Veröffentlicht am

Eine Kirche mit Besonderheiten

Die Auferstehungskirche liegt am Ende der Lohstraße am Eingang zum Friedhof der Kernstadt Bad Vilbel. Foto: Eickhoff
Die Auferstehungskirche liegt am Ende der Lohstraße am Eingang zum Friedhof der Kernstadt Bad Vilbel. Foto: Eickhoff

Bad Vilbel. Die Auferstehungskirche ist die älteste Kirche von Bad Vilbel. Bei einer Führung durch das Gebäude blicken Dr. Stefan Riegel, Marlene Schröder-Greim und Pfarrer Klaus Neumeier auf die Besonderheiten des Gebäudes und welche Folgen die zum 1. Januar 2025 erfolgte Fusion von vier Bad Vilbeler Gemeinden für das Gotteshaus hat.
Die Auferstehungskirche in Bad Vilbel wurde erstmals 1298 in einer Schenkungsurkunde erwähnt. Sie ist die älteste Kirche Bad Vilbels. »Ein besonderes Gebäude«, sagt Marlene Schröder-Greim. Sie bietet seit 2006 regelmäßig Führungen durch das Gotteshaus an, ist außerdem für die »Offene Kirche« am Wochenende verantwortlich. »Viele Bad Vilbeler haben ganz besondere Erinnerungen an sie.«
Die Auferstehungskirche befindet sich auf dem kirchlichen Friedhof in der Lohstraße. Überall im Gebäude lassen sich Jahreszahlen finden. Schröder-Greim erklärt: »1566 und 1697 sind zwei entscheidende Zahlen.« Die Zahl 1566 auf einem Balken zeigt, dass die seitliche Empore dann eingebaut wurde. »Das erklärt die unterschiedlich geformten Holzsäulen.« Die heutige Gestaltung des Kirchraumes ist an die Barockfassung des Jahres 1697 angelehnt. Damals wurde die Empore erweitert, die teilweise heute noch vorhandene Decke eingezogen und die zweite Tür an der Nordwand eingebaut. »Auch dort stand die Zahl 1697 im Sandstein.«
Bei der Sanierung
kommt viel ans Licht

Die Kirche wurde von 2003 bis 2005 umfassend renoviert. Marlene Schröder-Greim erinnert sich an die Initiative »Rettet die Auferstehungskirche«. »Wir haben handgefertigte Dachziegel aus dem 19. Jahrhundert verkauft, um die Sanierung zu finanzieren«, sagt sie. Dabei seien alte Dokumente aufgetaucht. »Um den Sandstein zu erhalten, wurde mit feuchten Tüchern gearbeitet. Das war etwas ganz Besonderes. Diese Bilder werde ich nie vergessen.«
Während den Arbeiten vor über 20 Jahren ebenfalls aufgetaucht ist ein Fresko. Es zeigt eine Jagdszene. »Dabei wurde die Jahreszahl von 1561 entdeckt. Doch wir sind der Meinung, dass es älter ist«, sagt Dr. Stefan Riegel. »Sonst wäre das Gemälde nur fünf Jahr später durch Bau der Empore verdeckt worden. Das ergibt keinen Sinn.« Das Original hat Riegel selbst in Madrid im »Museo del Prado« entdeckt. »Es ist von 1130 und zeigt die Jagd auf Hasen. Ich habe sofort an das Bild in unserer Kirche gedacht.« Riegel ist überzeugt: »Das Fresko stammt aus einer Zeit im Mittelalter. Es ist in den frischen Putz der Mauer eingearbeitet worden. Deshalb mussten auch elf Schichten freigelegt werden, um es zu entdecken. Das spricht eher für das 13. Jahrhundert.« Schließlich bestehe das Fresko nur aus drei Farben. Rot (Eisenoxid), Schwarz (Ruß) sowie Weiß (Kalk). »Auch das steht eher dafür, dass es älter ist.«
Ein Hase als Zeichen der Sündhaftigkeit
Die Jagdszene zeigt einen Mann auf einem Kamel bei der Jagd nach Hasen. Riegel weiter: »Der Hase galt als Zeichen der Sündhaftigkeit. Es steht symbolisch für ›Wo Christus auftritt, muss die Sünde fliehen‹.« Dr. Stefan Riegel will noch einmal Kontakt zu Restaurator Stefan Klöckner aufnehmen. »Motiv, Malstil und Farbgebung sprechen gegen eine Entstehung in der Renaissance und entsprechen dem Kunststil um das 12. oder 13. Jahrhundert. Typisch für die Zeit ist auch, das Figuren noch keine räumliche Tiefe hatten.«
Ebenfalls besonders in der Auferstehungskirche ist die Orgel. Sie wurde 1754 von der Orgelwerkstatt Georg Zinck aus Ostheim aufgestellt. »Sie ist eine echte Denkmalorgel«, sagt Schröder-Greim. Erhalten sind nämlich noch die originalen Bälge. Diese wurden bei der Restaurierung 2006 wieder gangbar gemacht, sodass die Orgel wie vor 250 Jahren ohne Strom gespielt werden kann. »Wirklich toll«, findet Riegel.
Wie oft sie zum Einsatz kommt in den kommenden Jahren, muss noch geklärt werden. Denn: Zum 1. Januar fusionieren die evangelischen Kirchengemeinden aus Massenheim und Dortelweil, die evangelische Heilig-Geist-Gemeinde vom Heilsberg sowie die Christuskirchengemeinde aus der Kernstadt zur »Evangelische Aufer
In der Kernstadt wird es künftig nur noch in der Christuskirche einen Gottesdienst geben. Damit fällt der in der Auferstehungskirche weg. Die älteste Kirche soll aber weiter zu besonderen Ereignissen und Feiertagen genutzt werden. »Sie kann auch für Hochzeiten und Trauerfeiern gemietet werden«, sagt Schröder-Greim. Neumeier ergänzt: »Natürlich werden wir über die langfristige Nutzung sprechen. Dafür soll es auch einen Arbeitskreis geben. Klar ist, dass wir ganz sicher einen Weg finden werden.«
Von Patrick Eickhoff