Bad Vilbel. Geben sich zwei „Burgluit“ das Jawort, dann lässt das Mittelalter grüßen, wie am dritten Adventsamstag in der evangelischen Kirche zu Massenheim. Pfarrer Werner Krieg wandelte sprichwörtlich auf den Spuren Martin Luthers als er in seiner 1625 errichteten Kirche die edle Dame Kerstin aus Massenheim und den edlen Herrn Oliver aus Hochstadt vor dem Traualtar begrüßte.
Auf den harten Kirchenbänken Platz genommen hatte allerley Volk – holde Mägde, rechtschaffende Knechte und treusorgende Mütterlein. Gewandet waren Oliver Wilke (38) und Kerstin Freschi (27) wie auch ihr Gefolge in edle Roben und Festgewams. Diese hatte für das Brautpaar keine Geringere als Sylvie Amend, die Gießener Gewandschneiderin von Avalon (mystischer Ort in der Artus-Sage) angefertigt. Ausgesucht hatte sich das Brautpaar aus dem Buch Ruth des Alten Testaments den beliebten Trauspruch: „Wo Du hingehst, da will auch ich hingehen; wo Du bleibst, da bleibe ich auch. Dein Volk ist mein Volk, und Dein Gott ist mein Gott.“ Und so wie im Mittelalter üblich, reichte Pfarrer Krieg dem Paar (Meer-) Salz und (Weiß-) Brot zur Besiegelung ihres Ehebundes. „Dies wurde stets allen Brautleuten beim Überschreiten der Schwelle gereicht“, erläuterte der Geistliche. Salz diente als Symbol für einen dauerhaften Bund, Brot als Symbol der Verwandlung. „Durch Kauen schmeckt Brot mit der Zeit so süß wie die Hochzeit. Gefühle verwandeln sich mit der Zeit wie das Brot und der Körper. Das Salz ist ein Mittel gegen die Fäulnis in Beziehungen und Gemeinschaften, es gibt den richtigen Geschmack, es trägt im Toten Meer sogar Körper.“
Die Hochzeit symbolisiere den liebevollen Anfang eines geliebten Beginns. Wegweisend für die Ehe zitierte er aus dem Römerbrief: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“
Seit sieben Jahren sind der Entsorgungsfachmann Oliver und die Verwaltungsfachwirtin Kerstin ein Paar. Bei der Trauung mit dabei war ihr Sohn Ben (3). Vor zwei Jahren entdeckten die gebürtige Massenheimerin und der Hochstädter ihre Liebe zum Mittelalter. Sie gehören zu den Gründungsmitgliedern des Vereins „Burgluit Bad Vilbel“, besuchen Mittelalter-Märkte und -Veranstaltungen. Im Gegensatz zu Paaren im Mittelalter tauschte das Brautpaar vor dem Traualtar Eheringe als Sinnbild der Treue, Beständigkeit und der ehelichen Bindung vor Gott. Das konnten sich im Mittelalter nur reiche Leute leisten. Das Volk zerbrach eine Münze, von der Mann und Frau je eine Hälfte erhielten.