Jedes Jahr feiern wir in der Heilig-Geist-Gemeinde auf dem Heilsberg einen Gottesdienst, in dem wir an unsere Taufe erinnern. Die wenigsten von uns wissen, wie es war, als sie getauft wurden, weil die meisten Christinnen und Christen als kleine Kinder getauft wurden (und werden). Deshalb tut es gut, sich immer wieder einmal zu vergewissern, dass ich durch die Taufe unter dem Segen Gottes stehe und Gottes Kind geworden bin.
Denn mit der Taufe geschieht es, dass Gott spricht: „Fürchte dich nicht! Denn ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.“ Ich werde aus meinen Ängsten und Nöten herausgerufen, indem Gott mir zuruft: „Du gehörst zu mir. Ich nehme dich auf in meine Familie. Du bist nicht allein. Ich meine dich und keine andere. Ich rufe dich und keinen anderen.“
Deshalb wird beim Taufen auch der Vorname deutlich genannt – der Name, den Kinder von ihren Eltern kurz nach der Geburt bekommen und den sie ja nicht mit der Taufe erhalten. Indem bei der Taufe dieser Name laut ausgesprochen wird, wird deutlich gemacht: Dieser spezielle Mensch ist gemeint. Du bist gemeint. Speziell dir wird der Segen Gottes zugesprochen.
Um das zu begreifen, haben wir im Tauferinnerungsgottesdienst ein festes Ritual: Als Pfarrerin rufe ich alle anwesenden Getauften nach vorne und segne sie persönlich mit einem Kreuz, das ich ihnen mit Wasser aus dem Taufbecken auf die Stirn zeichne. Für Jung und Alt ist das oftmals ein bewegender Augenblick: Eine Mutter kommt mit ihrem Kind, das sie in den Armen trägt. Eine schwerkranke Seniorin nähert sich langsam und nachdenklich. Ein Geschäftsmann wartet geduldig, bis er an die Reihe kommt.
Getauft werden wir nur einmal im Leben, die Erinnerung an die Taufe und die Segenszusage Gottes können wir mehrmals bekommen. Und diese haben wir manchmal auch nötig, denn das Leben läuft nicht immer glatt und rund, sondern hat Ecken und Kanten, an denen wir uns Verletzungen zuziehen. Immer wieder gilt es Veränderungen zu meistern – Umbruchs-Situationen wie der Beginn eines neuen Schuljahrs oder der Übergang in einen anderen Lebensabschnitt. Da müssen Familien sich neu organisieren, Kinder besuchen eine neue Schule, die Arbeitsstelle verändert sich, jemand wird schwer krank oder zieht ins Altenheim. Da tut es gut, sich zu erinnern: „Ich bin getauft. Gott hat mich bei meinem Namen gerufen. Ich bin nicht allein.“
Pfarrerin Dr. Irene Dannemann,
Ev. Heilig-Geist-Gemeinde
Bad Vilbel – Heilsberg