Der Massenheimer Pfarrer Johannes Misterek hat den 950 evangelischen Gemeindemitgliedern seinen nach den Sommerferien anstehenden Wechsel nach Dortelweil angekündigt.
Bad Vilbel. Misterek, der in Massenheim Nachfolger des langjährigen Gemeindepfarrers Werner Krieg war, gibt seine Stelle drei Jahre nach der Amtseinführung nun wieder auf. „Ich trete die Nachfolge des Dortelweiler Pfarrers Matthias Gärtner an“, teilt er mit. Pfarrer Gärtner, der seit Ende 2006 in Dortelweil Gemeindepfarrer ist, tritt am 31. Juli in den Ruhestand. „Meine Familie und ich fühlen uns in Massenheim wohl. Gerne hätte ich meine begonnene Arbeit hier fortgesetzt.“ Doch die Massenheimer Kirchengemeinde bietet nur noch eine halbe Pfarrstelle. Dagegen wird in Dortelweil mit 2000 Mitgliedern eine volle Stelle besetzt.
„Als ich im April 2014 mit meiner Familie nach Massenheim zog, hatte ich die Hoffnung, das eine Aufstockung der Pfarrstelle durch einen passenden langfristigen Zusatzauftrag möglich ist. Doch ein solcher ließ sich nicht finden“, bedauert der Geistliche, der zusätzlich zur Gemeinde einen Dienstauftrag im Seniorenheim auf dem Heilsberg innehat. „Während meiner dreijährigen Zeit des Probedienstes war die halbe Stelle mit Blick auf das Referendariat meiner Frau Sara und unsere Kinder Jonathan (6) und Hanna (4) ideal.“
Inzwischen unterrichtet Ehefrau Sara Misterek am Gymnasium in Oberursel Latein und katholische Religion. Da Sohn Jonathan im Herbst eingeschult wird, entschied sich die Familie auf der Suche nach einer Perspektive für die kommenden Jahre zugunsten des Wechsels. Stolz ist der 36-Jährige auf das in Massenheim Erreichte. „Das Schöne in Massenheim ist, dass die Gottesdienstgemeinde in den letzten drei Jahren gewachsen ist.“
Gemeinsam mit dem Kirchenvorstand und Gemeindemitgliedern konnte er viel bewegen. „Ich habe sehr gern ökumenische Gottesdienste und Veranstaltungen durchgeführt, Gottesdienste für junge Familien gemeinsam mit einem Team vorbereitet und die Vernetzung der Kita mit der Gemeinde vorangebracht“.
Zuwendung statt Moral
Mit dem Kirchenvorstand etablierte er die gemeinsame Konfirmandenarbeit mit der Christuskirchengemeinde in der Kernstadt. Neben dem klassischen Pfarrdienst ist es ihm wichtig, als Seelsorger Menschen in besonderen Lebenssituationen zu begleiten, ihnen mit Jesus zu zeigen, dass sie das Licht der Welt seien. „Ich denke, Kirche soll nicht für Moral stehen, sondern für Zuwendung. Die Bibel ist voller Beispiele dafür, dass Gott sich den Menschen zuwendet und wir uns unseren Mitmenschen ohne den moralischen Zeigefinger zu heben“, sagt er.
Die Massenheimer Gemeinde werde ihre halbe Pfarrstelle noch im Frühjahr neu ausschreiben. Pfarrer Misterek freut sich auf seine neue Aufgabe in der Nachbargemeinde. Er will erst einmal zuhören, welche Erwartungen die Gemeinde an ihn hat, um diese dann mit seinen Vorstellungen in Einklang zu bringen. „Wir sollten als Kirche stärker zu den Menschen gehen und nicht darauf warten, dass sie zu uns kommen.“
Er freue sich darauf, mit neuen Weggefährten das Gespräch zu suchen und gemeinsam nach neuen Wegen Ausschau zu halten. „Gemeinsam unterwegs zu sein, Fragen und Zweifel nicht wegschieben müssen, sondern aussprechen zu können in der Gegenwart Gottes, das verstehe ich unter Seelsorge und Beratung.“