Jeder Gottesdienst im Autoscooter ist etwas Besonderes. Auch wenn die jährlichen Gottesdienste der Evangelischen Christuskirchengemeinde an diesem besonderen Ort bereits eine lange Tradition haben, gibt es doch jedes Jahr Erstbesucher. Ein solcher war nun am Sonntag der indische Pfarrer Vijay Kumar, der im Rahmen einer größeren Delegation aus der nordindischen Diözese Amritsar zu Gast in Bad Vilbel war.
„Ich finde es großartig, dass hier mitten auf dem Jahrmarkt das Evangelium von Jesus Christus und von Gottes Liebe zur Welt verkündigt wird“, war Vijay Kumar sehr begeistert vom Vilbeler Markt und von der besonderen Atmosphäre des Gottesdienstes. Begrüßt wurde er von Tobias Utter, der als Kirchenvorsteher der Christuskirchengemeinde den Gottesdienst eröffnete und wie jedes Jahr auch Bürgermeister Thomas Stöhr willkommen heißen konnte.
„Die Welt zu Gast“ war das Motto bei diesem Gottesdienst und Gemeindepfarrer Klaus Neumeier sowie die Schaustellerpfarrerin Christine Beutler-Lotz deuteten das Thema auf sehr unterschiedliche Weise. Die Schaustellerseelsorgerin erinnerte daran, dass zwar 95 Prozent der Marktbeschicker Deutsche seien, mit ihnen zusammen aber viele Menschen aus anderen Ländern von Markt zu Markt ziehen und die Fahrgeschäfte aufbauen. Klaus Eiserloh, Gastgeber im Autoscooter, konnte denn auch spontan mehrere Wörter auf Polnisch nennen!
Klaus Neumeier zitierte einen Theologenkollegen, der in der Zeit der großen Flüchtlingsströme eine bemerkenswerte Bemerkung gemacht hatte: Eigentlich habe Gott uns mit dem Tauf- und Missionsbefehl hinaus in die Welt gesandt, da wir dies aber offensichtlich wenig gut gemacht hätten, hätte Gott selbst nun die Welt zu Gast zu uns gesandt. Klaus Neumeier: „Wir sind der Welt auch hier vor Ort das Evangelium schuldig, die gute Botschaft von Gottes Liebe zur Welt und zu jedem Einzelnen.“
Vijay Kumar ermutigte in seiner Predigt die Menschen zu einer lebendigen, fröhlichen und glaubwürdigen Nachfolge Christi. An unserem Leben sollten die Menschen erkennen, wer Christus war und was er für uns bedeutet. Gottes Bundesschluss mit Noah gelte nicht nur damals, sondern auch heute und uns persönlich. Aus diesem Versprechen Gottes heraus dürften und könnten wir leben. Dieses Leben zum Lob Gottes dürften uns die anderen Menschen gerne abspüren. In indischer Tradition lud er ein zu einem lauten „Halleluja“ – tatsächlich stimmte die Gemeinde auf den Bierzeltbänken im voll besetzten Autoscooter beachtlich lautstark mit ein, wie Lutz Rosenkranz in seinem Bericht abschließend schilderte. (zlp)