Karben. Was hat vier Beine und kann seine Farbe wechseln? Die Antwort schüttelten die gut informierten jungen Besucher im Bürgerzentrum glatt aus dem Ärmel: das Chamäleon. Im dichten Pulk standen Kinder und Erwachsene um zwei bildschöne Exemplare herum, die es sich auf Schulter und Arm von Benito gemütlich gemacht hatten. Die Familie des 13-Jährigen war am Wochenende mit ihrer Reptilien-Ausstellung zu Gast in Karben. 400 Reptilien, Amphibien, Schlangen, Insekten, Vogelspinnen, Echsen leben zuhause bei Familie Spindler in Stuttgart und reisen wochenends durch Deutschland, Italien, die Schweiz.
„Wir wollen die Besucher informieren und ihnen die Welt der Reptilien näherbringen“, erklärt Benito die Intentionen der Aussteller. Außer den aufgespießten Schmetterlingen und Insekten leben alle Tiere in Terrarien und ließen sich eher ungern bei ihrem Vormittagsschläfchen stören.
Die beiden Chamäleons aber scheinen die Aufmerksamkeit der Reptilienfreunde zu genießen. Quietschfidel ließen sich die Echsen streicheln und wechselten geradezu lehrbuchmäßig ihre Farben. Mit ihrem seitlich zusammengedrückten Körper, dem auffallenden Kamm und den charakteristischen Hautlappen sieht solch ein Chamäleon wahrhaft urzeitlich aus. Und irgendwie scheinen Chamäleons immer zu grinsen. Es sind die Lieblingstiere von Benito, der sich ein Leben ohne Reptilien gar nicht vorstellen kann. Seitdem sein Urgroßvater mit dem Hobby begonnen hatte, blieb die Faszination der Exoten in der Familie. Wenn er von ihnen erzählt, strahlt Benito dabei über das ganze Gesicht. „Ich beobachte sie so gerne wie sie sich bewegen und sich miteinander beschäftigen“, sagt er. Beim Füttern darf er nicht zimperlich sein. Schlangen fressen gerne Kleintiere, so dass Benito riesige Heuschrecken und nackte winzige Speckmäuse in den Terrarien verteilt – lebend. Er spricht auch gerne mit den Tieren und gibt ihnen Namen.
Wenn es Nachwuchs gibt, freut sich die gesamte Familie. Immer wieder werden Leguane mit der Hand großgezogen oder besser: mit der Spritze. „Vitamine und Nahrung kriegt man ja sonst nicht rein.“ Die kleinen, bis zu 1,90 Meter wachsenden Leguane Joschi und Felix haben sich schnell an die Menschen gewöhnt, die sie aufziehen und füttern. „Sie krabbeln auf mir herum und manchmal streicheln sie mir sogar die Hand“, berichtet Benito. „Bei Fremden machen sie das nicht.“
Einzigartig gezeichnet war der schöne Königspython, den Benito aus einem hohlen Ast herauszieht. Pythons sind die Gegenstücke zu den amerikanischen Boaschlangen in der Alten Welt. Die meisten Arten finden sich in den wärmsten Gebieten Afrikas. Die Ausstellung zeigte auch Netz-, Rauten- und Tigerpythons in vielfältigen Zeichnungen. Besonders die Kinder interessierte, wie sich solch eine Schlange anfasst und das Ergebnis klang einstimmig: „Schön und gar nicht glitschig.“
Auch die sechs Schildkröten in einem abgetrennten Areal fanden ihre Bewunderer, während der Anblick der Vogelspinnen eher verhaltene Reaktionen hervorrief. Alle Tiere standen unter strenger Beobachtung. Das Veterinäramt kontrolliere oft. „Sie prüfen, wie es den Tieren geht, ob sie sauber gehalten werden, ob sie zu fett oder zu mager sind und ob sie Badegelegenheiten haben“, sagt Benito. So strenge Kontrollen wünsche er sich auch bei den privaten Reptilienhaltern.