Karben. „Was für ein Blick!“ Gabriele Röttger (48) steht im zweiten Obergeschoss des künftigen Johanniter-Seniorenstifts. Der Blick geht von dort aus weit übers Land, übers Niddatal hinweg ist vorn der Feldberg zu sehen, rechts der Winterstein, links hinterm Schöllberg die Frankfurter Skyline. „Die Wetterau“, sagt sie, „wurde mir als das Allgäu Hessens angepriesen.“
Das Allgäu kennt Gabriele Röttger gut, die Wetterau wird sie ab Mai gut kennen lernen. Denn sie wird die Leiterin des neuen Klein-Karbener Altenheims werden. Zum Richtfest sieht sie ihre neue Wirkungsstätte zum ersten Mal. Und ist begeistert. „Ich freue mich sehr auf Karben und die Wetterau.“
Ab Mai ist sie bereits mit den Vorbereitungen für den Heimbetrieb betraut. Der soll zum 1. Dezember anlaufen, sagt Jürgen Ertl vom Schweinfurter Projektentwickler Glöckle Bau. Zum Richtfest liegen die Bauarbeiten aber drei Wochen im Verzug. „Der harte Winter hat uns ausgebremst“, erklärt Firmenchef Klaus Glöckle. Im Dezember und Januar ruhten die Arbeiten wegens Frosts lange. Ein Problem für den Zeitplan sei das aber nicht. „Die Arbeiten werden nun eben etwas intensiviert.“
Schließlich stehen die Johanniter bereits in den Startlöchern. Ab Mai nehmen sie Reservierungen entgegen, wenngleich erst kurz vor der Eröffnung die Tarife für die Pflegeplätze feststehen werden. Denn erst drei Monate vor Inbetriebnahme können die Verhandlungen darüber mit den Pflegekassen starten. Mit 70 neuen Jobs würden die Johanniter „zu einem interessanten Arbeitgeber“ in der Region, erklärt Ruth Moser-Weikert, Geschäftsführerin der Johanniter Seniorenhäuser. Ebenso zu den Arbeits- wie auch den Pflegeplätzen gingen inzwischen täglich Anfragen ein. Gabriele Röttger trete ihren Dienst als Heimleiterin schon jetzt an, um Kontakte in Karben aufzubauen und das Haus ins soziale Leben der Stadt einzufügen. „Wir wollen kein Fremdkörper sein“, sagt Moser-Weikert. Damit fangen die Johanniter in der südlichen Wetterau aber nicht bei Null an. In Bad Vilbel bieten sie im „Quellenhof“ betreutes Wohnen an.
9000 Arbeitsstunden haben die durchweg firmeneigenen Arbeiter von Glöckle bislang absolviert. Dass die Nachbarn den Baustellenlärm „weitgehend klaglos“ hingenommen hätten, dafür dankt Klaus Glöckle. Sein Unternehmen nimmt für den Bau zehn Millionen Euro in die Hand. Das Geld legt die Höchster Pensionskasse an. Die Johanniter werden das Altenheim als Pächter künftig betreiben.
Das Haus bietet Platz für 105 Bewohner und 13 Wohnungen für Betreutes Wohnen. In welchem Umfeld die Senioren künftig wohnen, zeigt Bauleiter Oliver Lotze bei einem Rundgang. Großzügig sind Flure und Gemeinschaftsräume geschnitten, ebenso der große Veranstaltungssaal im Erdgeschoss. Lichtdurchflutet sind die Zimmer, jene Richtung Südwesten haben auch den herrlichen Blick übers Land.
Dort auf einer der beiden Terrassen steht die künftige Heimleiterin Röttger. Die gebürtige Würzburgerin leitete bisher ein Altenheim mit 160 Bewohnern in Augsburg. „Ich habe eine neue Herausforderung gesucht“ – und diese mit dem Aufbau eines Hauses für die Johanniter gefunden. (den)