Friedberg/Bad Vilbel. „Ich freue mich, dass er mir die Aufgabe zutraut, ich traue sie mir auch zu – klare Sache“, erklärt Lucia Puttrich, frischgebackene hessische Umweltministerin im Kabinett von Ministerpräsident Volker Bouffier im Jagdhaus Ossenheim bei ihrer ersten Wetterauer Pressekonferenz. Präzise, sachbezogen und eloquent skizzierte die erfolgreiche 49-jährige CDU-Politikerin ihre künftigen Aufgabenbereiche und versicherte, dass ihr Wechsel von Berlin nach Wiesbaden keine spontane Entscheidung war. „Ich habe das gründlich abgewogen, mir überlegt, was kann ich wo auch für die Wetterau voranbringen. Und selbstverständlich spricht man so eine Entscheidung mit seiner Familie ab“.
Wichtig seien ihr die Herausforderung gewesen, aber auch „solche Aufgaben, mit denen ich mich auch identifizieren kann“, sagt sie rundheraus. Hätte man ihr das Finanzministerium angeboten, hätte sie ohne Wimpernschlag Nein gesagt. Dass künftig weit mehr und gewichtigere Probleme auf ihrem Ministertisch landen würden als das im Rathaus oder in ihrem Abgeordnetenbüro der Fall war, sei selbstverständlich. Sie sehe dem aber gelassen entgegen, denn das Rathaus sei als Vorbereitung eine gute Schule gewesen. Im Prinzip treffe sie in „diesem Ministerium auf die gleichen Probleme, die ich schon kenne, die sich lediglich fortsetzten auf einer anderen Ebene – vom Abwasser bis zu Energiefragen, von Landwirtschaftsanliegen bis zu Verbraucherthemen“. Das sei ihr im Grunde alles schon aus der Kommunalpolitik vertraut, lediglich der größere Rahmen im Ministerium und die gestreckte Hierarchie machten den Unterschied. 470 Mitarbeiter habe sie im Ministerium zu dirigieren. Darin sieht die sportliche Politikerin keine Hürde, die ersten Informationsgespräche mit ihren acht Abteilungsleitern, dem Staatssekretär und den Mitarbeitern im Ministerbüro seien gut angelaufen.
Die Übergabe des Ministeriums durch ihre Vorgängerin, Silke Lautenschläger, sei „ausgesprochen angenehm und kollegial“ vonstatten gegangen. Lautenschläger, die aus eigener Entscheidung den Ministerposten aufgab, habe alles bestens vorbereitet gehabt, lobt Puttrich. „Ich gucke mir jetzt das alles erst mal genau an, dann geht’s los. Wichtig ist, dass man gut geerdet ist“. Viel Zeit zur Einarbeitung gibt sich die Ministerin nicht, bereits in dieser Woche will sie die ersten Gesetzesvorlagen ins Plenum einbringen.
Sie freue sich, sagte Lucia Puttrich den Journalisten, dass sie so viele E-Mails voller Zuspruch aus vielen Ortschaften der Wetterau erhalten habe, das gebe Kraft für die neuen Aufgaben. Dass die SPD ihr weiterhin als Grabenkrieger begegne und Stil vermissen lassen, überrasche sie nicht. „Hart, aber unfair“ sei das gewesen – vom Wetterauer Landrat Joachim Arnold bis zu Hessens SPD-Chef Thorsten Schäfer-Gümbel. Sie bedauere das einerseits, doch es lasse sie andererseits auch kalt.
Nach all den Rufmordkampagnen der Genossen, die gegen sie gefahren worden seien, „kann mich so etwas nicht mehr erschüttern“. Sie kenne das politische Geschäft und wolle in Wiesbaden offen auf die Opposition zugehen, denn „ich bin nicht an parteipolitischen Konflikten interessiert, sondern an Lösungen“, machte sie klar.
Das politische Geschäft aus dem Effeff kennt auch der Wetterauer CDU-Politiker Norbert Kartmann aus Butzbach, seines Zeichens hessischer Landtagspräsident. Er kritisierte das kurzsichtige, schlechte Benehmen des Landrates Arnold als „nicht entschuldbar“. Arnold hatte Puttrich vorgeworfen, sie lasse die Wetterau im Stich. Statt zu gratulieren habe der Landrat Puttrich „in die Kniekehlen getreten. Das ist“, so Kartmann wörtlich, „ein besonderer Akt der Klugheit“, schließlich begegne man sich „im Leben immer zweimal“ und der Landrat werde – im Interesse der Wetterau – das Ministerium noch öfters benötigen. „Aber die brauchen halt ein Feindbild“, resümierte Kartmann. Erfreut zeigte er sich darüber, dass die Wetterau mit Lucia Puttrich nach Justizminister Jörg-Uwe Hahn (FDP) aus Bad Vilbel einen zweiten Minister stellt. Und mit Puttrich habe man eine fähige Repräsentantin der Wetterau in der Landespolitik. „Sie ist eine anerkannte Größe in der CDU und genießt auch darüber hinaus ein hohes Renommee“, so Kartmann.
Die neue Ministerin startete sodann von der Wetterau aus im BMW gut gelaunt in ihren Arbeitstag, „mit vollem Schwung wie die neue Regierung aus dem Start heraus und ohne zu stolpern!“