79 Kinder erlebten in dieser Woche in der Dortelweiler Regenbogenschule ihren ersten Schultag. Wir haben einige ABC-Schützen im Vilbeler Stadtteil besucht.
Bad Vilbel. Ein schelmisches Grinsen fährt dem sechsjährigen Julius durchs Gesicht, als er gefragt wird, was sich für ihn mit der Einschulung ändert: „Man kann nicht mehr spielen, sondern man lernt.“ Wie das genau funktioniert, ist dem ABC-Schützen mit der drolligen Zahnlücke noch nicht ganz klar, aber eines kann er schon ganz gut: Rechnen.
Ein Gladbach-Fan
Dass 83 + 10 = 93 ist, hat Julius sofort parat. Und das liegt nicht zuletzt an seinem zwei Jahre älteren Bruder Justus, der bereits die dritte Klasse besucht. „Als Justus bei uns zu Hause mal Blitzrechnen geübt hat, war sein Interesse geweckt. Er hat sich dazugesetzt und dann leichtere Aufgaben gelöst“, erzählt Ines Heckert-Tekotte, die Mutter der beiden Jungs, die mit ihrem Mann eine Tierarztpraxis auf dem freien Areal gegenüber der B3-Auffahrt besitzt. Dieses Anwesen ist ein Paradies: Direkt hinter dem Haus blickt man auf die Pferdekoppel, rechts zum Taunus und links zur Skyline. Und das prägt auch den Berufswunsch vom kleinen Julius: „Bauer“ will er werden.
Die größte Leidenschaft kann er aber auch gleich hinter dem Haus ausleben; denn dort auf dem Rasen stehen zwei Tore, und auf diesem kleinen Fußballplatz toben sich Julius und Justus gemeinsam mit Freunden regelmäßig aus. Wie sein Vater Johannes, so ist auch Julius ein großer Gladbach-Fan. Und natürlich blinkt auch auf seinem Schulranzen ein Fußballer hervor, noch passender ist aber die Schultüte gehalten: ganz in Grün, Schwarz und Weiß, den Vereinsfarben von Borussia Mönchengladbach, außerdem ist der Einschulungstag und der Name „Julius“ mit großer weißer Schrift zu lesen. So schön das elterliche Anwesen auch ist, es hat auch einen Nachteil. Während die anderen Kinder der Dortelweiler Regenbogenschule nach gut drei Wochen in der Regel allein zu Fuß zur Schule gehen sollen, ist das für Julius noch nicht möglich.
„Deswegen bringe ich ihn zunächst mit dem Auto zur Schule oder wir fahren gemeinsam mit dem Rad“, sagt Mutter Ines. Sie setzt darauf, dass Julius vielleicht bald wie sein älterer Bruder Justus eine Sondergenehmigung erhält, dass er schon früher mit dem Fahrrad zur Schule fahren darf – normalerweise ist dies erst ab der vierten Klasse er-laubt, wenn die Kinder ihren „Fahrrad-Führerschein“ absolvieren.
Während für die eine Mutter vieles vertraut ist, ändert sich für die andere Mutter ganz viel: Nicole Tropea-Köster hat mit Luna, Laura und Chiara Drillinge, die jetzt eingeschult werden. „Wir müssen uns komplett neu ausrichten“, sagt die Italienerin, die als Ingenieurin Projekte bei der Bahn steuert. Das fängt schon beim morgendlichen Ritual an. Währen die Drillinge sonst in der Regel kurz vor neun Uhr im Kindergarten ankamen, müssen sie jetzt spätestens um 7.30 Uhr aus dem Haus sein. „Da müssen sich die Kinder sputen“, sagt Vater Ulf Köster, Leitender Angestellter bei der Telekom.
Rabatt für Drillinge!
Aber auch finanziell ist der Sprung in die Schule ein gewaltiger für die Kösters: Während sie vorher 150 Euro gezahlt haben, fallen nun fast 900 Euro pro Monat an Gebühren für den Hort an. Da gab es auch keinen Rabatt für die Drillinge, das sieht die Gebührenordnung des Vereins für familienbegleitende Erziehung, der den Hort betreut, nicht vor. „Es ist wirklich schade, dass hier die sozialen Kriterien bei den Gebühren keine Rolle spielen“, sagt Ulf Köster. Um diesen Mehraufwand zu stemmen, wird Nicole Tropea-Köster ihre Wochenstundenzahl erhöhen – zunächst für ein Jahr. „Das ist ein erheblicher Mehraufwand für mich“, räumt sie ein.
Aber auch für ihre Kinder bringt der Gang in die Schule eine gewaltige Umstellung mit sich. Während die Drillinge im Kindergarten auf drei verschiedene Gruppen verteilt waren, gehen sie nun gemeinsam in eine Klasse. „Im Kindergarten hatten wir sie bewusst so aufgeteilt. Das war gut, weil sie sich so selbst entwickeln konnten. Aber der Aufwand mit drei Elternabenden und der unterschiedlichen Sozialisierung wäre in der Schule einfach zu hoch“, erklärt Ulf Köster. Er bedauert es aber, dass seine Töchter nicht mit einem Kind aus ihrem Kindergarten in einer Klasse sind: „Das beunruhigt mich schon etwas, weil sie da keine anderen Kinder kennen und sie ja eher etwas introvertiert sind.“ Aber er findet es umgekehrt gut, dass die Kinder einmal pro Woche in der Grundschule italienisch lernen können – und bei den Drillingen ist auch Vorfreude zu spüren. „Ich freue mich darauf, jetzt mit Laura und Luna in einer Gruppe zu sein“, sagt Chiara.