In ihrem Freiwilligen Sozialen Jahr begleitet Milena Michel die Burgfestspiele – und entdeckt dabei ihre Faszination für die Theaterpädagogik.
Bad Vilbel. Die 21-jährige Milena Michel strahlt auf ihr Gegenüber Gelassenheit aus, eine innere Ruhe. Aber sie ist auch neugierig und wagemutig. Der Zufall führte Regie, als sie sich im Mai 2011 für ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) bei den Burgfestspielen bewarb – und genommen wurde. Zuvor hatte die in Grebenhain im Vogelsberg geborene junge Frau schon ein Experiment abgebrochen – ihre Erzieherinnenausbildung. Sie holte das Fachabitur nach und stellte fest, dass es das FSJ auch im Kulturbereich gibt. Seit August vorigen Jahres und noch bis Ende Juli kann sie nun in – fast – allen Bereichen hinter den Kulissen der Spiele Erfahrung sammeln. „Mein erster Eindruck von den Festspielen war, es ist erstaunlich wuselig“, erinnert sie sich. Sehr viele Dinge geschähen rund um die Bühne, die der Zuschauer gar nicht wahrnehme.
Von Anfang an habe man ihr gesagt: „Guck’ überall ’rein“, erzählt sie – in die Stücke, die Schneiderei, die Maske. Lediglich mit dem Kulissenbau und dem Casting hatte sie nichts zu tun. Dafür aber mit den Bewerbungen für das „St. Pauli“-Musical. „Und ich musste leider die Absagen schreiben.“ Ansonsten durfte sie alles kennenlernen, was zu einem mittelgroßen Theaterbetrieb gehört – vom Schreiben der Rechnungen bis zur Regie-Hospitanz beim „Michel von Lönneberga“.
Sehr gut hat Milena Michel die Zusammenarbeit mit den Dramaturginnen Ruth Schröfel und Angelika Zwack in Erinnerung. Ihre Anregung, doch auch Werbung für die Festspiele in Radio Bob zu machen, sei gleich aufgegriffen worden.
Dabei empfand Michel die Burgfestspiele schon bei ihrer Ankunft als Glücksfall. Statt wie andere FSJler erst einmal eine Bleibe suchen und Wohngeld beantragen zu müssen, wurde ihr in Bad Vilbel gleich eines der Quartiere angeboten, die die Festspiele als Kontingent für die Künstler vorhalten. Das kostet sie nur einen Obolus – bei 300 Euro, die sie als FSJler bekommt, eine Erleichterung.
Ein FSJ an der Burg – das ist aber auch mehr als der eigentlich vorgesehene Acht-Stunden-Tag. Wenn ihr Job um neun Uhr beginne, die Aufführungen aber erst abends, „da geht man nicht einfach weg“, betont sie. Und die „Geierwally“ im Burgkeller, die erst um 23 Uhr beginnt, die will sie unbedingt noch sehen.
Überhaupt sei es ungewöhnlich, an einer Freilichtbühne drei ganz unterschiedliche Sparten des Theaterbetriebes kennenlernen zu können: Das Theater für Kinder, die Inszenierungen im Abendprogramm und dazu noch den Theaterkeller, „gemütlich und eng“.
Was hat das FSJ-Jahr bisher gebracht? Milena Michel fällt die Antwort leicht, es geht um Erfahrungen, dass sie am Ende sagen könne: „He, ich habe viel gemacht und viel gelernt.“ So sei ihr klar geworden, dass sie künftig im Bereich Theaterpädagogik und mit Behinderten arbeiten möchte. Jetzt steht aber erst einmal das Studium an. Wo sie dann in fünf Jahren stehe – das wisse sie noch nicht, sagt Michel.
Hat sie noch Wünsche? Michel: „Mehr Anerkennung“. Nicht an der Burg, sondern dem FSJ gegenüber, von dem viele nur wenig Ahnung hätten. Dabei sei das „ein Super-Weg für alle, die nach Abi oder Ausbildung nicht sicher sind, was sie machen möchten.“ Im FSJ könne man praktische Erfahrungen sammeln. Sie ist überzeugt: „Es waren zwei schöne Sommer.“ (dd)
Bewerben für das FSJ können sich jungen Menschen mit Schulabschluss bis zum Alter von 27 Jahren. Das FSJ beginnt in der Regel am 1. August oder 1. September und dauert für gewöhnlich 12 Monate. Es kann bis zu sechs Monate verlängert werden. Infos: www.fsj-hessen.de.