Karben/Bad Vilbel. Um unter strengen Auflagen wieder Besuche zu ermöglichen, haben auch die Pflegeheime entsprechende Schutzkonzepte erarbeitet. Für die Angehörigen bedeuten sie eine wiedergewonnene Gelegenheit für Kontakte zu ihren Liebsten – für die Teams nicht selten ein bedeutendes Mehr an Arbeit.
Es ist ein – wenn auch kleines – Stück Normalität, das die Angehörigen an der Plexiglasscheibe erfahren: Sie können ihre Liebsten wieder sehen, mit ihnen sprechen, ihnen zuhören. Die sogenannten Begegnungsboxen hat das Team des Johanniterstifts Karben dafür selbst konstruiert. Acht Termine täglich werden vergeben, um Begegnungen zwischen den Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen so zu ermöglichen. »Die Familien sind sehr dankbar für diese wiedergewonnene Möglichkeit«, beobachtet Nadine Kreis, Leiterin des Sozialen Diensts. Zwar seien sich alle einig, dass eine körperliche Begegnung die wertvollste sei, doch für den Zwischenschritt hätten alle Verständnis, sagt sie.
Fotos von Enkeln
Auch Uwe Kowalzik, Interims-Leiter des ASB-Pflegeheims Karben, beobachtet einen »neuen Schwung Zufriedenheit«, seit Kontakte in Teilen wieder möglich sind. In der Ramonville-Straße finden diese in den Mehrzweckräumen des Wohnheims oder im Gartenbereich statt – mit Tischen als Abstandshaltern sowie, auch hier, zusätzlichen Plexiglasscheiben. »Das wird aber gut angenommen«, sagt Kowalzik. »Trotz des Abstands ist wieder ein Austausch möglich. Viele bringen etwa Fotos von Enkeln mit«, beobachtet er. Doch die Hürden für diesen wiedergewonnenen Austausch sind in der Tat hoch. Wie alle Pflegeheime, die Besuche wieder ermöglichen, mussten auch die Karbener in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt ein entsprechendes Schutzkonzept erstellen. Die Einrichtungen habe das mitunter enorm unter Druck gesetzt, schildert Elisabeth Amon, Leiterin des Johanniterstifts.
Zu den bestehenden Auflagen sei die Anforderung hinzugekommen, für die anstehenden Besuche »ein sicheres Besuchskonzept zu entwickeln, das den individuellen Anforderungen des jeweiligen Bundeslands und den jeweiligen Voraussetzungen – beispielsweise baulichen Besonderheiten – entspricht«. In Alten- und Pflegeheimen sind seit 4. Mai wieder Kontakte möglich – allerdings in engen Grenzen. Angehörige müssen im Vorfeld telefonisch einen Besuchstermin vereinbaren. Beim Eintreffen an der Einrichtung werden sie dann durch Mitarbeiter empfangen und in die erforderlichen Schutzbestimmungen wie Hygieneregeln, Abstandsgebot, das korrekte Tragen des Mund-Nasen-Schutzes sowie die Besuchsdauer eingewiesen. Besuche in den Wohnbereichen sind weiter tabu. Darüber hinaus gelten Einrichtungs-spezifische Regeln.
Im AGO-Alloheim Dortelweil etwa sind drei Besuchstage eingerichtet worden. Die Gäste gelangen über die Terrassentür ins Bistro, von der anderen Seite kommt der Bewohner an den Tisch, der auch hier von einer Plexiglasscheibe halbiert wird. Nicht mehr mobile Bewohner können im Zimmer besucht werden. »Dafür haben wir eine Plexiglasscheibe, die hingeschoben wird.
Zudem müssen alle Besucher sich einem sogenannten Kurzscreening unterziehen und die Hygienemaßnahmen inklusive Infektionsschutz einhalten«, erklärt Einrichtungsleiter Johannes Fellner. Heißt: Die Besucher füllen einen Gesundheits-Fragebogen aus. Außerdem hinterlassen sie ihre Daten, um potenzielle Infektionsketten rekonstruieren zu können. »Der organisatorische Aufwand, der nun mit den Besuchen einhergeht, bedeutet für uns in einer ohnehin angespannten Situation mehr Arbeit und Personalressourcen«, erklärt Einrichtungsleiterin Amon. Vor allem die Kurzfristigkeit der Beschlüsse hätten den Pflegeheimen Schwierigkeiten bereitet. »Plötzlich standen wir im Spannungsfeld zwischen der verkündigten Öffnung durch die Politik und dem Wunsch der Angehörigen, diese auch sofort zu erfahren«, sagt ihr Kollege Kowalzik.