Rund um die Wasserburg gab es drei Tage lang in romantischer Atmosphäre Gelegenheit zum Bummeln, Genießen und Zuhören. Zum perfekten weihnachtlichen Glück fehlte nur der Schnee. Aber Frau Holle hat in diesem Jahr verschlafen.
Bad Vilbel. Der eine klopft noch schnell die Preisliste an der Holzhüttenwand fest, die andere wirbt bereits freundlich mit bunten Schals in der Hand um die Gunst der Flaneure: „Alles handgemacht!“ Und die Sonne hat ein Erbarmen, vertreibt mit mildem Winterlicht die Sorgen vieler Marktleute nach dem morgendlichen Regenschauer.
Auf der Bühne haben sich bereits die Bläser des Jagdclubs St. Hubertus eingefunden für einen musikalischen Gruß zur Eröffnung des Weihnachtsmarktes. Das Ambiente der alten Burg lässt die Besucher glauben, dieser Weihnachtsmarkt sei schon alte Tradition. Dabei gibt es ihn an dieser Stelle erst seit zehn Jahren, erinnert Bürgermeister Dr. Thomas Stöhr in seiner Begrüßung. Vorher war er auf dem wenig anheimelnden Zentralparkplatz untergebracht. Da ist es in der Burg schon viel schöner. Da sind auch zahlreiche Vereine im „Hüttendorf“ vertreten: die Bürgeraktive verkauft Schmalzbrote, die AWO Leckeres aus dem Kartoffeltopf. Gänse-Rillettes gibt es beim Moulins-Partnerschaftsverein, das ist Gänsefleisch im eigenen Saft. Auch alkoholfreies „Fruchtfeuer“, peruanische Fingerpuppen, Holzfiguren aus dem Erzgebirge, Schmuck und Wild-Wurstspezialitäten vom Jagdclub St. Hubertus sind im Angebot, ferner das neue Fotobuch von Burgfestspielintendant Claus-Günther Kunzmann und Fotograf Eugen Sommer zur Erfolgsgeschichte der Festspiele oder Erna Schlutters Dokumentarfilm „Bad Vilbel Report 2011“, in dem die herausragenden Ereignisse des Jahres filmisch festgehalten sind (der BVA berichtete).
Auf der Bühne haben in der Zwischenzeit die jüngsten Sänger der Musikschule ihr Lampenfieber überwunden. Unter Leitung von Erika Heckel und begleitet von einem Blockflöten-Ensemble eröffnen sie textsicher mit lateinamerikanischen Liedern den Markt. Vor der Bühne haben sich trotz des frühen Nachmittags schon zahlreiche Familien zum ersten Wochenendausflug eingefunden. Der führt direkt an einem riesigen, nagelneuen Waggon vorbei. Das ist das künftige Domizil des im August neu gegründeten Waldkindergartens „Die Naturforscher“.
Altes Rathaus mit Uhr
Rund um den Waggon haben sie Baumstämme aufgestellt, Äste und dicke Baumrinde. Jede Menge Material, damit neugierige Kinder es mit Sägen bearbeiten können. Die Waldkinder domizilierten bis Montag noch auf grüner Flur – erst jetzt haben sie mit dem Waggon hinter dem Parkplatz am Erzweg ihr rollendes Quartier erhalten. Sieben Kinder sind schon dabei. „Jeden Monat können wir noch ein, zwei Kinder aufnehmen, bis wir im Sommer auf 20 Kinder kommen“, sagt Kindergartenleiterin Inge Dahmer. „Im Wald kann man schöner spielen“, findet Charlotte (6). Und auch den Adventskranz haben sie sich mit zuvor im Wald gefundenen Materialien selbst gebastelt.
Selbstgemachtes steht auch bei den Modellbahnfreunden Bad Vilbel hoch im Kurs. Im Erdgeschoss des Sozialamtes, Friedberger Straße 6a, haben sie wieder eine Anlage aufgebaut. Die beliebte Winter-Wunderbahn ist diesmal leider nicht mit dabei, „unser Mitglied muss sich um seine kranke Mutter kümmern“, bittet Siegfried Scheffler um Verständnis. Er hat dafür ein selbst gefertigtes Modell mitgebracht: das Alte Rathaus aus Plastikteilen im Maßstab 1:87. Ein Mitarbeiter des Bauamts hat ihm die Pläne gegeben, er hat sie heruntergerechnet auf das HO-Format der Modellbahnen. Sogar eine exakt gehende Miniatur-Uhr ist im Turm zu sehen. Die große Anlage zeigt den „Gläsernen Zug“, ein Panoramawagen, der ab 1933 von München aus durchs Alpenland fuhr. 1995 beendete ein tödlicher Unfall abrupt die Eisenbahnlegende.