Bad Vilbel. Sekt und Schoppen wurden aus Früchten Vilbeler Apfelbäume gewonnen. Gespendet hatten sie der Gruppe die beiden Vilbeler Kelter Jürgen Pfeiffer und Wolfgang Lazar. Den Kauf der Apfelbäume der Sorten Geheimrat Dr.Oldenburg und Goldparmäne finanzierten die Mitglieder der Naturschutzgesellschaft (NSG) Bad Vilbel aus den Mitteln einer großzügigen Erbschaft. Die hatte ihnen die gebürtige Schlesierin Else Bunzel, auf Empfehlung ihrer langjährigen Nachbarin Agnes Busch, zugedacht. Über eine weitere Spende, der 2009 verstorbenen Frau, freute sich die Bürgeraktive.
Bevor NSG-Vorsitzender Hans Tuengerthal die Anwesenden beim geselligen Beisammensein in der Natur über die Erbschaft und ihre Hintergründe informierte, wurden die Bäume gepflanzt. Das Grundstück in der Gewand „Silmische Wiesen“ pachtete die NSG vor über 30 Jahren von Familie Bueble. Dort stand am Edelbach bis vor Kurzem eine bastardisiserte Salweide.
„Apfelexperten der Streuobstwiesen empfahlen mir wegen des feuchten, sauren Bodens, am trockeneren Rand der Wiese, die Sorte Geheimrat Dr.Oldenburg zu pflanzen“, berichtete Tuengerthal. Darüber freute sich Agnes Busch, die Vermittlerin der Spende, die aus Oldenburg stammt. Für die Spenderin Else Bunzel wählten die NSG auf Rat der Experten eine Goldparmäne aus. „Else Bunzel hat die Hälfte ihres fast 90-jährigen Lebens in Bad Vilbel zugebracht. Sie fühlte sich nach harten Schicksalsschlägen ihrer neuen Heimatgemeinde verbunden“, berichtete Tuengerthal. Mit ihrer Spende wollte Else Bunzel mithelfen, den Obstbaumbestand auf den Streuobstwiesen zu ergänzen und die Arbeit der NSG nachhaltig unterstützen. Geboren wurde sie als Tochter wohlhabender Eltern 1920 in Schlesien. Der Behüteten setzen Inflation, Arbeitslosigkeit, Hunger, Krieg und Vertreibung ein jähes Ende. Die Vertriebene gelangte in den Westen, fand in Bad Vilbel ein neues Zuhause, in Neu-Isenburg Arbeit. Ihr Traum eine Familie zu gründen, scheiterte. Sie arbeitete bei einer Bad Vilbeler Familie als Magd im Haushalt. Else Bunzel war ein bescheidener, anspruchsloser Mensch. Sie leistete sich keine eigene Wohnung, kaum eine Urlaubsreise, sparte ihr Geld für ihr Alter. Nachbarin Agnes Busch wurde die Freundin der klugen und belesenen Frau.“ Sie wurde in den letzten Jahren im Pflegeheim auf dem Heilsberg zu ihrer wichtigsten Bezugsperson. „Wir werden nach Pflanzung der beiden Apfelbäume mit dem verbliebenen Betrag noch das eine oder andere Projekt finanzieren können.“ Der Wingert, wie das einen Quadratkilometer große Gebiet der Obstbaumwiesen genannt wird, liegt auf einer Terrasse oberhalb der Vilbeler Altstadt und ist in zahlreiche Flurnamen unterteilt. „Seit dem Mittelalter wurde das Gebiet am Traufrand oberhalb des historischen Rathauses als Hausgärten benutzt. Auf dem nach Süden abfallenden Teil des Wingert, in der Blutgans, wurde bis vor 100 Jahren noch Vilbeler Rotwein angebaut. Die NSG versucht seit über 40 Jahren die Streuobstwiesen für die Zukunft zu erhalten“, führte Tuengerthal aus. Er koordiniert auch den Arbeitskreis Streuobstwiesen der Lokalen Agenda 21, der sich für den Erhalt der Streuobstwiesen u.a. mit Imkern einsetzt. Da die Erträge der Fruchtbäume, teils bis zu 70%, von der Bestäubung durch Bienen abhängt. Dabei helfen der NSG Experten vom Dottenfelder Hof wie Albrecht Denneler oder vom Obstbauverein, wie Dr. Hans-Hermann Freese.