Bad Vilbel. Die Nachbarschaftshilfe konnte ihre Pflegesprechstunde wegen der Pandemie lange Zeit nur eingeschränkt anbieten. Jetzt gibt es das kostenfreie Angebot wieder vollumfänglich – mit neuer Expertin und frischem Wissen.
Die Beratung rund um das Thema Pflege wurde immer sehr gut angenommen, wie Hannelore Lotz berichtet. Sie ist Mitglied im Vorstand der Bad Vilbeler Nachbarschaftshilfe und bot die Beratung viele Jahre lang ehrenamtlich an. Die Aufgabe hat sie im vergangenen Jahr weitergegeben an ihre Vorstandskollegin Isolde Paul.
Die gelernte Gesundheits- und Krankenpflegerin und studierte Sozialarbeiterin arbeitet hauptberuflich im betreuten Wohnen für Seniorinnen und Senioren und hat Erfahrung im Krankenhaus- und im kommunalen Sozialdienst. Mit diesem Hintergrund und ihrer Fortbildung zur Pflegeberaterin bringt sie viel Wissen und Erfahrung mit für ihr Ehrenamt in der Pflegeberatung, das sie seit Oktober 2022 ausübt.
Entlastende Angebote für Angehörige
Zwanzig Anfragen hat sie seitdem bearbeitet. Alle drehten sich um das Thema Pflege, waren in der Beratung jedoch sehr individuell. Rat in der Pflegesprechstunde suchen überwiegend Frauen. Denn mehr als zwei Drittel der anerkannt Pflegebedürftigen werden von meist weiblichen Angehörigen zu Hause versorgt. »Pflege ist Frauensache«, bestätigt Hannelore Lotz. Hauptzielgruppe sind also die pflegenden Angehörigen von Pflegebedürftigen. Und die sind leider häufig überlastet. Daher geht es in der Beratung zum Beispiel um Entlastungsangebote sowie um Hilfe bei besonderen Herausforderungen beim Betreuen von an Demenz Erkrankten. Häufige Folge von Pflegesituationen ist, dass die Pflegenden sich wegen der Belastung aus dem sozialen Leben zurückziehen und vereinsamen. Dann kann Isolde Paul den Besuchsdienst der Nachbarschaftshilfe empfehlen, mit Informationen zur Gesprächsgruppe für pflegende und betreuende Angehörige der Bürgeraktive weiterhelfen oder den Kontakt zum »Café Kleeblatt« herstellen, das eine Betreuungsgruppe für Menschen mit Demenz hat. Die gute Vernetzung der Nachbarschaftshilfe in der Stadt ermöglicht, die Menschen zielgerichtet zu vermitteln und zu unterstützen.
Pflegebedürftigkeit tritt häufig sehr plötzlich ein – zum Beispiel durch einen Sturz oder eine schwere Erkrankung. Das bedeutet für alle Beteiligten erst einmal Stress, denn vieles muss neu organisiert oder geregelt werden. Ein Anruf beim Nachbarschaftsverein kann der erste Schritt sein, Orientierung in der neuen Situation zu gewinnen. Isolde Paul hört ausgiebig zu und fragt nach, um den Unterstützungsbedarf zu klären. Gerne macht sie auch Hausbesuche, um die Pflegebedürftigen und ihre Wohnsituation kennenzulernen und konkret Empfehlungen geben zu können – sei es der Haltegriff für die Dusche oder der Teppich, der eine Stolperfalle sein könnte.
Unterstützungsbedarf wird geklärt
Auch Fragen zur Pflegeversicherung, zu Hilfsmitteln, finanziellen Hilfen, zum Pflegegrad, zum Schwerbehindertenrecht und zum Hausnotruf beantwortet Isolde Paul. Sie hilft dabei, Unterstützungsleistungen auf den Weg zu bringen und Anträge auszufüllen. Die meisten der erforderlichen Formulare kann sie den Ratsuchenden sogar direkt aushändigen. Von Christiane Kauer
Zeitnahe Beratung
Der Nachbarschaftshilfeverein ist unter Telefon (06101) 604890 oder per E-Mail an info@nachbarschaftshilfe-bv.de zu erreichen. Beratungstermine mit Isolde Paul können in der Regel zeitnah vereinbart werden. (cka)