Karben. „Ich konnte erst voll spät einschlafen“, gibt Samantha (6) aus Klein-Karben schüchtern zu. „Ich war auch so aufgeregt“, unterstützt die neue Sitznachbarin Aleksandra (6). Die Mädchen sichern sich gleich beim Betreten des neuen Klassenraumes in der Selzerbachschule zwei Plätze in der zweiten Reihe. Gespannt lauschen sie, wie ihre Lehrerin Claudia Mensdorf-Schneider sich und den Erklär-Bären Umi vorstellt. Der soll den Schulanfängern helfen, wenn sie Fragen haben oder Trost suchen.
„In den nächsten Tagen muss ich mir erst einmal alle eure Namen merken“, lacht Mensdorf-Schneider und verteilt die bunten Namensschilder in „ihrer“ 1a. Viele melden sich vorbildlich, die mutige Lisa (6) ruft aus der letzten Reihe: „Hier bin ich!“, als die Lehrerin ihren Namen aufruft. Doch einige geben sich nicht sofort zu erkennen. „Du schaust ja nur nicht richtig hin!“, wirft Aleksandra der Lehrerin kichernd vor.
„Ich bin genau so aufgeregt wie die Schüler“, gesteht Mensdorf-Schneider. Sie hat schon viele Schüler erfolgreich in den Schulalltag eingeführt. „Doch dass ich das letzte Mal eine erste Klasse übernommen habe, ist mittlerweile auch schon sechs Jahre her.“
Einige der neu eingeschulten haben es bereits faustdick hinter den Ohren: „Schule ist doch voll langweilig“, wettert der sechsjährige Mevlüt. Mensdorf-Schneider widerspricht: „Schule ist oberspannend, das werde ich euch in den nächsten Tagen zeigen.“ Einige sind noch skeptisch und schauen die Lehrerin mit großen Augen an: „Ich weiß ja noch gar nicht, wer du bist“, bemerkt Simon (6) mit gerunzelter Stirn.
Dass es in der Schule nicht nur darum geht, Schreiben, Rechnen und Lesen zu lernen, hat Rektorin Christel Klepp zuvor betont. In der Turnhalle wurden alle 46 Schüler des neuen Jahrganges begrüßt. Aufmerksam lauschten sie den musikalischen Vorführungen der älteren Selzerbach-Schüler. Und warteten gespannt darauf, endlich in die Klassenräume gehen zu dürfen.
„Dieser Tag bedeutet auch für die Eltern und Großeltern viel“, weiß Rektorin Klepp. „Schließlich entlassen sie die Kinder nun das erste Mal aus dem engen Kreis der Familie. Es ist wichtig, ihnen diesen Schritt auch zuzutrauen.“
Annalenas (6) Eltern Tobias und Bianca Prothmann glauben an ihre Tochter. „Unsere Tochter ist sehr entspannt. Sie fühlt sich wohl hier und freut sich auf die Schule. Deswegen sehen auch wir das ganze sehr entspannt“, freut sich der Vater. „Dank der Freundinnen aus Rendel wird sie zum Glück auch im Schulbus nicht alleine sein.“
Dies ist auch im Interesse der Schulleitung. „Bei der Klassenbildung geht es nicht nur um a und b“, betont Schulleiterin Klepp. Für sie ist die diesjährige Zeremonie ihre 30. und letzte Einschulung. In rund sechs Monaten verabschiedet sie sich in den Ruhestand.
Die Einteilung der Schüler erfolgt nach komplizierten Kriterien. In enger Zusammenarbeit mit den Kindergärten werden wichtige Bezugspersonen, mögliche Störenfriede und Eigenheiten der Schulanfänger ausgelotet. „Die wechselseitige Beeinflussung wird bei der Klassenbildung ebenso berücksichtigt wie Wohnort, Schulweg und das Geschlechterverhältnis.“ In diesem Jahr habe die Grundschule mit einer Mädchenarmut zu kämpfen: Nur ein Drittel der Schulanfänger sind Mädchen.