Veröffentlicht am

Es geht um Liebe – aber Küssen ist verboten

Präsentieren das Hygienekonzept für den Theatersommer in der Bad Vilbeler Wasserburg (von links): Ruth Schröfel, Sandra Malinowski und Beate Ochs. Vor allen Eingängen wird es Desinfektionsspender geben. Foto: Pegelow
Präsentieren das Hygienekonzept für den Theatersommer in der Bad Vilbeler Wasserburg (von links): Ruth Schröfel, Sandra Malinowski und Beate Ochs. Vor allen Eingängen wird es Desinfektionsspender geben. Foto: Pegelow

In die Burg nur mit Mundschutz, erst auf den Sitzen ist »Oben ohne« erlaubt

Bad Vilbel. In der Bad Vilbeler Burg wird seit Sonntag wieder Theater gespielt. Nach der corona-bedingten Absage der diesjährigen Spielzeit mit Verlegung des Programms auf das kommende Jahr geht der kurzfristig auf die Beine gestellte »Theatersommer« mit der Inszenierung von zwei Komödien über die Freilichtbühne im Burghof. Natürlich findet alles unter besonderen Auflagen statt.

An vieles haben wir uns in den letzten Monaten gewöhnen müssen: Dass wir uns die Hände desinfizieren müssen, wenn ein öffentliches Gebäude betreten wird, aber auch, dass eine Mund-Nase-Bedeckung anzulegen ist bei Fahrten mit dem Bus, aber auch in der Bücherei und im Rathaus. Nun kommt ein neuer Ort hinzu, an dem beides zu beachten ist: die Wasserburg im Kurpark. Dort wird nämlich jetzt wieder Theater gespielt.
Als Hessens Landesregierung wieder kulturelle Veranstaltungen mit bis zu 250 Zuschauern erlaubte, entschloss sich die Intendanz dazu, wieder Theater spielen zu lassen (wir berichteten).

Einige der in Kurzarbeit befindlichen Regisseure, Regieassistenten und Schauspieler wurden quasi aus der Kurzarbeit zurückgeholt, zwei Komödien wurden ausgewählt. »Ladies Night« sowie »Mondschein und Magnolien« werden bis Mitte September aufgeführt. Dies allerdings unter Bedingungen, die es so vorher noch nie gegeben hat. Diese sind in einem Konzept dargelegt, das im Laufe der vergangenen Wochen bis ins kleinste Detail ausgearbeitet wurden.

Hygienebeauftragte
»Wir haben mit Beate Ochs eine Hygienebeauftragte in unseren Reihen«, erklärt Dramaturgin Ruth Schröfel. Eigentlich hat Ochs im Festspielbüro ganz andere Aufgaben. Nun hat sie für diese ganz spezielle Zeit ein Hygienekonzept erstellt, an das sich alle halten müssen: Angestellte, Schauspieler und Besucher. Die allgemeine Kontaktsperre-Verordnung in der aktuellen Fassung hat Ochs auf die aktuelle Theatersaison in Bad Vilbel übertragen und gezielt den einzelnen Abteilungen zur Verfügung gestellt.

»Eine spezielle Situation haben wir in der Maske«, sagen Ochs und Schröfel. Denn dort wäre der 1,50-Meter-Abstand gar nicht einzuhalten. Also gilt: »Die Schauspieler müssen sich weitgehend selbst schminken.« Bei den Proben erhalte zudem jeder einen Umhang, der nach den Proben wieder gewaschen werde. »Und eine Kaffeemaschine steht auch nicht mehr auf der Probenbühne«, ergänzt Schröfel. Kaffee oder Tee müsse sich jeder selbst mitbringen.

Auch in der Schneiderei, wo die Kostüme genäht werden, ist in diesem Jahr alles anders. »Das war sonst ein ziemliches Kommen und Gehen, das darf nicht mehr sein«, sagen Schröfel und Ochs. Vielmehr müsse derjenige, der in die Schneiderei möchte, am unteren Ende der Treppe eine Klingel betätigen. »Dann muss er warten, bis er die Treppe hoch darf und eingelassen wird.«

Zudem sind die beiden Stücke für den Theatersommer so ausgewählt worden, dass sich die Schauspieler auf der Bühne nicht zu nahe kommen. »Kuss-Szenen gibt es in beiden Stücken nicht«, schmunzelt Schröfel, »auch wenn es um Liebe geht«.

Maximal 210 Zuschauer
Es wird auf der Bühne also Abstand geben, aber auch im Zuschauerraum. Die Stadt hat eine kleinere Tribüne geordert, als man sie von den Burgfestspielen gewohnt ist. »Wir wollten aber auch keine Bierzeltgarnitur aufstellen«, sagen Schröfel und Ochs.
Die kleinere Tribüne bietet die Möglichkeit, die Stühle weiter voneinander entfernt aufzustellen. Statt wie sonst 730 werden nur 210 Besucher die jeweilige Vorstellung verfolgen dürfen. Die Zuschauer werden auf ihren Plätzen keinen Mundschutz tragen. »Wenn wir ein schönes Theatererlebnis haben wollen, dürfen wir die Zuschauer während der Vorstellungen nicht zum Mundschutz verdonnern«, sagt Schröfel.

Im Burghof gilt die Vorschrift aber sehr wohl. »Jeder, der die Burg betritt, muss einen Mundschutz tragen.« Auch die Desinfektion der Hände sei vorgeschrieben. Mehreree Desinfektionsspender hat die Stadt beschafft. Sie werden an den Aufgängen zum Burghof platziert.

Toiletten mit Ampeln
Das Hygienekonzept sieht ebenso veränderte Regelungen für die Pausen vor. Sowohl vor der Damen-, als auch vor der Herrentoilette werden Ampeln aufgebaut. Gewartet werden muss dann an der Litfaßsäule nahe dem Burgeingang. »Wir werden im Prinzip nur drei Leute gleichzeitig in den Toiletten haben dürfen«, hat Ochs errechnet.

Damit alles klappt, werden die Festspiel-Hostessen mehr zu tun haben. Sie werden die Eintrittskarten scannen und die Besucher zu ihren Plätzen führen. Mit zum Konzept gehören personalisierte Eintrittskarten.
Nun hoffen alle, dass das Konzept greift. Ochs: »Wir haben alles getan, um uns, unsere Mitarbeiter, die Schauspieler und die Besucher zu schützen.«

Sieben Wochen Theater

Szene aus »Ladies Night« (Berichte über die Premiere vom 27. Juli folgt in der kommenden Ausgabe). Der nächste Vorstellungsblock umfasst die Abende vom 3. bis 10. August. Foto: Eugen Sommer

Der Theatersommer in der Vilbeler Burg bietet sieben Wochen lang Freilichttheater. Die Premiere zu »Ladies Night« fand am Montag statt. Die Generalprobe mit Zuschauern für »Mondlicht und Magnolien« geht am kommenden Freitag, 31. Juli, über die Bühne, die Premiere am Samstag. Gespielt wird bis einschließlich 13. September täglich; Vorstellungsbeginn ist wie bei den Burgfestspielen jeweils um 20.15 Uhr, sonntags um 18.15 Uhr. Eintrittskarten kosten im Vorverkauf 26 Euro und an der Tageskasse 30 Euro.
Weitere Informationen und Reservierung im Kartenbüro, Klaus-Havenstein-Weg 1, Telefon (06101) 559455, oder online unter www.kultur-bad-vilbel.de. (zlp)

Mondlicht und Magnolien – Zweite Inszenierung im Burghof startet am Freitag

Bad Vilbel. Nach dem Start des Theatersommers in der Burg mit der Komödie »Ladies Night« am Montag, geht es nun am Samstag mit der zweiten Inszenierung weiter: Regisseur Ulrich Cyran hat »Mondlicht und Magnolien« für den Burghof bearbeitet. Die Komödie beleuchtet die Hintergrundgeschichte der Entstehung des Filmklassikers »Vom Winde verweht«.
In dieser rasanten Komödie lässt der Hollywood-Produzent David O. Selznick die Dreharbeiten zu dem Film »Vom Winde verweht« stoppen. Der routinierte Autor Ben Hecht soll den Stoff verdichten, leider kennt er das Buch nicht. Doch die Zeit drängt. Eingesperrt in Selznicks Büro »erklären« ihm deshalb Produzent Selznick und Regisseur Victor Fleming die vertrackte Handlung. Ohne Schlaf, mit Erdnüssen und Bananen als Energienahrung, stehen die drei Männer und die Sekretärin Miss Poppenghul sehr bald am Rande des Wahnsinns.
Die öffentliche Generalprobe ist für Freitag, 31. Juli, 20.15 Uhr, anberaumt, die Premiere geht am Samstag, 1. August, zur gleichen Uhrzeit über die Bühne. Weitere Vorstellungen bis zum 13. September folgen in Abwechslung mit Terminen von »Ladies Night«. (hir)