In diesen Tagen ist die neue Sinus-Jugendstudie mit dem Titel „Wie ticken Jugendliche 2016“ veröffentlicht worden. Im Vergleich zur Vorgängerstudie von 2012 zeichnet sich unter den 14–17jährigen ein neuer Trend ab.
Die Verfasser stellen fest, dass der Begriff „Mainstream“ heute kein Schimpfwort mehr ist. „Jugendliche wollen heute mehr noch als vor wenigen Jahren so sein „wie alle“.“ (475) Die Jugendlichen von heute seien viel selbstverständlicher bereit, sich anzupassen. Das Akzeptiertsein vom Mainstream sei wie ein Garant für Geborgenheit und Orientierung in einer immer unübersichtlicher werdenden Welt.
So sein wollen wie alle – ich lese diese Worte mit einiger Besorgnis. Ich kann den Wunsch der 14–17-Jährigen nach Akzeptanz und Geborgenheit nachvollziehen. Aber ich halte den Weg, wie sie diese erreichen wollen, für irreführend. Führt mich Anpassung an die Meinung der Masse, des Mainstreams, zu einem Leben aus dem Frieden? Werde ich in meinem Handeln frei, das Gute zu wählen, weil ich viele Facebook-Freunde habe? Gedeihen in meinem Leben Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Reinheit (Galater 5,22) – die so genannten Früchte des Heiligen Geistes – weil ich auf der Welle des Zeitgeistes surfe? Oder weil ich so angepasst bin, dass es mir schon gut geht, wenn ich nur nicht auffalle? – Wenn jeder so wäre „wie alle“, dann wären wir alle wie Kopien, Plagiate.
Aber Gott hat jeden und jede zum Original geschaffen und berufen. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass Gott mit jedem Menschenleben eine einzigartige Geschichte schreiben will. Gott uniformiert uns nicht. Gott leidet unter Gleichmacherei. Er befreit uns, als Originale zu leben. In einer Welt, die uns in Musikrichtungen, Moderichtungen, Politikrichtungen drängen will, hilft Gottes Geist uns zu prüfen, was wir wirklich von Gott her sind – und werden können.
Wer so fragt, fragt nach dem Original, das Gott in jedem Menschen angelegt hat. Wer so fragt, wird origineller. Wer so fragt, beginnt in jedem Menschengesicht das Antlitz Jesu Christi zu erkennen, auch im eigenen. Der Glaube an Jesus Christus macht aus Dir ein Original, ganz von alleine! Das ist Originalitätsschule! Und hier empfangen wir den Heiligen Geist der uns hilft zu überprüfen, ob das richtig ist, „was man denkt“, „was man tut“.
So sein wollen wie alle – das ist bestimmt nicht nur ein Wunsch der Jugendlichen von heute. Aber Pfingsten und der Geist Gottes befreien uns aus aller Gleichmacherei und schenken uns die Kraft, manchmal gerade gegen den „Mainstream“, nicht Plagiat, sondern Original zu sein!
Das wünscht Ihnen
Pfarrer Johannes Misterek
Ev. Gemeinde Massenheim