Bad Vilbel/Karben. Eigentlich stand der Ehrensold schon 2009 auf der Agenda des Bad Vilbeler Magistrats. Er habe jedoch wegen der Wirtschaftskrise und des Einbruchs der Gewerbesteuern zurückgestellt werden müssen, erinnert Brandschutzdezernent und Erster Stadtrat Jörg Frank (CDU). Nachdem die Konjunktur wieder in Gang gekommen ist, soll der Ehrensold nun wieder in den Haushalt eingesetzt werden – zunächst mit 45 000 Euro jährlich, kündigt Frank an. Das Geld solle für eine zusätzliche Alterssicherung verwendet werden. Damit solle die verdiente Anerkennung ausgesprochen, die Nachwuchswerbung verbessert werden. Doch bis jetzt ist das Ganze noch Theorie. Lediglich im benachbarten Altenstadt gibt es ein solches funktionierendes Modell. In Bad Vilbel haben zwar auch schon die SPD-Senioren das Vorhaben unterstützt. In der Feuerwehr wird darüber noch kontrovers diskutiert. „Wir wollen den Ehrensold einführen, aber jeder Wehrführer hat noch Bedenkzeit“, erläutert der stellvertretende Stadtbrandinspektor Karlheinz Moll. „Wir müssen eine Lösung finden, die möglichst viele Kameraden gerecht behandelt“, sagt er.
Das Ziel sei, die aktiven Brandschützer dazu zu motivieren, auch weiterhin in der Nacht zu Einsätzen zu fahren, Übungsdienste zu absolvieren. Es müsse aber erst noch eine Regelung gefunden werden, um jene, die mehr leisteten, auch besser zu stellen. Das sei nicht mit bürokratischem Aufwand verbunden, da die Einsatztätigkeit und die Anwesenheit bei Übungen ohnehin erfasst werde, so Moll.
Wenn bei der Motivation Geld eine Rolle spiele, „dann geht das einen großen Schritt in Richtung Professionalität“, gibt der Karbener Stadtbrandinspektor Thomas Bier zu bedenken. Die Tätigkeit der Brandschützer sei im Feuerwehrgesetz immer noch ehrenamtlich. „Im Moment überlegen wir nicht in diese Richtung“, erklärt er.
Schon jetzt erhalten Feuerwehrleute kleine Anerkennungen. Sie dürfen umsonst in das Karbener Schwimmbad, auch, um fit zu bleiben. Es gibt Aufwandsentschädigungen für Lehrgänge, zudem könne das Feuerwehrhaus für private Geburtstagsfeiern genutzt werden. Die Karbener wollen „erst einmal sehen, wie das hessenweit läuft“. Dort wurde gerade eine einmalige Treueprämie für Wehrleute aufgelegt, die mindestens zehn Jahre dabei sind. Allerdings fangen sie mit einer Summe von nur 100 Euro an.
Bier glaubt, dass jemand, der mit 17 Jahren anfange, noch nicht unbedingt an die Rente mit 65 denke. Auch gebe es viele offene Fragen. Wird ein einziges Versicherungsunternehmen beauftragt, was passiert mit dem Rentenzuschuss, wenn der Feuerwehrmann wegzieht – und was bleibt davon nach Steuern übrig? Das beschäftigt auch die Vilbeler, doch sie sind zuversichtlich, noch dieses Jahr in den Ehrensold einsteigen zu können. Davon profitieren würden die 185 derzeit aktiven Feuerwehrleute, so Frank. Entweder als Zuschuss zur Altersversorgung oder als allgemeiner Zuschuss zu Aufwandsentschädigungen.
Gerechnet wird aktuell mit 45 000 Euro jährlich. Haushaltswirksam werde die Neuerung voraussichtlich erst 2012, so Frank. Diese freiwillige Leistung müsse dann aber auch über die Jahre aufrechterhalten werden. Am besten dafür sei eine landesweite Regelung, doch schon im Wetteraukreis habe man sich auf kein Modell einigen können, bedauert Frank. Sinn des Ehrensoldes sei es, „die, die langfristig bleiben“, zu belohnen, um so Kontinuität zu sichern.
Auch in Bad Vilbel sei die Tageseinsatzstärke, also die Zahl der tagsüber verfügbaren Brandschützer, rückläufig, räumt Moll ein. Die Leute hätten immer weniger Gelegenheit, ihren Arbeitsplatz für Einsätze zu verlassen. Die Stadt stellt bevorzugt Feuerwehrleute ein, etwa im Gartenamt, so Moll. Deswegen müssten mehr Hauptamtliche engagiert werden, fordert Moll. Schon jetzt sind neben ihm und Stadtbrandinspektor Matthias Meffert auch Maic Neunert und Jürgen Och als städtische Bedienstete im Feuerwehrstützpunkt tätig. Da warten sie nicht nur auf Einsätze, sondern sind unter anderem mit der Wartung der Gerätschaften in der Stadt beschäftigt. Es gibt zusätzlich noch zwei Aushilfskräfte fürs Büro und eine derzeit nicht besetzte Stelle.