Im dritten Jahr nach ihrer Eröffnung ist die Stadtbibliothek am Nidda-Platz weiter auf Erfolgskurs. Mit 402 000 Entleihungen gibt es einen neuen Rekord. Doch auch als Aufenthaltsort hat sich das einst umstrittene Gebäude bewährt. 256 000 Besucher wurden 2016 gezählt, täglich fast tausend. Das Angebot soll demnächst um ein Musikstreaming-Portal und einen separaten Raum erweitert werden, wo Flüchtlinge in Ruhe Deutsch lernen können.
Bad Vilbel. Vor einiger Zeit berichtete die Polizei von einer merkwürdigen Begebenheit auf dem Niddaplatz. Abends streiften dort mehrere junge Männer auf und ab, teilte ein Zeuge seine verdächtige Beobachtung mit. Doch die Beamten gaben rasch Entwarnung: Es waren bloß Flüchtlinge, die das kostenlose W-Lan der Stadtbibliothek nutzten.
Das wird auch weiter genutzt, es ist aber nur ein kleiner Baustein in der Erfolgsbilanz. Nach der Eröffnung des Hauses am 2. November 2013 gab es nicht nur den Neugier-Effekt, sondern die Besucherzahlen sind kontinuierlich gewachsen. Ein solches Angebot für Kultur, Lesen und Medien stehe der Stadt nicht nur gut an, es sei auch ein Frequenzbringer, sagt Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU).
Verblüfft nachgezählt
Den genau 34 482 Bad Vilbeler Bürgern in 2016 standen 7002 aktive Entleiher gegenüber, berichtet Bibliotheksleiterin Bettina Hoppmann-Schrader, davon kommen zwei von sieben Lesern von auswärts. Das hört sich nicht nach großen Zahlen an, doch als Kulturamtsleiter Claus-Günther Kunzmann las, wie viele Besucher sich tatsächlich täglich im Haus aufhalten, konnte er es selbst nicht glauben und ließ nachzählen. 256 131 Gäste, also täglich fast tausend wurden ermittelt.
Das spreche dafür, dass Bibliotheken heute nicht nur dem schnellen Ausleihen dienen, sondern eine Anlaufstelle im öffentlichen Raum sind. Auch die Aufenthaltsqualität spielt eine große Rolle dabei, wie erfolgreich eine Bibliothek ist, sagt Hoppmann-Schrader: „Die Bibliothek ist voll mit Menschen, wir werden häufig nach zusätzlichen Stühlen gefragt.“ Das geht schon los, wenn die Zeitungs- und Zeitschriftenleser auf die Öffnung um 10 Uhr warten. Aber auch Schüler und Studenten nutzen die Bibliothek zum Arbeiten oder einfach nur, um sich zu treffen.
Doch auch das Kerngeschäft kann sich sehen lassen. Der Medienbestand mit Büchern, CDs, DVDs, Blue-Ray-Discs und auch Playstation-Spielen hat sich auf 50 086 Exemplare eingependelt, davon sind 32 000 reine Bücher.
Jedes Jahr werden zudem 3000 Titel ausgetauscht, erläutert die Leiterin – weil sie kaputt, zu alt oder nicht mehr nachgefragt sind. Nächste Woche können sich aus diesem Altbestand die Leiter der Bad Vilbeler Schulbüchereien etwas aussuchen.
Dafür kamen im Vorjahr 6329 neue Medien hinzu. Insgesamt gab es im vergangenen Jahr die stattliche Zahl von 361 383 Ausleihen, 2015 waren es erst 355 587. Rechnet man die Ausleihe durch das virtuelle Portal Onleihe hinzu, wurden gar 402 167 (Vorjahr: 388 010) Medien genutzt.
Inklusive der Betriebskosten schlägt die Stadtbibliothek im Haushalt mit 600 000 Euro zu Buche, erläutert Kunzmann. Hoppmann-Schrader und ihre 20 Mitarbeiter haben zudem ein großes Programm betreut. 203 Veranstaltungen hatten sie 2016 im Haus, darunter 33 Führungen, 137 Kinder- und Jugendveranstaltungen und 33 für Erwachsene.
Die Hits des Jahres
Auch in diesem Jahr soll es neben den regelmäßigen Kinderveranstaltungen samstagvormittags und mittwochnachmittags wieder einen Sommer-Leseclub geben. Weitere Zeitungen und Zeitschriften werden angeschafft. Eine weitere Attraktion soll das Musikportal Freegal werden, mit dem Besucher kostenlos Musikstreaming-Angebote nutzen können. Die Werkstatt im Erdgeschoss soll ausgebaut werden, um Flüchtlingen einen Raum zu geben, wo sie in Ruhe Deutsch lernen können.
Zu den Hits im vergangenen Jahr zählten bei den Romanen Dörte Hansens „Altes Land“, Dietrich Fabers Krimi „Schneller, weiter, toter“ und Val McDermids „Jane Austens Northanger Abbey“. Beliebteste Sachbücher waren Sabine Bohlmanns „Aus alt mach schön“, Meera Sodhas „Original indisch“ und Peter Wohllebens „Das geheime Leben der Bäume“.
Die Kinder erfreuten sich an Daniel Achts „Karl von der Wimmelburg“, Anja Kiels „Laura und die freche Elfe“ und Alice Pantermüllers „Kein Drama ohne Lama“. Beliebteste Jugendbücher waren Kiera Cass’ „Selection“ und Veronica Roths „Die Bestimmung“. Bei den Hörbüchern lagen Lissa Rankins „Mind over medicine“ und Arnaldur Indriasons „Schattenwege“ vorne. Beliebteste Filme waren „Man lernt nie aus“ und „Ant Man“, beliebteste Musiktitel Adeles CD „25“ und Steven Wilsons „4 ½“.