Bad Vilbel. Von Frankfurt nach Bad Vilbel ist es bekanntlich nicht weit. Deshalb dürfte ein Umzug von der Mainmetropole in die Quellenstadt in vielen Lebensläufen der Bad Vilbelerinnen und Bad Vilbeler stehen, vor allem dann, wenn einem die Großstadt überdrüssig wird oder man eine Familie gründet. Der letzte Punkt war auch einer der Beweggründe, warum Kathrin Jäschke und Thomas Tilse nach Bad Vilbel umgezogen sind. »Nach unserem Umzug hierher im Jahr 2020 bin ich vor rund zwei Jahren den Grünen beigetreten«, sagt Jäschke. Schon immer habe sie mit den Werten und der politischen Ausrichtung der Partei sympathisiert.
Tilse ist ein alter Hase, sowohl in Bad Vilbel als auch in der Partei. »Seit 2009 lebe ich bereits hier. Zwei Jahre zuvor bin ich der Partei, damals noch in Frankfurt, beigetreten«, sagt der Investmentbanker.
Neues Gesicht
in der Lokalpolitik
Beide wollten und wollen in ihrer neuen Wahlheimat etwas bewirken. Tilse vertritt in der Stadtverordnetenversammlung seit zwei Jahren die Interessen der Bad Vilbelerinnen und Bad Vilbeler. Jäschke sagt, nach der Eingewöhnung in die Quellenstadt habe sie sich in der Lokalpolitik auch aktiv einbringen und an den Entwicklungsprozessen der Stadt beteiligen wollen. »Dann ging es relativ flott, und ich habe zusammen mit Thomas für den Vorstandsvorsitz kandidiert«, sagt die Architektin. Im Juli haben die Parteimitglieder die Zugezogenen aus Frankfurt als ihre neue Doppelspitze gewählt.
Vor der Wahl sei den beiden schnell klar gewesen, dass eine Grünen-Doppelspitze aus Jäschke und Tilse harmonieren werde, sagt der Stadtverordnete. »Wir waren uns bei unserem ersten Gespräch direkt gegenseitig sympathisch und haben gemerkt, dass wir uns gut ergänzen.« Vor allem der Punkt, dass mit Jäschke eine unvoreingenommene Stimme in der Lokalpolitik Einzug hält, sei ein großer Pluspunkt. »Vielleicht ist es auch mal gut, wenn jemand unbefangen auf ein Thema schaut und dies bewerten kann«, sagt Jäschke.
Mit Tilse an ihrer Seite habe sie dann einen erfahrenen Mitstreiter, der sie über langjährige Themen aufklären könne und ihr einen Kontext gebe.
Auch von den Themenschwerpunkten ergänzt sich die Doppelspitze der Grünen. »Aufgrund meiner Tätigkeit als Architektin befasse ich mich bereits viel mit den Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz«, sagt Jäschke. »Mir liegt neben diesen Schwerpunkten, die unter anderem bei den geplanten Bauprojekten in Bad Vilbel eine große Rolle spielen, aber auch die soziale Gerechtigkeit, speziell für Frauen, sehr am Herzen.« Tilses Hauptaugenmerk sei dabei eher auf die Großprojekte gerichtet, die die Stadt in Planung hat. Egal ob Therme, das geplante Quartier »Phyll« oder davor die neue Stadthalle – Tilse stellt sich immer die Frage, wie man diese Projekte ökologischer gestalten könnte.
Mobilität bleibt
wichtiges Anliegen
Ein Thema vereint die neue Doppelspitze aber: Die Mobilität in der Quellenstadt. »Wir haben hier schon ein hohes Verkehrsaufkommen, das durch die Baustellen kanalisiert wird«, sagt Jäschke. Tilse fügt hinzu: »Selbst wenn die Baustellen wegfallen, wird sich der Mobilitätsstress nicht verringern.« Sollte die Stadt alle geplanten Projekte abschließen, würde durch Bad Vilbel noch mehr Verkehr fließen, befürchtet Tilse
Um diese Probleme zu lösen, arbeiten die Architektin und der Investmentbanker seit Juli zusammen als Team und werden dabei von drei weiteren Personen im Vorstand unterstützt.
Doch am Anfang habe die Zusammenarbeit ein wenig geholpert. »Nach unserer Ernennung zum Vorstand standen unmittelbar die Landtagswahlen vor der Tür«, sagt Jäschke. In dieser Phase sei die Landespolitik priorisiert worden. Es blieb keine Zeit, um lokale Themen in den Fokus zu nehmen. Der Ortsverband stellte sich ganz in den Dienst des Wahlkampfs.
Dies solle sich in diesem Jahr grundlegend ändern. »Wir haben bereits viel geplant und wollen den Bürgerinnen und Bürgern unsere Ideen und Visionen für Bad Vilbel präsentieren«, sagt die Vorstandsvorsitzende. Das Mitnehmen der Menschen sei ein sehr wichtiger Punkt. Tilse sagt: »Das haben wir in der letzten Zeit vermissen lassen. Wir müssen den Bürgerinnen und Bürgern erklären, wofür die Grünen stehen und was unsere Politik bedeutet.« Von Patryk Kubocz