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Ein Geburtstag, rund wie der Ball

Alexander Juli und Willi Eckhardt haben allen Grund zum Strahlen: Denn der FV Bad Vilbel spielt in seinem Jubiläumsjahr wieder in Hessens oberster Amateurliga. Foto: Petra Ihm-Fahle
Alexander Juli und Willi Eckhardt haben allen Grund zum Strahlen: Denn der FV Bad Vilbel spielt in seinem Jubiläumsjahr wieder in Hessens oberster Amateurliga. Foto: Petra Ihm-Fahle

 Vor 100 Jahren wurde der erste Vilbeler Fußballverein gegründet

Bad Vilbel.  Sportlich verlief der Auftakt zum Jubiläum »100 Jahre FV Bad Vilbel« am Samstag nicht erfolgreich: Der Quellenstädter Hessenligist musste am Samstag eine 0:1-Niederlage gegen Waldgirmes hinnehmen.
Aber der FV ist Rückschläge gewohnt und spielt trotz allem seit dieser Saison als Aufsteiger wieder in Hessens höchster Amateurliga, wie Vorsitzender Willi Eckhardt und Pressewart Alexander Juli stolz berichten.

Bei der Gründung 1919 hieß der FV allerdings noch anders, denn er ging aus der Fusion von zwei Vorgängervereinen hervor: aus dem Sportverein Vilbel und dem ein Jahr später gegründeten Fußballclub Phönix. Während des Dritten Reichs verboten die Nazis den SV, da er ein Arbeitersportverein war. Der FC Phönix wiederum musste sich in Fußballgemeinschaft umbenennen, da das Wort Club zu sehr englisch klang.

AUFSTIEG IN OBERLIGA
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs formierten sich beide Vereine zum FV Bad Vilbel. Von SV wurde das Gründungsdatum übernommen und von Phönix die Farben Grün und Weiß. Fußballerisch war der FV immer recht erfolgreich, wenn auch nicht wirklich bedeutend. Nach dem Bau des Vereinsheims am städtischen Freibad  in der Huizener Straße kamen die großen Erfolge. 1987 war dies der Aufstieg in die Landes-, 1992 in die damalige Oberliga.
»Damals hatten wir bei Heimspielen teilweise 2000 Zuschauer, spielten gegen namhafte Gegner wie Kickers Offenbach. Es war die sportliche Hochphase«, erinnert sich Eckhardt, der seit 30 Jahren FV-Mitglied ist. 1995 kämpfte der Verein im Hessenpokal-Finale um den Einzug in den DFB-Pokal, verlor aber das Endspiel. 2000 wurde der FV Dritter in der Oberliga, was die beste Platzierung der Vereinsgeschichte war. »Danach war es sportlich eher durchwachsen, besonders 2007 bis 2012«, erinnert sich Juli an Zeiten, die schwieriger waren.

Wie Eckhardt ergänzt, habe dies an der Reform der Liga-Strukturen im Fußball gelegen. Denn wegen der Auflagen benötigte der FV ein größeres Stadion, um höher als Hessenliga zu spielen. Das allerdings war nicht leistbar, weder von der Stadt noch vom Verein, wie die beiden unterstreichen: »Es ist auch nicht unser Anspruch. In den Bereichen, in denen wir spielen, sind wir mehr als zufrieden.« Was sie auch sein können, denn im vergangenen Jahr stieg der FV wieder in die Hessenliga auf. In der Verbandsliga stand der Verein 2009 sogar vor dem Abstieg, musste sich über die Relegation retten. Gleichzeitig gab es finanzielle Probleme. »Es war nicht einfach Situation, aber das haben wir in den Griff bekommen«, schildert Eckhardt.
Der FV sparte, kürzte Etats, führte Reparaturen in Eigenleistung oder mit Hilfe der Stadt aus. Doch nach wie vor habe der Verein mit Altlasten zu kämpfen.

POSITIV VERRÜCKT
»Der Verein liegt uns allen am Herzen«, beschreibt Eckhardter, was die Ehrenamtlichen beseelt. Vorsitzender wurde er 2013, als niemand dieses Amt wollte und er sich breitschlagen ließ. »Man muss ein bisschen positiv verrückt und fußballaffin sein, um einem Verein seine Freizeit zu opfern«, erklärt Juli.

GROßE JUBILÄUMSFEIER
Die große Jubiläumsfeier geht am Samstag, 11. Mai, im Forum am Dortelweiler Platz über die Bühne. Passend zum Gründungsjahr wurde der Beginn auf 19.19 Uhr festgelegt. Nach den Grußworten wird das Büfett eröffnet und anschließend sorgt »… eine Band namens Wanda« für Stimmung. Tickets kosten 19,19 Euro, der Vorverkauf hat begonnen.

Als weitere Attraktion steigt ein Fußballcamp für Kinder und Jugendliche, das an Pfingsten terminiert ist. Die Eintracht-Fußballschule gestaltet das Ereignis, 55 Jugendspieler können mitmachen. Und außerdem plant der Verein ein Jubiläumsspiel mit einem besonders attraktiven Verein als Gegner. Wenn möglich aus der Bundesliga. Vor 25 Jahren war Bayer Leverkusen da, mit Rudi Völler, Andreas Thom und Bernd Schuster. Man darf gespannt sein.

Drei Fragen an Willi Eckardt

Was wünschen Sie dem Verein für die nächsten 100 Jahre?
WILLI ECKHARDT: Dass es ihn in 100 Jahren noch gibt. Wir wissen allerdings  nicht, was mit dem Platz und dem Schwimmbadgelände passiert, wenn es wirklich mal eine neue Therme in Bad Vilbel  gibt. Wir denken aber nicht, dass wir in der Existenz bedroht sind, wir werden sicher nicht heimatlos. Was nicht einfacher wird, ist, neue Sponsoren, Spieler und Ehrenamtliche zu finden.

Was hat sich am meisten geändert?
ECKHARDT: Heutzutage kann im Fernsehen jeden Abend Fußball geschaut werden. Dann kommen zu uns immer weniger Zuschauer. Wir müssen es schaffen, noch mehr für den Amateurfußball zu begeistern. Da sind wir sehr aktiv, wir sind bei Instagram, bei Facebook. Doch gerade der Amateursport lebt vom Erlebnis, vom Zuschauer. Das ist die größte Herausforderung, die uns bevorsteht: zu schauen, wie können wir ein Interesse bei den Leuten wecken. Dies ist aber kein Problem, das uns alleine betrifft.

Wo sehen Sie weitere Herausforderungen?
ECKHARDT: Es ist immer ein Problem, genug Ehrenamtliche zu finden. Schon in den 50er und 60er Jahren hat der Vorstand gebeten, dass nicht immer dieselben helfen. Es waren damals zwar mehr Helfer, aber auch damals war es immer derselbe Kreis. Die Nachwuchsförderung im Bereich Ehrenamt ist ebenfalls schwierig. (ihm)