Bad Vilbel. Weil sie sich lieber in einem „überschaubaren Hilfsverein“ engagiert, dessen Leute sie kennt, stieß Uschi Schönacher aus Massenheim Ende vergangenen Jahres zum Eldoret-Verein. In der FNP hatte sie darüber gelesen, wie die Vereinsmitglieder in Kenia Kindern mit Behinderung helfen, für sie eine Schule mit Internat gebaut haben und durch Patenschaften eine einfache Berufsausbildung ermöglichen.
„Im Gegensatz zu einer großen, anonymen Hilfsorganisation weiß ich, was ich beim Eldoret-Verein bewirken kann“, sagt Schönacher. Konkreter Anlass für den Vereinsbeitritt sei der Wunsch gewesen, eine Patenschaft zu übernehmen.
Bewegen können die Vereinsmitglieder eine Menge, das wurde bei der Jahreshauptversammlung deutlich. Vorsitzender Rudolf Henrich fasste zusammen, was in den vergangenen 27 Jahren auf dem 50 000 Quadratmeter großen Internatsgrundstück in der Stadt Eldoret alles entstanden ist und unterhalten wird: Acht Klassenräume, vier Werkstattgebäude, ein Autistik-Raum, ein Lehrerzimmer, ein Verwaltungsgebäude, eine Mehrzweckhalle und vier Schlafsäle für jeweils maximal 40 Kinder gibt es schon.
In den vergangenen Jahren sei auch eine kleine Landwirtschaft mit Stall aufgebaut worden. Fünf Kühe mit zwei Kälbern stellen die Selbstversorgung der Schüler mit frischer Milch sicher. Die Belieferung des benachbarten SOS-Kinderdorfes und ein Verkauf außer Haus werde angestrebt. Ein Fernziel sei die Milchveredelung etwa durch die Schaffung einer Käserei.
Derzeit sei die Zahl der im Internet lebenden Kinder auf 102 abgesackt. „Ob die mittlerweile Gott sei Dank beendeten Unruhen in dem Land damit zu tun haben, wissen wir nicht. Wir können über die Ursachen nur spekulieren“, so Henrich. Der kenianische Staat bezahle einen Lehrer pro zehn Schüler. Obwohl die Arbeit an der Schule für Kinder mit Behinderung nicht einfach sei, seien die Stellen begehrt, da der Eldoret-Verein auf dem Gelände bereits acht Lehrerwohnungen zum günstigen Preis zur Verfügung stelle. Zwei weitere Wohnungen seien kurz vor der Fertigstellung. Außerdem bezahlt der Verein 14 Angestellte, darunter Melker, Köchinnen, Wachleute und eine Hausmutter für jeden Schlafsaal.
Ziel des Vereins sei es, „Hilfe zur Selbsthilfe“ zu leisten. Bisher hätten etwa zehn Kinder, die einen dem Hauptschulabschluss vergleichbaren Schulabgang geschafft hätten, eine Arbeitsstelle gefunden. Die sei zwar schlecht bezahlt, ernähre sie aber immerhin.
„Bis zum heutigen Tag haben wir 412 237,72 Euro nach Eldoret überwiesen – rund 328 000 für das Projekt, 75 000 Euro für Patenschaften und 9000 Euro für sonstiges Material“, berichtete Schatzmeister Manfred Cleve.
Allein aus dem alljährlichen Dänischen Frühstück seien mittlerweile 83 827,75 Euro erwirtschaftet worden. Das Frühstück im Dezember habe mit 8648,28 Euro den zweitgrößten Überschuss in 17 Jahren erbracht. Hinzu kommen vierstellige Beträge durch die runden Geburtstage von stellvertretendem Vorsitzenden Hans Tuengerthal, von Wolfgang Ockert und von Vorsitzendem Henrich. Die Verwaltungskosten machten mit 103,45 Euro im vergangenen Jahr einen rekordverdächtig niedrigen Anteil von 0,36 Prozent der Einnahmen aus. Auch wenn die Mitgliederzahl leicht auf 112 gesunken sei, habe sich die Zahl der Patenschaften um vier auf 48 erhöht. Pate werden kann jeder, der die kompletten Jahreskosten für den Schulbesuch eines Kindes in Höhe von 125 Euro übernimmt.
Wer sich für den Eldoret-Verein interessiert, erreicht den Vorsitzenden Rudolf Henrich unter der Telefonnumer (0 61 01) 8 57 44.