Karben. Margarete Cost, geborene Heinz, wägt die Worte sorgfältig ab. Ihr Privatleben in die Öffentlichkeit zu tragen, ist nicht ihre Sache. Ehemann Karl sitzt in der kleinen, blitzsauberen Küche seines Elternhauses in Petterweil still an ihrer Seite und hört zu. Seit 60 Jahren sind sie ein Ehepaar, feierten am Montag ihre Diamantene Hochzeit, gemeinsam mit Sohn und Tochter, vier Enkeln und vier Urenkeln und zugleich den 85. Geburtstag von Karl Cost.
Kennen gelernt haben sich Margarete Heinz, die am 15. April 1923 in Steindorf bei Wetzlar geboren wurde, und der Rodheimer Karl Cost während des Krieges 1943, in einem Lazarett, das im Grand Hotel in Bad Nauheim eingerichtet war. Wie es zu dem Aufenthalt im Lazarett kam, erzählt Heinz Cost. „Nach Beendigung der Schule half ich bis zum Kriegsausbruch in der Landwirtschaft des elterlichen Betriebes mit.“ Am 3. Oktober 1941 sei er zum Kriegsdienst eingezogen worden und am 18. August 1942 in Russland schwer verwundet worden. Im November 1942 sei er in das Lazarett nach Bad Nauheim verlegt und im August 1944 entlassen worden.
Wieder in der Heimat, unterzog sich Cost 1946 einer Umschulung als Gemeinderechner und arbeitete in dieser Funktion bis zu seiner Rente 1982, zunächst für die Gemeinde Petterweil und nach der Eingemeindung für die Stadt Karben. Schließlich erzählt auch Margarete Cost interessante Erlebnisse aus der Vergangenheit. Zwei wichtige Daten wird sie in ihrem Leben nie vergessen. Den 26. Februar 1947, als sie standesamtlich in Petterweil heiratete, und den 1. März 1947, die kirchliche Trauung in Steindorf. Für die Feier nach der kirchlichen Trauung habe man Kuchen im dorfeigenen Backhaus gebacken, der mit einem Schlitten zu ihrem Elternhaus transportiert worden sei. Doch an jenem Tag sei der Erdboden so vereist gewesen, dass der Schlitten in den Graben gerutscht sei. „Der Hefekuchen ist unbeschadet geblieben, Sahnekuchen kannte man damals zum Glück noch nicht“, ergänzte Karl Cost.
Seine Frau konnte von einem weiteren Missgeschick auf dem Weg zur Kirche berichten. Als das Patenkind ihren Schleier getragen habe, sei der Junge ausgerutscht und habe ihr während des Sturzes den Schleier vom Kopf gerissen. „Der war geliehen, ebenso wie die Schuhe.“ Für den Fotografen habe man einen Hasen geschlachtet, als Lohn für das Hochzeitsfoto. Es muss ein guter Tausch gewesen sein, denn das Foto zeigt ein glückliches Paar. (gia)