Den Workshop „Erinnerungen erzählen“ bietet das städtische Kulturamt an als Teil des Begleitprogramms der Ausstellung „Legalisierter Raub. Der Fiskus und die Ausplünderung der Juden in Hessen 1933 – 1945“. Es sind noch einige Plätze frei.
Bad Vilbel. Der Workshop beginnt mit einer zweistündigen Einführung am Freitag, 10. Oktober, um 19 Uhr im Kurhaus. Die weiteren Treffen finden am Samstag und Sonntag, 11. und 12. Oktober, jeweils ab 10 Uhr statt und dauern bis höchstens 16 Uhr – immer inklusive Mittagspause.
Die Idee zum Workshop skizziert Annette Strauß-Zindel vom Kulturamt wie folgt:
„Als wir Kinder waren, sind sie uns erzählt worden: Die Erinnerungen unserer Eltern und Großeltern an den Nationalsozialismus und die Judenverfolgung. Manchmal haben wir auch ’etwas aufgeschnappt’, mitgehört, was für unsere Ohren nicht bestimmt war. Dort, wo nicht erzählt wurde, haben manche das Schweigen gespürt. Was erinnern wir von den Erinnerungen, die in unserer Familie weitergeben wurden? Wurden uns Fotos gezeigt? Geschichten erzählt? In dem Workshop wollen wir in einer kleinen Gruppe von maximal 14 Personen erzählen und/oder aufschreiben, was wir gehört haben, was wir ahnten, fühlten, dachten und heute darüber denken.“
Zindel-Strauß und Bettina Leder vom Hessischen Rundfunk, die zusammen den Workshop leiten, erhoffen sich ein breites Altersspektrum der Teilnehmer – Jugendliche sind ebenso willkommen wie betagte Senioren.
Familiäre Hintergründe – ob die Großeltern oder Eltern eher zur Gruppe der Verfolgten, der Mitläufer, Zuschauer oder der Täter zuzuordnen sind oder vielleicht sogar mehrere Zuordnungen gleichzeitig zutreffen – spielen für die Workshop-Teilnahme ebenso wenig eine Rolle wie religiöse oder politische Motive. „Ich gelte beispielsweise einerseits als ’Vierteljüdin’ und habe andererseits Verwandte, die wohl bei der Arisierung jüdischen Eigentums profitiert haben“, nimmt Zindel-Strauß zu ihrer eigenen Situation Stellung.
Vertraulichkeit
Das Einzige, wozu sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Workshops verpflichten, ist absolute Vertraulichkeit dessen, was bei den Treffen zur Sprache kommt.
Es gehe um den Austausch der erinnerten Szenen, Erlebnisse und Gedanken, die ungefiltert vorgebracht werden dürfen und auch in all ihren Widersprüchlichkeiten Raum für Spekulationen und Fantasien geben können. „Was ist bei mir an bestimmten Verhaltensweisen und Reaktionsmustern hängengeblieben“, nennt Zindel-Strauß eine mögliche Frage, die sich stellen könnte. „Über welche meiner Erinnerungen kann ich leicht erzählen und bei welchen fällt es mir schwer?“, „Warum kostet es Mühe, sich bestimmte Erinnerungen zu vergegenwärtigen?“, sind andere Fragestellungen, die nach Antworten verlangen – unabhängig davon, ob sie auch gegeben werden können.
Für weitere Auskünfte und Anmeldungen zum Workshop ist Annette Zindel-Strauß erreichbar unter (06101) 559319 oder per E-Mail an Annette.Zindel-Strauß@bad-vilbel.de. (hir)
Anmeldeschluss ist Montag, 6. Oktober.