In der Elisabethenstraße ist ein geplagter Mann von einer Mission erfüllt, er will die Vilbeler Welt verändern. Weil ihn Lärm stört, lärmt er gegen alles, vom Ironman bis zum Dorfplatzfest. So wurde aus einem Liebhaber der Stille ein notorischer Krachmacher.
Was ist das für ein Patient, mit dem wir es hier zu tun haben?
Weiß der Doktor! Vermutlich hat der von Musik umzingelte Kläger inmitten der Lärmkulisse, zwei Kilometer vom Festgelände entfernt, seine innere Stimme überhört, jene Stimme, die ihm nur sagen wollte: Mensch Peterle, lass gut sein, beruhige dich, die fünf Markttage gehen schnell vorbei.
Wer aber weiß schon, was Ruhefanatiker im Innersten zusammenhält und antreibt. Vielleicht ist der Mann in seinem Singledasein umgeben von drei Edelkatzen zwischen den weißen Wänden seiner Wohnung einfach nur versauert, mutmaßt ein Nachbar, und deutet den Ruf nach dem Eil-Richter eher als Hilfeschrei. Aber so einfach ist das nicht. Gemessene 55 Dezibel Krach hat der Kläger abends auf seinem Balkon sitzend. Da ist für ihn und seine drei Vierbeiner kein Platz mehr. Und ab 22 Uhr will er schlafen, auch seine Katzen. Doch genau daran hindert sie die Musik. Und nirgendwo fand der Frühschläfer Ausgeschlafene, die ihm geholfen hätten, nicht bei der Polizei, nicht im Rathaus, nicht bei Gericht. Untröstlich in die Ruhe verknallt hat der Polizist sich deshalb direkt auf den Vilbeler Markt eingeschossen, schießt dabei aber nur hoch übers Ziel hinaus.
191 Jahre lang ging alles gut mit dem Vilbeler Markt. Jetzt zeigt ein Schläfer die „Folter-Instrumente“. Anstatt mitzufeiern, feuert er volle Breitseite auf das Volksfest, im Namen des Volkes, versteht sich.
Früher, so sinniert Ritter Bechtram voller Wehmut nach der verflossenen alten Zeit, war alles einfacher, da hätte man mit so einer Spaßbremse kurzen Prozess gemacht und dem Mann glatt die Stadtrechte entzogen. (sam)