Karben. Nach coronabedingter Pause von zwei Jahren soll der traditionsreiche Klein-Kärber Markt im Jahr 2022 einen neuen Anlauf nehmen. Dann wieder am alten Standort, dem Hissigwald, gegenüber den Sportplätzen von KSV Klein-Karben und Fußballclub. Damit dort wieder ein Zelt aufgebaut werden kann, soll eine Betonplatte gegossen werden. Damit sind nicht alle einverstanden.
Ältere Karbenerinnen und Karbener erinnern sich noch: Wenn Klein-Kärber Markt war, dann eilten alle von nah und fern herbei. Jung und Alt trafen sich auf dem Festplatz. Doch dann änderten sich die Zeiten – und die Interessen. Der klassische Festplatz mit Festzelt, Buden und Karussells zog nicht mehr recht.
Also beschloss man bei der Stadt, den traditionsreichen Markt vom Hissigwald in die Rathausstraße zu verlegen. Dort lief das Marktvergnügen als Straßenfest anfangs ganz gut, doch dann ließen auch dort Besuchszahlen immer mehr nach, zumal im Jahr 2019 der Markt noch parallel zum Bad Vilbeler Straßenfest mit verkaufsoffenem Sonntag veranstaltet worden war.
Ein weiteres, recht schwerwiegendes Problem tat sich auf: Die enge Rathausstraße ließ eigentlich keine zwei Buden-Reihen zu. Die Rettungswege wurden schmaler. Verschärfte Regeln taten ihr Übriges, dass das Orga-Team beschloss, der Markt solle wieder zurück in den Hissigwald. Ortsvorsteher Christian Neuwirth, der auch dem Orga-Team des Marktes angehört, sagte in der jüngsten Ortsbeiratssitzung, früher habe das Sicherheitshandbuch aus zwei Seiten bestanden, »heute sind es 40 Seiten«. So sei eine der Vorschriften, dass die Stände drei Meter von den Hauswänden weg aufgebaut werden müssten. Das wiederum bedeute, dass die Stände in der Mitte der Rathausstraße stehen müssten. »Damit würde es keine Rettungswege für die Feuerwehr mehr geben.«
Gewiss, der Hissigwald liege etwas abseits des Ortskerns, sei aber ansonsten bestens geeignet für die Veranstaltung des Marktfestes. Auch bei der Stadt plant man mit dem Markt am alten Standort.
31 mal 21 Meter
werden versiegelt
Orga-Team und Stadt hatten offenbar überlegt, ob es bauliche Veränderungen geben müsse. Und sie kamen zu dem Schluss: Wir brauchen einen festen Untergrund für ein ordentliches Festzelt. Stadträtin Heike Liebel (CDU) stellte in der Ortsbeiratssitzung die Pläne vor. Für ein 30 mal 20 Meter großes Zelt müsse eine 31 mal 21 Meter große Asphaltfläche aufgebracht werden. In Zeiten, in denen der Markt nicht stattfindet, soll die Fläche als Streetballplatz den Jugendlichen zur Verfügung stehen. Die anderen Voraussetzungen seien vorhanden: Frischwasser gebe es über die Leitungen der Sportvereine, die vorhandenen Stromverteiler sind laut Neuwirth »allemal ausreichend, um das Fest mit Strom zu versorgen«.
Liebel ergänzte, dass zudem angedacht sei, später auf dem Gelände noch zwei bis drei Standplätze für Wohnwagen und Wohnmobile zu schaffen. Für die geplante Baumaßnahme im kommenden Frühjahr müsse kein einziger Baum gefällt werden. »Der alte Baumbestand bleibt erhalten«, betonte die Stadträtin.
Loos: Alte Bäume auf Wasser angewiesen
Die vorgestellten Pläne gefielen zwar dem Orga-Team, weniger aber Ulrike Loos, der früheren Vorsitzenden des BUND. Sie fragte danach, welche Alternativen geprüft worden seien zum Betonplatz. Denn der alte Baumbestand dort sei auf Wasser angewiesen, also auf nicht versiegelte Böden. Neuwirth antwortete, es sei dem Orga-Team »kein einziger Platz in Klein-Karben bekannt, wo noch ein solcher Markt veranstaltet werden könnte«.
Loos sagte, es gehe doch um eine alternative Lösung, die Fläche auf dem Platz nicht zu versiegeln. Die Seewiese in Friedberg sei doch auch nicht asphaltiert, wenn dort der Herbstmarkt stattfindet. »Da müssen die Leute nicht mit Gummistiefeln laufen.«
Marc Engelken vom Orga-Team wies darauf hin, dass es zwar Festzelte mit Böden gebe, »aber nicht von einem Anbieter in der Nähe. Die müssten für großes Geld von weit hergeholt werden.« Loos blieb unzufrieden und rief Ortsbeiräten und Stadträtin zu: »Die Versiegelung der Böden trägt zum Klimawandel bei. Dafür sind Sie mitverantwortlich.« Von Holger Pegelow