Sonntag ist Muttertag! Ein Feiertag zur Ehre der Mutter und der Mutterschaft. Ein ganz ähnlicher Gedanke liegt dem biblischen Elterngebot zugrunde: „Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren!“ (2. Mose 20,12)
Aber kann man es überhaupt pauschal verlangen eine solche Ehre zu erbringen, zu der Bibel und Gesellschaft uns da auffordern? Wenn geboten wird, Vater und Mutter zu ehren, dann fällt einem auch schnell ein, was wohl dagegensprechen könnte. Wer hat sich nicht schon einmal mit seinen Eltern gestritten oder sich gefragt, wie er gewisse Einstellungen seiner Eltern jemals achten kann. Eltern sind nämlich schon oft „ein Fall für sich“. Da kann sicherlich jeder seine ganz persönliche Geschichte zu erzählen…
Doch letztlich geht es beim Elterngebot und beim Muttertag nicht darum, ob unsere Einstellungen und Verhaltensweisen mit denen unserer Eltern übereinstimmen. Ich denke es geht darum, dass unser Blick auf die Menschen gelenkt wird, die uns entscheidend geprägt und uns oft eine lange Zeit unseres Lebens begleitet haben. Und das vom ersten Atemzug an! Mit unseren Eltern haben wir die erste Beziehung aufgebaut. Und wie bei jedem Miteinander gibt es zwischen Eltern und Kindern kleine und manchmal auch große Verwerfungen und Verletzungen.
Und trotzdem haben sie uns etwas Einmaliges geschenkt – unser Leben. Denn unser Leben können wir uns nicht selbst geben. Wir brauchen einen Bauch, in dem wir neun Monate heranwachsen und eine Mutter, die uns auf die Welt bringt.
Bei vielen Menschen verändert sich das Verhältnis zu den Eltern im Laufe des Lebens. Ihnen als Erwachsener zu begegnen, birgt die Chance, sie neu zu entdecken. Gerade im Alter brauchen unsere Eltern in dieser Beziehung unsere Geduld. Und wir? Ich denke wir dürfen gleichzeitig die Freiheit behalten, uns von ihnen abzunabeln und unser eigenes Leben zu führen.
Maurice Meschonat ist Vikar der Ev. Christuskirchengemeinde Bad Vilbel