Bad Vilbel. „Ich glaube schon, dass ich mir einen Namen erarbeitet habe“, sagt der 55-Jährige und fügt hinzu: „Obwohl ich in der Öffentlichkeit nicht groß in Erscheinung getreten bin.“ Als „Einzelkämpfer“ der Opposition hatte er keinen leichten Stand im CDU-geprägten Magistrat.
„Formal wurde ich immer korrekt behandelt“, betont Prassel. Doch dann kommt das große Aber. Oft umfangreiche Vorlagen zu den Magistratssitzungen, die am Montag stattfinden, werden erst am Donnerstag davor verschickt. Für Nachfragen in der Verwaltung blieben ihm nur der verkürzte Freitag und der Montagvormittag.
Zur knappen Zeit, sich mit den anstehenden Fragen intensiv zu beschäftigen, sei damit das Problem hinzu gekommen, nähere Informationen einzuholen. Zudem hätten die ehrenamtlichen Stadträte der CDU in der Fraktionssitzung die Möglichkeit gehabt, mit den Hauptamtlichen zu sprechen. „Ich habe immer nur erfahren, was ich gefragt habe. Und habe ich aus Unwissenheit die falschen Fragen gestellt, habe ich natürlich keine befriedigenden Antworten erhalten.“ Das Informationsdefizit sei immer ein Problem gewesen.
Allerdings habe er die Zusammenarbeit mit den CDU-Kollegen vom ehrenamtlichen Magistrat als „fair, offen, teilweise sogar freundschaftlich“ empfunden. Allen voran nennt er Günther Bodirsky, mit dem er sich von Beginn an gut verstanden habe. Zunehmend hätten auch andere akzeptiert, dass er Dinge kritisch hinterfragt hat. Das Klima sei mit der Zeit besser geworden. Prassel zieht das Fazit: „Wir haben durch kontroverse Diskussionen gemeinsam Verbesserungen erreicht.“
Prassel, der zuvor in Kelkheim gelebt hat, wurde 1987 Bad Vilbeler. Seit er verunglückte, sitzt er im Rollstuhl. Nach seiner Reha im Berufsförderungswerk sei er „einfach hier hängen geblieben“. Er kam über den damaligen Vorsitzenden Klaus Arabin zur SPD Bad Vilbel, wurde 2001 ins Stadtparlament gewählt, war stellvertretender Chef seiner Fraktion und machte das Thema Barrierefreiheit zu einem der Schwerpunkte. Als stellvertretender Vorsitzender des Planungs-und Bauausschusses sorgte er dafür, dass bei der Stadtplanung vor allem soziale Belange und Barrierefreiheit nicht vergessen wurden.
„Ich stand damals ständig im intensiven, oft auch kritischen Dialog mit dem parteilosen Stadtbaurat Dieter Peters“, blickt Prassel zurück. Während dieser Zeit fand der interfraktionelle Arbeitskreis sein abruptes Ende. Diesem „hoffnungsvollen Beginn“ trauert der scheidende Stadtrat bis heute nach. Mit dem Scheitern seien nicht nur „parteiübergreifende Chancen vertan“ worden, es markiere auch einen „Bruch in der politischen Kultur“. Dennoch verfolgte er seine Ziele zusammen mit Rolf Bender (CDU) als die beiden Motoren des Arbeitskreises Barrierefreiheit unvermindert weiter – auch noch als Mitglied des Magistrats.
Trotz seiner nachhaltigen Erfolge zieht Prassel sich zurück. „Ich hatte im April 2009 eine schwere Operation, nach der mir die Ärzte ans Herz legten, kürzer zu treten“, sagt er. Tut er das? Er hat einen Lehrauftrag an der Fachhochschule Frankfurt zu den Themen Barrierefreiheit und Disability und ist ständig bundesweit als zertifizierter Disability Manager unterwegs. „Ein Mandat geht einfach auch zeitlich nicht, wenn ich es ernsthaft wahrnehmen will“, sagt er. „Ein bisschen Wehmut“ sei schon dabei, wenn er nun nach 101 Magistratssitzungen ´nicht mehr dabei ist.