenden sei gar keine andere Entscheidung möglich gewesen. »Das ist einfach höhere Gewalt«, betont Kunzmann, der es allerdings auch »ausgesprochen schade findet«, dass diese Veranstaltung nun nicht stattfinden kann.

Am 9. März habe man »noch einen vollen Planungstag gehabt. Da war die Tragweite dieser Pandemie gar nicht absehbar«, sagt er. »Das Ganze hat uns regelrecht überrollt.« Für die Stadt findet es Kunzmann bedauerlich, »dass wir nun diese wunderbare Gelegenheit nicht haben, am Profil zu feilen«. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hätten »viel Herzblut« hineingelegt.   »Zu der Entscheidung hat es keine Alternative gegeben.« Eine Verschiebung wäre nicht infrage gekommen, allein schon wegen der Schulen. »Die hätten die Festmeile gar nicht besuchen dürfen, weil sie bis zum Jahresende keine außerschulischen Unterrichtsangebote mehr wahrnehmen dürfen.«

Zu große Risiken
Bürgermeister Thomas Stöhr betont, man hätte sehr gerne das größte und älteste Landesfest in Deutschland ausgerichtet. Angesichts der weltweit und auch in Deutschland sehr dynamischen und ernst zu nehmenden Situation aufgrund des Coronavirus sei eine planvolle Umsetzung in der letzten Phase aber nicht zu gewährleisten. Gestützt durch neue Risikoanalysen und -bewertungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und des Robert Koch-Instituts halte man es für richtig und wichtig, den Schutz von Risikogruppen in den Vordergrund zu stellen und für die Freihaltung von Kapazitäten im medizinischen Bereich und bei den Hilfsorganisationen zu sorgen. Dies gelte auch für einen Zeitraum Anfang Juni, für den heute noch keine abschließende Einschätzung abgegeben werden könne, sagt Stöhr.
»Diese Entscheidung wurde von uns schweren Herzens getroffen, da viele Institutionen, Partner, Kirchen, Vereine, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt, aber auch bereits viele Ehrenamtliche seit vielen, vielen Monaten den Hessentag mit sehr großem Engagement vorbereitet haben«, sagen Stöhr und der Chef der Staatskanzlei, Axel Wintermeyer.
Zu den Kosten erklärte Wintermeyer: »Wir werden die Stadt Bad Vilbel nicht im Regen stehen lassen.« Über die genaue Höhe der Kosten könne  allerdings  erst nach Vorliegen der endgültigen Abrechnung berichtet werden.

Bürgermeister sendet Videobotschaft

Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) hat zeitgleich mit einer Pressemitteilung aus dem Rathaus auch eine Videobotschaft unter https://youtu.be/5rhDMm33d2I ins Netz gestellt. In dem siebenminütigen Film begründet er die Entscheidung und spricht von einem »betrüblichen Moment«. Er dankt allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Stadtverwaltung wie auch den Vereinen, Verbänden, Kirchen und anderen Institutionen für deren großes Engagement. Es seien bereits erhebliche Investitionen angestoßen worden und beachtliche Fördermittel geflossen. Man denke über eine Zukunft des Hessentages nach.
Zum Schluss appelliert das Stadtoberhaupt an alle Menschen: »Wir müssen die Krise gemeinsam durchstehen.« (pe)