Bad Vilbel. Ohne Rute, aber mit einem Sack voller Geschenke be-grüßte Michael Schob als Nikolaus Gottesdienstbesucher in der Christuskirche. Gefeiert wurde der Jubiläumsgottesdienst „Gott sei Dank! – 100 mal Kirche anders“. Zu den Gästen gehörten Kirchenpräsident Volker Jung und Karl-Heinz Zimmer, der Vorsitzende von Willow Creek Deutschland. Das Duo hielt mit Gemeindepfarrerin Ulrike Mey und Prediger Tobias Utter die Festpredigt.
Alle vier berichteten, wer oder was sie besonders berührte und zum Gotteslob bewegte. Für Pfarrerin Ulrike Mey waren es Taufe oder Ernte-Dank- Gottesdienste, in denen sie ganz stark die Gemeinschaft spürte. Zimmer erinnerte sich an den 18. Geburtstag seiner Tochter. Diese kam im Gegensatz zu den Prognosen der Ärzte gesund und nicht schwerbehindert zur Welt. Kirchenpräsident Jung ist dankbar, wenn alles was ihn schwer nach unten zieht, plötzlich im Gebet von ihm abfällt und er mit allen Menschen das Geschenk des Lebens teilen darf. Utter freut sich über Menschen wie eine gelähmte und blinde Südafrikanerin, die auch in großer Not Gottes Lob anstimmte.
Musikalisch umrahmt wurde das Jubiläum vom Chor Gospeltrain und der Anders Band mit Liedern wie „You raise me up“ oder „God is great“. Zur Einstimmung aufs Jubiläum wurden Trailer mit Fotos aus „Kirche anders“-Veranstaltungen gezeigt. Moderiert wurde der humorvolle Rückblick von Ilona Krauß und Pfarrer Klaus Neumeier. Ins Jubiläumsthema „Gotteslob“ führten ein Team, bestehend aus Mitstreitern wie Hartmuth Schröder, Michael Schob, Anja Seybold, Matthias Meffert und Britta Belz witzig-ironisch ein. Die Mitarbeiterin einer Agentur bot den perplexen Gemeindevertretern verschiedene „Anbetungsformeln“ zur Modernisierung ihres Gemeindelebens an. Wählen konnten die Kunden unter einem Beter auf den Knien, einer Gospelsängerin, einem Rocksänger und einem Kirchenchorduo. Die unterschiedlichen Lobpreiser lösten einen heftigen Streit unter den Kirchenvertretern aus. Plötzlich ertönte eine Stimme aus dem Hintergrund. „Es ist mir völlig wurscht, wie ihr mich lobt, Hauptsache, es kommt von Herzen“, hallte es durchs Kirchenschiff. Mit persönlichen Fürbitten und Fragen aus dem Publikum an die Macher von „Kirche anders“ endete der Jubiläumsgottesdienst. Bei der Premiere am 25. Februar 1996 stand Pfarrer Klaus Neumeier ohne Talar auf der Kanzel und predigte zum Thema „Maskerade – auf der Suche nach mir selbst“. Der Gottesdienst unterschied sich durch die Mitwirkung von Chor, Band und Theatergruppe, Fürbitten und Fragen aus den Reihen der Gemeinde, Bistroatmosphäre und einer erzählenden Predigt von bisherigen.
Ziel war es, Gemeindemitglieder neugierig auf den christlichen Glauben zu machen. Die Idee zu „Kirche anders“ brachte Tobias Utter vom Hamburger Kirchentag mit in die Quellenstadt. Dort hatte er einen Vortrag von Bill Hybels von Willow Creek, einer aus Amerika kommenden Verkündigungsbewegung, gehört. Davon inspiriert, entwickelte die Christuskirche ein Leitbild mit unterschiedlichen Angeboten für verschiedene Zielgruppen. Befürchtungen zum Trotz wurde diese andere, moderne Form des Gottesdienstes zum Bestandteil des Gemeindelebens. Über Kirche anders wurde sogar ein Buch geschrieben, auf Kirchentagen stellte die Christuskirche ihr Konzept vor.