Nidderau. „Stolz auf diese hohe Auszeichnung bin ich eigentlich nicht“, meint Bernd Reuter. „Aber ich freue mich darüber, denn es ist zugleich eine Anerkennung der vielfältigen Dienste meiner Helfer auf meinem langen Lebensweg.“ Reuter hat das Bundesverdienstkreuz, für das ihn die SPD-Bundestagsfraktion 1988 vorgeschlagen hatte, schon einmal abgelehnt: „Nur weil ich zu diesem Zeitpunkt acht Jahre dem Bundestag angehört habe, war das für mich kein Grund für eine derartige Auszeichnung.“
Durch Zufall ins Parlament
Und dann beginnt der heute 71-jährige Ex-Bürgermeister von Heldenbergen, der erste Stadtrat der neu gegründeten Stadt Nidderau und der langjährige Bundestagsabgeordnete des Main-Kinzig-Kreises, zu erzählen. Die Startbedingungen für seine spätere Karriere waren in der Jugend alles andere als rosig: Seinem Vater, ein Bauvorarbeiter, fehlte das nötige Geld für eine umfassende Ausbildung seiner drei Söhne.
Also musste Bernd Reuter mit einem Volksschulabschluss seine Ausbildung beginnen. Er wählte den Beruf seines Großvaters und ließ sich zum Betonfacharbeiter ausbilden. Schloss dann aber auch gleich eine Fortbildung zum Bauingenieur an. Zur Politik sei er eigentlich nur durch einen Zufall gekommen, erzählt der Heldenbergener. Ein Kollege habe ihn eines Tages gefragt, ob er sich nicht für die Gemeindevertretung als Schriftführer engagieren wolle.
Und da er dem Kollegen diese Bitte nicht ausschlagen konnte und wollte, saß er ab 1964 im Gemeindeparlament von Heldenbergen. Dort wurden nicht nur Reuters Fähigkeiten als Schriftführer geschätzt, sondern auch seine Meinung zu Bauvorhaben erhielt bald einen hohen Stellenwert.
Als ihn deswegen die CDU angriff, trat er kurz entschlossen der SPD bei und wurde von ihr schon zwei Jahre später zum Bürgermeister gewählt. Das war 1966.
Reuter blieb Rathauschef bis zur Gebietsreform 1970, durch die Heldenbergen der neuen Stadt Nidderau zugeordnet wurde. Zehn Jahre übte er danach das Amt des Ersten Stadtrates aus, bis die Partei ihn überraschend 1980 als Kandidat für den Deutschen Bundestag aufstellte. Aber Reuter nahm auch diese Hürde erfolgreich. Er kam in den Bundestag und behielt sein Mandat stolze 22 Jahre lang. Prägend während dieser Zeit sei für ihn die Mitgliedschaft im Petitionsausschuss gewesen, sagt der Nidderauer. „Die Sorgen und Nöte der Bürger haben mich doch schon beeindruckt.“ Ansonsten stimmt Reuter das Lied vieler Bundestagsabgeordneter an, denen die Kommunalpolitik mehr Freude bereitet als die Bundespolitik. „Bei der Kommunalpolitik sehe ich sofort die Früchte meines Handelns.“