Karben. Das ist durchaus ungewöhnlich: Ein evangelischer Gottesdienst, an dem aus Platzmangel Gläubige auch außen vor der Kirche in Groß-Karben teilnahmen. Grund dafür war die Wiedereröffnung nach sechs Jahren Sanierungs- und Renovierungsarbeiten.
Schon eine halbe Stunde vor Beginn des Wiedereröffnungsgottesdienstes fanden sich die ersten Gläubigen in der kleinen frisch sanierten Kirche in Groß-Karben ein. Gleich am Eingang fand durch Mitglieder des Kirchenvorstandes eine Kontrolle statt, weil für Spender, auch Dachpaten genannt, standen rund 100 reservierte Plätze im unteren Teil der Kirche zur Verfügung. Der Rest, etwa 75 Gläubige und Interessierte mussten auf die Empore und auf die ehemalige »Patronatsloge« ausweichen. Hinzu kam der Chor aus Okarben und das Dutzend Kinder aus der nahe gelegenen Kita, die im Laufe des Gottesdienstes ein kleines Theaterstück aufführten.
Der Zustand der evangelischen Kirche in Groß-Karben war zwar nicht katastrophal, doch die Arbeiten hätten auch nicht länger aufgeschoben werden dürfen, denn ansonsten wäre der Sanierungsbedarf noch größer ausgefallen. Auch so beliefen sich die Kosten am Ende bereits auf rund 1,2 Millionen Euro.
Der Gottesdienst, die Kirche war zu dem Zeitpunkt schon bis auf den letzten Platz gefüllt, begann mit dem feierlichen Hereintragen des Kruzifixes durch Pfarrer Christian Krüger und dem Aufstellen des übergroßen Kreuzes auf dem neuen Altar. Der steht neuerdings mitten im Altarraum. Auch die Sitzbank im Altarraum, auf der bis zuletzt die Mitglieder des Kirchenvorstandes Platz gefunden hatten, war bei den Sanierungsarbeiten entfernt worden. Den freigewordenen Platz hatte beim Wiedereröffnungsgottesdienst am Sonntag dafür der Chor eingenommen. Und noch eine kleine Überraschung gab es. Denn die Kita-Kinder hatten ein selbstgebasteltes Puzzlespiel mitgebracht. Der Geck daran, die Gläubigen sollten nach dem Gottesdienst beim Hinausgehen jeder ein Puzzleteil mitnehmen und beim nächsten Gottesdienst wieder mitbringen und auf die Spielfläche einfügen. Eine Anregung, die zur allgemeinen Erheiterung diente.
In seiner Predigt ging Pfarrer Krüger sodann noch einmal auf die Kinder ein. Sie seien ein überaus wichtiges Element in einer Gemeinde. »Sie sind zwar die Kleinen, doch ohne sie gebe es keine Zukunft«.
Die Kirche in Groß-Karben könne auf mindestens 750, wahrscheinlich sogar auf eine über 800-jährige Vergangenheit zurückschauen. Der Überlieferung nach habe man Kirchen gebaut, um Gott ein festes Haus bieten zu können. Krüger zitierte aus der Bibel, dass Salomon beim Bau des ersten Gotteshauses Zweifel gekommen seien, ob Gott wegen seiner Größe und Allmacht wirklich ein eigenes Haus brauche.
Pfarrer Krüger kehrte dann zu den Sanierungsarbeiten an der Groß-Kärber Kirche zurück. Lohnen sich derart umfangreiche Sanierungsarbeiten an einer Kirche überhaupt noch, wo zu einem ganz normalen Gottesdienst sonntags in der Regel nur ein Handvoll Gläubige in die Kirche kämen?
Krüger bejahte die Frage mit einem deutlichen Ja. Denn die Gotteshäuser seien ein weithin sichtbarer Hinweis auf einen unsichtbaren Gott. Krüger berichtete dann von einem Erlebnis mit einem Arztkind. Dem hatte er eine Frage zu der Kirche als Gotteshaus gestellt. Woraufhin das kleine Mädchen antwortete, dass Gott nicht in dem Haus wohne, sondern dass es seine Praxis sei. Auch diese kleine Geschichte löste allgemeine Heiterkeit aus.
Im Anschluss an den feierlichen Gottesdienst waren alle Gottesdienstbesucher noch zu einem kleinen Empfang im Gemeindehaus geladen. (jwn)