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Er will zu neuen Ufern!

Der Erste Stadtrat Jörg Frank verlässt das Bad Vilbeler Rathaus nach 24 Jahren

Bis Juni bleibt er noch: Doch seinen letzten Gang aus dem Rathaus übt Jörg Frank schon einmal. Nach 24 Jahren verlässt er die Stadtverwaltung. Foto: Kopp
Bis Juni bleibt er noch: Doch seinen letzten Gang aus dem Rathaus übt Jörg Frank schon einmal. Nach 24 Jahren verlässt er die Stadtverwaltung. Foto: Kopp

Nach fast einem Vierteljahrhundert verabschiedet sich Erster Stadtrat Jörg Frank (CDU) aus der Bad Vilbeler Politik. Seine Leistungsbilanz liest sich eindrucksvoll.

Bad Vilbel. Feuerwehr, Gewerbe, Recht, öffentlicher Nahverkehr und Straßenverkehr, Friedhofswesen, Garten- und Sozialamt: Es gibt kaum ein Dezernat, das Jörg Frank seit seinem Antritt als Bad Vilbeler Stadtrat, seit dem Jahr 2004 ist er Erster Stadtrat, nicht schon betreut hat. „Nur die Kämmerei und die Kultur fehlen mir“, sagt er mit einem Lächeln. Am 16. Juni ist sein letzter Arbeitstag in Diensten der Stadt, der er aber trotzdem erhalten bleiben wird.

„Ja, es ist vieles in dieser Zeit geschehen“, fasst Frank zusammen und weist eine 25-seitige Leistungsbilanz vor, die nur die unter seiner Federführung umgesetzten Projekte zwischen 2000 und 2015 dokumentiert. Zu den jüngeren Projekten gehört der begonnene Bau von 60 Sozialwohnungen durch den Eigenbetrieb der Stadtwerke mit einem Finanzvolumen von zwölf bis 15 Millionen Euro, zu den älteren etwa der im Jahr 2000 beschlossene Bau eines zweiten Kindergartens in Dortelweil-West für 1,2 Millionen Euro.

Doch die Themen Feuerwehr und Busse gehören noch heute zu seinen Lieblingsthemen. „Auch das Sozialamt habe ich gerne betreut“, sagt er, „aber vor den Leistungen der Freiwilligen Feuerwehren habe ich Hochachtung.“ Deswegen ist er auch stolz darauf, dass unter seiner Ägide das dezentrale Brandschutzkonzept mit den Stadtteilwehren „in Beton gegossen“ und die Gerätehäuser im Laufe der Jahre immer weiter ausgebaut wurden.

Heiße Kämpfe

Gemeinsam mit den Feuerwehren habe er auch 1999 das Bad Vilbeler Modell entwickelt, das durch die Einbindung von Feuerwehrkräften in die Stadtverwaltung immer eine Mindeststärke garantiert. „Wo es geht, stellen wir Feuerwehrleute ein.“ Diese arbeiten in verschiedenen Fachdiensten der Verwaltung, aber auch auf dem Stützpunkt selbst. Ansonsten seien die gesetzlich vorgeschriebenen Ausrückzeiten gar nicht einzuhalten. Das Modell hat Schule gemacht, auch Bad Nauheim beschäftigt hauptamtliche Kräfte, obwohl erst Städte über 100 000 Einwohnern über Berufsfeuerwehren verfügen.

Und der innerstädtische Verkehr mit dem Vilbus und Haltestellen im Abstand von 200 bis 300 Metern sei eine große Leistung. „So betreiben wir mit einer Änderung im Jahr 2006 seit dem Jahr 1998 eine Daseinsfürsorge für die Bad Vilbeler“, sagt er. 1995 habe der 30er-Bus nach Frankfurt auf der Kippe gestanden. Durch sehr viele Gespräche und einen „heißen Kampf“ habe man vom Regierungspräsidium den Weiterbetrieb erzwungen.

„Manchmal wirkt das alles sehr unspektakulär, aber man merkt erst, wie viel Arbeit hinter dem Ganzen steckt, wenn etwas einmal nicht mehr funktioniert. Wenn ein Bus nicht mehr fährt oder der Vilbeler Markt einmal nicht sehr friedlich verläuft.“

Doch es gebe auch Projekte, die Frank wohl nicht mehr beenden kann. In Sachen Friedhofswesen etwa die Schaffung eines Friedwaldes und eines muslimischen Gräberfeldes in Bad Vilbel. Auch die Einführung der haushaltstechnischen Kosten-Nutzen-Rechnung für städtische Vorhaben werde er nicht mehr mitkriegen. Gleiches gilt für die Fortschreibung des Feuerwehrbedarfsplanes.

Freier Rücken

Frank bezeichnet seine Zusammenarbeit mit Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) als sehr gut. Als der frühere CDU-Fraktionsvorsitzende in Karben 1998 als Referendar bei der Stadt Bad Vilbel angefangen habe, „war mir gleich klar, dass er nach oben kommen kann“, sagt Frank zurückblickend.

Frank habe dabei seinen Auftrag unter dem späteren Chef immer so verstanden, dass er ihm den Rücken freihalte, auch wenn Stöhr selbst als „Arbeitstier“ gilt. Seinen Auftrag habe Frank auch immer in der Schnittstelle zwischen dem Stadtparlament und der Verwaltung gesehen. „Wir sind der Transmissionsriemen zwischen diesen beiden Stellen.“ Als Nachfolger für diese Stelle gehandelt wird nun Sebastian Wysocki. „Er ist Politologe und hat auch einen wirtschaftlichen Hintergrund“, nennt Frank dessen Vorzüge. „Doch eine juristische Ausbildung kann auf diesem Posten schon durchaus von Vorteil sein“, sagt Frank auch. Wysocki könne seine Vorzüge einsetzen, wenn manche Dezernate neu zugeschnitten würden. Durch ist Wysocki noch nicht, die Position wird ausgeschrieben, weitere Bewerbungen werden erwartet.

Frank schätzt, dass es aufgrund der Bewerberqualifikationen schon noch einige Diskussionen innerhalb der CDU geben wird. „Hinter verschlossenen Türen kann es dann schon einmal krachen. Doch wenn der Beschluss gefallen ist, wird er mit großer Einigkeit nach außen getragen“, weiß er aus Erfahrung. Schließlich wollte er selbst im Jahr 2010 CDU-Parteivorsitzender in Bad Vilbel werden, Tobias Utter setzte sich durch.

Auch wenn seine Frau in Marburg wohnt, wird Frank Bad Vilbel nicht verlassen, beide werden weiter zwischen den jeweiligen Wohnorten pendeln. Er eröffnet eine Kanzlei, die Webseite www.rechtsquelle.net hat er sich bereits gesichert. Aufträge verspricht er sich nicht nur im Arbeits- und Sozialrecht, sondern auch als Experte für Verwaltungsrecht. Ob er hier für oder gegen Kommunen tätig werde, müsse sich dann noch zeigen.