Die Königin der Blumen stand im Mittelpunkt des Rosenfestes in Karben. Gefeiert wurde mit Rosensekt, Rosenkuchen und Rosen-Lyrik. Nur einmal im Jahr blühen die mehr als 500 historischen Wild- und Strauchrosen, die der Gründer des Rosenhanges Ralf Berster vor dreißig Jahren gepflanzt hat.
A lle Hände voll zu tun haben Gaby Prinzinger, Antchi Kutscher und die anderen Helfer, um am Getränkestand den begehrten Rosensekt in die Gläser einzugießen. »Bitte mit Rosenblättern«, sagt eine Besucherin. Die Bitte ist überflüssig, denn Rosenblätter sind an diesem Nachmittag die Gratiszugabe bei jedem Glas Sekt. An Rosenblättern herrscht im Rosenmonat Juni auch kein Mangel, denn die Rosen sind in voller Blüte. »Wer regelmäßig den Rosenhang besucht, kann drei Blühphasen erleben«, erklärt Rosenkennerin Nadeshda Menzel.
Zu Beginn des Frühjahrs bis Mitte April blühten die Rosen, die nicht so kälteempfindlich seien. Sie öffneten bei den ersten Sonnenstrahlen ihre Knospen. Im Mai an den warmen Tagen sei die Hauptblüte gewesen und jetzt ab Juni blühten die späten Sorten. Menzel läuft an dem weißblühenden Busch »Trier« vorbei und an »Mozart«, ein Traum in Rosarot mit weißem Auge. »Die Rose macht hübsche kleine Hagebutten«, sagt sie im Vorbeigehen und weiß auch noch den Namen des Züchters, Peter Lambert (1860 – 1939) aus Trier.
Dann bleibt sie, nachdem sie einige weitere Büsche umrundet hat und Ranken ausgewichen ist, an einem weiteren Strauch stehen. »Ist das nicht eine fröhliche Rose«, sagt sie und freut sich selber über die unzähligen kleinen Blütentupfer in Karminrosa mit heller Mitte und gelben Staubgefäßen. Das sei eine der Rosen, die spät blühten, eine Züchtung aus der USA (1902) mit dem Namen »American Pillar«. Abrupt bleibt Menzel an einer anderen Rose stehen, einem Busch mit Rosenknospen und -blüten, die wie geschwollen wirken und schwer nach unten hängen. »Sie blüht tatsächlich, das ist das erste Mal, dass ich das sehe«, freut sich Menzel.
Die dicht gefüllten Blüten würden leicht verkleben und ansehnlich sehe das nicht aus. Aber die Gallica-Rose, die »Perle von Weissenstein«, sei eine Berühmtheit und die erste deutsche Rosenzüchtung, 1773 (Züchter Daniel Anton Schwarzkopf).
Nadeshda Menzel, die vor einigen Jahren an der Seite von Ralf Berster den Rosenhang kennen und lieben gelernt hat, kennt die Schönheiten und Berühmtheiten des Rosenhanges, die Hingucker und die Sorgenkinder.
Sie kümmert sich in ihrer Freizeit um den Rosenhang, sorgt dafür, dass sich kein Wildwuchs ausbreitet und hat eine kleine Schar an Helfern um sich gesammelt. »Jede Hand ist willkommen, das ganze Jahr über«, sagt sie und weist auf die samstäglichen Pflegetermine hin, die auf der Homepage des Rosenhanges stehen. Erleichtert über Unterstütztung von Menzel und den vielen ehrenamtlichen Helfern, die das Rosenfest jedes Jahr organisieren, ist Ralf Berster, der begleitet von seiner Tochter das Rosenfest besuchte. »Ich kann es genießen« sagt Berster, mit einem Glas Sekt in der Hand.
Die Vielfalt und Schönheit der historischen Rosen werden auf dem Rosenfest bewundert. »Ich gehe gerne hier mit meinen Senioren spazieren und wir haben unsere Freude an der Blütenpracht«, sagt der Karbener Horst Preißer, der in der Seniorenbetreuung ehrenamtlich aktiv ist. Familie Ditzel lässt sich noch aus einem anderen Grund das Rosenfest nicht entgehen: Die Oma sei im Sing- und Musizierkreis, der die Eröffnung des Rosenfestes traditionell begleitet. Toll finden das Rosenfest auch die fröhlichen Damen, die am Stehtisch ihren Rosensekt nippen. »Es ist idyllisch hier«, sagt Irmtraud Feldmann. Ihre Freundin habe sie mitgenommen und die vielen Rosen wolle sie sich nachher genau anschauen.
Die Gelegenheit zu einer Führung nutzen viele Besucher, denn die beiden Fachfrauen Judith Büttner und Nadesha Menzel erzählen gerne Wissenswertes von den historischen Rosen. »Sie sind tiptop für Bienen«, sagt Büttner und bleibt vor einem Strauch mit einfach gefüllten Blüten stehen.
Gelegenheit
zur Führung
Auch der Duft der alten Rosen sei unvergleichlich. Das merken viele Besucher, die immer wieder ihre Nase tief über die Blüten neigen und schnuppern. Noch einen Pluspunkt nennt Büttner: Die historischen Strauch- und Wildrosen seien unempfindlicher gegen Sternrußtau.
Falls er doch auftrete, was bei feuchter Witterung vorkomme: befallene Blätter abstreifen und aufsammeln. Wer nichts mache, mache auch nichts falsch, der Pflanze schade es letztlich nicht. Für den Karbener Rosenhang gelte: Die Rosen wachsen in naturbelassener Umgebung. Der Einsatz von Chemikalien und Spritzen ist tabu.