Bad Vilbel und seine Bürger sollen im kommenden April Stars eines Musicals werden. Dafür sammelt das Theater Alte Mühle jetzt Akteure und Ideen. Erlaubt ist alles, man kann sich filmen lassen, Theater spielen, fotografieren, musizieren oder einfach erzählen. Beim ersten Treffen gab es schon etliche Ideen: von der Wasserschildkröte im Burgpark bis zum Erbschleicher-Mordversuch mit Marmorkuchen.
Bad Vilbel. Die Vorstellung ist ambitioniert und auch ein bisschen verrückt: Eine Stadt soll bühnenreif werden. Auf die Idee zu „Bad Vilbel – das Musical“ ist Gesine Otto gekommen, die neue Leiterin der Alten Mühle. Zum 20. Geburtstag des Kulturzentrums hat sie sich gedacht: „Wir müssen mal was machen, was nur hier zu sehen ist.“ Ein Musical über Bad Vilbel etwa. Die Quellenstadt liege schließlich im Speckgürtel Frankfurts. Das sei Grund genug, mit eigenem Selbstbewusstsein aufzutrumpfen, findet Otto. Schnell kamen die Partner für diese Projektidee zusammen. Das Projekt ist damit eines der ersten, das von der Mitgliedschaft Bad Vilbels im Kulturfonds Rhein-Main profitiert. Aus dessen Etat werden die Voraussetzungen für das Erzählstück geschaffen, es gibt eine Regisseurin, einen Videokünstler und zwei Hauptdarsteller.
Die Akteure des Projekts trafen sich nun erstmals zu einem Vorgespräch in der Alten Mühle: ganz unterschiedliche Leute, die mit Neugier und zum Teil sehr konkreten Ideen gekommen waren. Regisseurin Sabine Fischmann weckte bei ihnen schnell die Fantasie. Sie bezeichnete das Musical als „soziokulturelles Projekt, in dem ganz Bad Vilbel auf die Bühne kommt“ – oder auf die Leinwand.
Jeder könne einen Einfall, ein Erlebnis oder einen Beitrag dazu leisten, egal ob live, aufgezeichnet oder als Mitgestalter. Ein riesiges Puzzle aus Erlebnissen, Erfahrungen und künstlerischen Talenten solle zusammengetragen werden, dazu sollten Schüler und Lehrer der Musikschule die Musical-Musik komponieren. Um die Puzzleteile in eine dramaturgische Form zu bringen, soll es eine umfassende Handlung, für die zwei professionelle Schauspieler zu engagieren wären.
Möglich wäre diese Szenerie: Da gibt es den schnöseligen jungen Frankfurter, der auf dem Dottenfelderhof einkaufen geht und dort ein Vilbeler Mädchen kennenlernt. Er soll ihr erst beweisen, wie gut er Bad Vilbel kennt, bevor sie ihm die Gunst gewährt. An der Stelle kommen die Bad Vilbeler ins Spiel, die Schauplätze, Akteure und Handlungen einbringen sollen.
Wie fantasievoll die Vilbeler sind, zeigte sich schon beim ersten Treffen, als bereits zahlreiche verblüffende Erzählfäden gesponnen wurden. Ein älterer Herr, der sich als Arzt aus dem ehemaligen Bad Vilbeler Krankenhaus vorstellte, möchte eine Erbschleicherinnen-Story einbauen, wobei es um einen Marmorkuchen als „Tatwaffe“ geht, den er der Vergifteten kopfüber noch rechtzeitig herausholen konnte.
Ein Burg-Orakel
Der Gewässerökologe Gottfried Lehr will sein Niddalied einbringen, Gesine Otto suchte jemanden, der die geheimnisvolle Wasserschildkröte im Burggraben als Orakel filmt – und ein aus Nidderau kommender Hackbrettspieler aus der Musikschule wurde auch gleich eingeplant. Gedreht wurden bereits zwei Konzerte von Musikschülern. Sebastian Schiller steht als Kameramann zur Verfügung, um Geschichten zu verfilmen. Das Resultat kann dann in die Live-Aufführung des Musicals einfließen: als Projektion auf der Kinoleinwand, aber auch als Nebenhandlung auf einem Fernseher.
Bis Dezember sollen die Anregungen bei dem Theater-Team eingehen, entweder per E-Mail an fsj-altemuehle@bad-vilbel.de oder über Facebook („Bad Vilbel – das Musicalprojekt“) oder Instagram („badvilbel_dasmusical“) oder unter der Rufnummer (0 61 01) 55 93 11. Im April sind sechs Live-Aufführungen in der Alten Mühle geplant.