Sobald die Nordumgehung im November eröffnet wird, kann ein ganzer Stadtteil aufatmen. Die Eröffnung der Umgehung macht den Weg frei, damit die Ortsmitte runderneuert werden kann. Und das wird richtig teuer.
Karben. Das Ambiente am namenlosen, zentralen Platz Groß-Karbens ist nicht besonders toll. Zwar plätschert der Kreuzgassbrunnen, und das Schloss von Leonhardi zeigt seine Schokoladenseite. Doch beherrscht der graue Asphalt der riesigen Kreuzung die Szene.
Das Ende der Tristesse im Ortskern aber naht. Sobald die Nordumgehung im November in Betrieb geht, wird die Verkehrsbelastung im Ort sinken. „Wir können nun mehr Flair schaffen“, freut sich Bürgermeister Guido Rahn (CDU).
Die Pläne für den Umbau wurden über mehrere Jahre zusammen mit den im Arbeitskreis Dorferneuerung engagierten Einwohnern erarbeitet. Denn der Umbau der Ortsdurchfahrt soll das Finale der Dorferneuerung werden.
Massive Bauarbeiten
Auf 1,2 Kilometern Länge wird die Ortsdurchfahrt erneuert, die nach Eröffnung der Umgehung von der Landes- zur Stadtstraße abgestuft wird. Hinzu kommen je gut 100 Meter Baustelle in der Heldenberger Straße nördlich der Ludwigstraße und in der Parkstraße.
Auf dieser Ost-West-Achse sollen die Bauarbeiten beginnen, weil sie hier am massivsten ausfallen. So müssen die Stadtwerke laut ihres technischen Geschäftsführers Michael Quentin einen neuen, zusätzlichen Regenwasserkanal verlegen, über den das Oberflächenwasser aus dem künftigen Baugebiet Am Kalkofen an der Waldhohl zur Nidda geleitet wird.
Auch Wasserleitungen und Kanal werden erneuert. Zusätzlich klinken sich die Stadtwerke in die Bauarbeiten auf dem 300 Meter langen Abschnitt der Nord-Süd-Achse der Bahnhofstraße zwischen Weingarten- und Parkstraße ein und werden auch dort die alten Leitungen im Boden ersetzen. Bis in die Tiefe grundlegend erneuert werden müsse die Durchgangsstraße zwischen der Ecke Weingartenstraße und der Ludwigstraße äußerst dringend. „Nach viereinhalb Jahrzehnten ist sie einfach kaputt“, so Rahn.
Nach dem Umbau sollen die Gehwege erheblich breiter sein als heute. Damit die Gehwege breiter werden können, wird die Fahrbahn schmaler. Sie behalte im Minimum aber fünf bis sechs Meter Breite, damit die Linienbusse weiter durchfahren können. Die Enge soll den Verkehr zusätzlich bremsen und die Umgehung als Alternative schmackhaft machen. „Wir wollen den Durchgangsverkehr raushalten“, sagt Rahn. Selbst Bewohner aus dem Norden und Osten des Ortes könnten ja schneller über die Nordumgehung ins Stadtzentrum fahren.
Nachdem der Friedhofsvorplatz bereits neu gestaltet wurde, sollen mit der Straßenerneuerung auch der Lindenplatz sowie der zentrale Platz am Schloss Leonhardi gänzlich neu gestaltet werden. An letzterem sollen die Bushaltestellen ersatzlos entfallen – weil die benachbarten laut Stadt nah genug sind.
Ein paar Parkplätze können deshalb entstehen, vor allem aber mehr Platz für die Außenbestuhlung der angrenzenden Lokale. Der Kreuzgassbrunnen jedoch bleibt dort, wo er heute ist: „Er würde einen Umzug nicht überleben“, sagt Guido Rahn.
Bevor die Groß-Karbener ihre neue Ortsmitte genießen können, müssen sie tapfer sein: „Es wird eher zwei Jahre dauern, bis alles fertig ist“, sagt Guido Rahn. Aktuell liefen die finalen Planungen, Anfang 2017 könnten die Ausschreibungen starten. Das Vorhaben komme auf Kosten von 2,5 bis drei Millionen Euro, rechnet der Bürgermeister vor. (den)