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Du bist nicht allein

Die Veranstalter haben im Vorfeld gebibbert: „Komme die Leut‘? Hat sich die Mühe gelohnt?“ Sie hat sich. „Die Leut’“ kamen Sonntagabend in hellen Scharen in die alte Sporthalle, um die mehr als 200 Sängerinnen und Sänger in vier städtischen Chören zu hören. Und die sangen aus voller Brust zweieinhalb Stunden lang, um dem Publikum und Sponsoren Geld aus der Tasche zu locken. Auch das hat geklappt.

Bad Vilbel. 9000 Euro, so das vorläufige Zählergebnis sind auf das Konto des Rotary Hilfsfonds, einem eingetragenen gemeinnützigen Verein der Bad Vilbeler Rotarier, geflossen, teilt Präsident Peter Ochs mit. Und einer strahlte an diesem Abend über beide Ohren: Frank Brinkmann, der Vertreter des Künstlerhauses „Schaddelmühle“ bei Grimma in Sachsen, das bei der jüngsten Hochwasserkatastrophe im Osten so ziemlich „abgesoffen“ war und nun mühsam wieder instand gesetzt wird. In der unteren Etage des Künstlerateliers stand das Wasser fast zwei Meter hoch. Die Wände müssen jetzt ausgetrocknet werden, Brennöfen wurden beschädigt, geplante Einnahmen fielen aus. Man behalf sich, wie Brinkmann sagte mit einer Ausstellung „robuster Kunst“, mit „Keramiken aus dem Muldetal“.

Ideengeber Helfrich

Die Idee, mehrere Bad Vilbeler Chöre für Hochwassergeschädigte in den neuen Bundesländern zu mobilisieren, stammte vom Leiter des Chors „zwischenTöne“, Herbert Helfrich.

Das war eigentlich kein Zufall, denn Helfrich hatte im Jahr 2002 bei der katholischen Gemeinde St. Nikolaus ein Benefizkonzert mit den „zwischenTönen“, dem Volkschor „Frohsinn“, „Vil-belCanto“ und dem Chor „Cantilene“ zugunsten der Opfer der damaligen Elbüberschwemmungen veranstaltet.. Da lag die Idee eines ähnlichen Spektakels nahe und neben seinen „zwischenTönen“ ließen sich der Massenheimer Volkschor Frohsinn, der „Vil-belCanto“ und nunmehr der Zahlen starke „Gospeltrain“ der Evangelischen Christuskirche für den guten Zweck mobilisieren.

Sponsoren gewonnen

Es wurde kräftig in die Hände gespuckt: Bestuhlung und Podeste mussten aus dem Kultur- und Sportforum herbeigeschafft werden, Sponsoren waren zu gewinnen. Gerade mal eine Sekunde brauchte Bürgermeister Thomas Stöhr, um die Schirmherrschaft zuzusagen. Sonntagabend kam er in Spendierhosen mit einem Scheck aus seinen Verfügungsmitteln. Die Rotarier packten ihrerseits 5000 Euro drauf und Drucker Spiegler überreichte einen Scheck über 500 Euro. Das Geld war zur Hälfte beim letzten Iron Man am Hardbraek Hill erlöst worden. Getränke wurden ebenfalls gesponsert.

Auf der aus Podesten gebastelten Bühne der Sporthalle lief unabhängig vom guten Zweck etwas Besonders ab. Es war wohl zuletzt im Jahr 1985, als sich bei einem Kulturmarkt die Bad Vilbeler Chöre zusammengefunden hatten, um unter der Leitung des unvergessenen Karl Küster auf der Kurhausbühne den Gefangenenchor aus Verdis „Nabucco“zu singen. Diesmal ging es differenzierter zu. Zuerst Helfrichs „zwischenTöne“ – ein Chor, der filigrane Musik wie ein Stück aus dem „Gesang eines welken Baumes und der Sonne“ bot und dem voll auf die Musik konzentrierten Auftritt entsprechend höflichen Beifall erntete. Da hatten es die Leute vom „Frohsinn“ unter Leitung von Oliver Seiler mit ihrem Programm aus der 125-Jahrfeier direkt auf Zuhörermitwirkung angelegt.

Ganz in weiß gekleidet, dem Motto „Lust auf Meer“ entsprechend, wurde „Spaß und Unterhaltung rübergebracht“, wie es als Moderator der Schauspieler Helmut Winkelmann, ebenfalls ganz in weiß, angekündigt hatte. „So weit weg von mir“, sangen die Massemer und zum ersten Mal an diesem Abend war das Publikum hin und weg. Klatschte und wiegte sich mit zur Musik und johlte zum Schluss. Da hatte es der Musikschulchor „Vil-belCanto“ ruhiger angehen lassen. In korrekter schwarz-weißer Chorkleidung sang der ansonsten während der Burgfestspiele eher locker auftretende gemischte Chor unter anderem ein „Halleluja“ oder aus dem Musical „Sweet Chartity“ „The Rhythm of life from“. Der in diesem Jahr auf Rock and Soul gestimmte „Gospeltrain“, mit 72 Mitwirkenden der größte Chor, intonierte noch mit Vil-belCanto“ „Africa“ und dann brachten die Frauen und Mannen von Thorsten Mebus mit Band die Halle zum Schwingen, dass die Wände wackelten. „Jump“, „Get together“oder „You are Good“ waren Ohrwürmer, die das Publikum in Stimmung brachten. Alle über 200 Mitwirkenden sangen zum Abschluss Michael Jacksons „You are not alone“ – das konnten die glücklichen Gäste aus Grimma aus vollem Herzen unterschreiben: Sie sind nicht allein!