Seit einem Jahrzehnt gibt die Vilbeler Tafel Essen an Bedürftige aus. 400 sind es inzwischen. Ihre Zahl ist stetig gewachsen.
Bad Vilbel. Als im September 2008 die Tafel ihre Tore öffnete, konnte wohl noch niemand ahnen, was daraus werden sollte. „Wir starteten mit 32 Bedürftigen, immer wieder hörte man: Bad Vilbel ist doch eine reiche Stadt, wieso brauchen wir da eine Tafel?“, erinnert sich Leiterin Christa Gobst bei der Feier zum zehnten Geburtstag.
Doch jedes Jahr wurden es mehr: 400 Bedürftige sind derzeit angemeldet, alle zwei Wochen kommen sie vorbei, um Milch, Eier, Nudeln, Obst und vieles mehr abzuholen. Unter den Bedürftigen sind auch 100 Kinder. Die Zahl der Helfer ist auf über 50 gewachsen.
„Die Bedürftigen können nicht alle an einem Tag kommen“, erklärt Gobst. „Deswegen haben wir Schichten. Es gibt Blaue und Grüne Karten, die anzeigen, in welcher Woche man kommen soll. Außerdem bekommt jeder direkt für das nächste Mal seinen Termin, so entstehen kaum Warteschlangen.“
Stolz überwinden
Die Zusammenarbeit im Team klappt gut, Streitigkeiten gibt es kaum, auch die Flüchtlingskrise hat die Tafel nicht aus der Bahn geworfen. „2015 war anfangs natürlich etwas chaotisch, aber mittlerweile hat sich das alles eingespielt, und jeder weiß, wann er was bekommen kann“, sagt Gobst.
Besonders Alleinstehende und Rentner nutzen das Angebot der Tafel, aber auch Geflüchtete holen sich dort Lebensmittel. „Bei vielen Rentnern hat es gedauert, bis sie kamen“, sagt Gobst. „Sie mussten gewissermaßen ihren Stolz überwinden. Geholfen hat, dass die Tafel auf einem Innenhof liegt. Das senkt die Hemmschwelle.“
Die Kunden erhalten für einen Euro für eine Einzelperson oder zwei Euro für mehrere Personen von den Helfern rationierte Lebensmittel. So soll das Essen immer für alle reichen, die ein Anrecht auf die Hilfe haben. „Das ist jedoch keine Eins-zu-eins-Versorgung“, betont Gobst. „Unsere Lebensmittel ersetzen nicht den normalen Einkauf, sondern sind zusätzlich.“ Aber durch die Tafel könnten sozial benachteiligte Menschen etwas Geld zurücklegen, mit dem sie sich später Dinge leisten könnten, die ihnen sonst finanziell Probleme bereiten könnten – und sei es nur einmal einen Ausflug mit den Kindern zu machen. „Wir geben ihnen ein Stück Freiheit und Würde zurück“, so Gobst.
Möglich ist das nur durch die Unterstützung regionaler Unternehmen. Ob Märkte, Bauernhöfe, Bäckereien, Metzgereien, ohne Spenden geht es nicht. Auch die Stadt leistet mit Überweisungen für die Miete einen wertvollen Beitrag für den Fortbestand der Tafel. „Für uns als Stadt ist das ein wichtiger Beitrag für das Zusammenleben“, sagt Sozialdezernentin Heike Freud-Hahn (FDP). „Für die Einkommensverhältnisse können wir wenig tun, doch Bedürftige zu unterstützen, gehört mit zu unserer Verantwortung.“ (asp)