Niederdorfelden. Marienlieder sind am Barbaratag in der evangelischen Kirche in Niederdorfelden dargeboten worden. Dazu passende Texte von Josef Guggenmos und Rainer Maria Rilke bildeten ein gelungenes literarisches Gegengewicht.
Barbarazweige sind Zweige von Obstbäumen, die nach einem alten Brauch am vierten Dezember, dem Tag der heiligen Barbara (Barbaratag), geschnitten werden. Sie werden in einer Vase in der Wohnung aufgestellt und blühen an Weihnachten. Ein musikalisches Programm rund um den Barbaratag gestaltete Birgid Jökel für das Adventskonzert in der evangelischen Kirche.
Die frühere Gemeindereferentin aus Rendel ist seit 33 Jahren eine leidenschaftliche Sängerin. Seit vier Jahren tritt sie in Kirchen und bei Seniorennachmittagen in der Region auf. Das Konzert in der Kirche, das sie mit sechs Wochen Vorlauf plante, bestritt sie gemeinsam mit Anne Heyn-Meister (Rezitation) und Udo Lorenz (Orgel). Als Überraschungsgast konnte Wolfgang Scheidt (Trompete) begrüßt werden. Von der Orgelempore aus spielte er das „Ave Maria“ von Bach/Gounod sowie die weihnachtliche Weise „Machet die Tore weit“. „Das Konzert soll auf die Advents- und Weihnachtszeit einstimmen“, sagte Pfarrer Klaus Ullrich.
Zum Thema passend zitierte Heyn-Meister Gedanken zur Adventszeit. Sie machte deutlich, dass die vielen Tage bis Weihnachten zu Beginn der Adventszeit besonders für Kinder oft wie in einer endlosen Zeitlupe erschienen. Warten und Hoffen seien menschliche Grunderfahrungen. Advent im ursprünglichen Sinne stelle an den Menschen die Frage, worauf Erwartungen und Hoffnungen gerichtet seien. Gedanken zum Advent wurden auch von Rainer Maria Rilke und Hans Dieter Hüsch textlich verarbeitet.
Besondere Mühe hatte Jökel darauf verwandt, die Marienlieder historisch zu ordnen. „Es steht ein Lind’ im Himmelreich“ aus Laufenbergs Straßburger Liederhandschrift ging aus einer Volksballade aus dem 14. Jahrhundert hervor. Aus der Melodie, die bereits 1430 bekannt war, wurde später das Mariä Verkündigungslied. „Es ist ein Ros entsprungen“ aus dem Speyerer Gesangbuch gehört zu den am weitest verbreiteten ökumenischen Weihnachtsliedern der Gegenwart. Die älteste Fassung bestand laut Heyn-Meister vermutlich aus nur zwei Strophen.
Das Lied „Und unser lieben Frauen“ aus Beuttners Gesangbuch von 1602 erfreute sich besonders in Südosteuropa einer großen Beliebtheit. Auch nach 1945 war das Marienlied sehr beliebt.
Als in seiner Text- und Melodienfolge besonders eindrucksvolles Lied erwies sich das „Magnificat“ mit dem Text nach dem Lukas-Evangelium. Jökel wählte eine modernere Textfassung des „Magnificat“ aus. „Meine Seele erhebt den Herrn“ gefiel besonders aufgrund melodiös-rhythmischer Wiederholungen.
Eine interessante Historie weist das Wallfahrtslied „Maria durch ein Dornwald ging“ auf. Der früheste Druckbeleg stammt von 1850. Um 1910 kam das Lied in den Zupfgeigenhandel und verlor seinen Charakter als Wallfahrtslied. Nach 1945 wurde es zu einem der populärsten Weihnachtslieder – auch international. Als Erinnerung an den Brauch des Barbaratages verteilten Jökel und Heyn-Meister am Ende des Konzertes Barabarazweige. (gia)