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Ein echter Horrorladen

Überzeugende Premiere bei den Bad Vilbeler Burgfestspielen

Nichts wie hin – begeistert nahm das Publikum der Burgfestspiele die rabenschwarze Komödie „Der kleine Horrorladen“ in Regie von Christian H. Voss auf. Foto: Sommer
Nichts wie hin – begeistert nahm das Publikum der Burgfestspiele die rabenschwarze Komödie „Der kleine Horrorladen“ in Regie von Christian H. Voss auf. Foto: Sommer

In Vilbel tobt der blanke Horror, vielmehr die temporeiche Parodie „Der kleine Horrorladen“ um die menschenfressende Pflanze Audrey II. Die Festspielbesucher haben zur Premiere am Donnerstag einen „mordsmäßigen Spaß“ mit illustren Schauspielern, tollen Effekten und mitreißender Musik erlebt. Die beiden Audreys sind in zehn weiteren Vorstellungen zu sehen.

Bad Vilbel. Konfrontiert mit einem sadistischen, Lachgas-süchtigen Zahnarzt alias Raphael Koeb, einer Barbiepuppen-Blondine und einem geschätzt 1,60 Meter großen Helden wird jeder Musical-Muffel zum Fan. Die schräge Komödie „Der kleine Horrorladen“, die zu den meistgespielten Musicals im deutschen Sprachraum zählt, überzeugt mit viel schwarzem Humor.

Die Musik, gut dosiert, reicht von Pop-Songs über romantische Liebesballaden bis hin zu witzigen Nummern. Die Darsteller verfügen über geschulte Stimmen und Esprit. Der Film „Kleiner Laden voller Schrecken“ von Roger Corman aus dem Jahr 1960 diente dem Komponisten Alan Menken und seinem Textor Howard Ashman als Vorlage für ihr 1982 in New York uraufgeführtes Musical.

Die Skid Row ist nicht gerade eine bevorzugte Wohngegend in irgendeiner amerikanischen Großstadt, „denn, wenn man aus der Skid Row kommt, wird sowieso nichts aus einem“. Dieser Eindruck wird auch vor Mr. Mushniks (Theodor Reichardt) Blumenladen erweckt, wo ein Obdachloser liegt.

Menschenopfer

Der Laden läuft mehr schlecht als recht. Als jedoch der Angestellte Seymour (Krisha Dahlke) eine exotische Pflanze in das Schaufenster stellt, kommen immer mehr Kunden in den Laden. Mr. Mushnik wird reich, Seymour berühmt und Audrey II (Sonja Herrmann) wächst und gedeiht.

Die Pflanze ist nach Seymours weiblicher Kollegin Audrey (Julia Eena Heinrich) benannt, in die Seymour heimlich verliebt ist. Fatal ist nur, dass es sich bei Audrey II um eine fleischfressende Pflanze handelt, die nach immer mehr Opfern verlangt.

Audrey II lebt nämlich vom Blut von Menschenopfern. Nun liegt es an dem verzweifelten Seymour, stetig Nahrung zu beschaffen. Er, der so lange auf der Schattenseite des Lebens stand, kann den Versuchungen von Ruhm und Ehre nicht widerstehen.

Die Ableger von Audrey II sind begehrt. Schließlich soll es nicht mehr lange dauern, „bis in jedem zivilisierten Haushalt eine der Pflanzen steht“. Eine Grundlage wird schon während der Premiere gelegt. Einige der Festspielbesucher erhalten einen Miniatur-Blumentopf mit der Aufschrift „Gib’s mir regelmäßig – dann werd’ ich groß und mächtig! Deine Audrey“.

Schwarze Komödie

Am Ende gibt es für die 13 Darsteller viel Applaus und anerkennende Pfiffe. Da dürfen Regisseur Christian H. Voss, der musikalische Leiter Philipp Polzin, Kostümbildnerin Monika Seidl und Ruth Schröfel für die Dramaturgie aufatmen. Die rabenschwarze Komödie hat dem Publikum gefallen.

Da spielt es keine Rolle, dass Audrey II eher an ein Bastelobjekt von Schülern erinnert als an ein professionell gestaltetes Bühnenelement. Nur schade, dass es keine Statistik geben wird, in welchem Ausmaß die „noch zu züchtenden Audreys“ die ausgewählten Haushalte zivilisieren werden.


Weitere Termine: 18., 19, 21. Juli., 3., 4., 15., 16. und 17. August jeweils ab 20.15 Uhr. Tickets gibt es per E-Mail unter: tickets@bad-vilbel.de und in allen bekannten Vorverkaufsstellen.