Bad Vilbel. Bereits zehn von 38 Hauptschul-Abgängern der John-F.-Kennedy-Schule (JFK) haben Ausbildungsverträge in der Tasche. Hinter diesem Erfolg steht ein Netzwerk von Helfern, die sich auf dem Forum Berufsorientierung vorstellten.
„Ihr habt Grund, stolz zu sein“, rief JFK-Konrektor Manfred Ochs den Neuntklässlern zu, die im Sommer erste Schritte im Berufsleben unternehmen werden. Von der Friseurin über den Werkzeugmechatroniker bis hin zum Elektroniker bei der Bahn reicht die Palette der Ausbildungsberufe. Die JFK hat die Bahn sogar als Kooperationspartner gewinnen können.
In den vergangenen Jahren ist an der JFK ein engmaschiges Netzwerk geknüpft worden, um die Jugendlichen schon ab der 7. Klasse gezielt auf die Anforderungen der Arbeitswelt vorzubereiten; angefangen vom Bewerbungstraining über zweijährige Praktika bis zu Handwerker-Workshops. „Ein sehr ausgereiftes System an Berufsorientierung“, lobte Peter Walter vom staatlichen Schulamt.
Ein Schüler, dessen Noten zwar eher durchschnittlich gewesen seien, habe beim Langzeitpraktikum seine Stärken zeigen können und sei dann auch als Azubi übernommen worden, berichtete Markus Albus, Werkstattleiter bei BMW-Reichold. Sein Betrieb sei „dankbar für die Möglichkeit, zu sehen: ,Wie stellen sich die jungen Leute an?’“
Die Kooperation an der JFK könne auch den Betrieben helfen. Er höre oft von seinen Kollegen, sie fänden keine Lehrlinge, sagte der Dortelweiler Bäcker Uwe Rumpf, Wetterauer Bäckerinnungsmeister. Er wolle bei der Kreishandwerkerschaft anregen, Kontakte zu Schulen zu suchen. Auch die Bad Vilbeler Rohrbaufirma HGW hat einen Kennedy-Schüler übernommen. Zu wenig, befand Tiefbau-Abteilungsleiter Herbert Wyrwoll: „Wir suchen händeringend nach Fachkräften.“ In den vergangenen zehn Jahren habe Deutschland die Hälfte aller Bauarbeiter verloren.
Doch auch an der JFK stehen nicht alle Hauptschulabgänger auf der sicheren Seite. 75 Prozent von ihnen hätten Ausbildungen, Berufsqualifizierungen oder weiterführende Schulen in Aussicht. Auch bei den Stellenangeboten ist das Bild durchwachsen. Für Vilbel und Karben gebe es 60 offene Lehrstellen bei 70 Bewerbern, so Jutta Jockel von der Agentur für Arbeit. Im Bürobereich gebe es viele Angebote, „aber mit hohen Anforderungen“. Auch Friseure und der Einzelhandel sind auf Suche nach Lehrlingen. (dd)